- Der Poller in der Bremer Langenstraße sorgt seit Jahren immer wieder für Aufsehen durch Fehlfunktionen und skurriles Verhalten, was Lesestoff für die Glossen bietet.
- Ein Video eines Pressehaus-Mitarbeiters zeigt den Poller an einem Samstagabend, wie er unregelmäßig hoch- und herunterfährt und dabei blinkt, was dokumentiert wurde.
- Nach der auffälligen Störung musste die swb den Motor austauschen, da der Poller durch die übermäßige Bewegung defekt war, was erneut Kosten verursacht hat.
Mehr anzeigen
Weniger anzeigen
Hatte ich vom Poller geschrieben? Hatte ich? Von seinen Leiden, wenn er mal wieder verletzt wurde? Und seiner Lust, aufmüpfig zu sein und verrückt zu spielen?
Ja, hatte ich. Oft sogar. Seit Jahren sorgt der kleine Kerl in der Bremer Langenstraße für Lesestoff. Unerschöpflich, seine Geschichten. Die Leute fragen schon danach, wollen mehr davon: Wie geht es ihm, was macht er?
Tja, was macht er? Unsinn in diesem Fall, barer Unsinn. Ein echtes Spielkalb, dieser Kerl, Schabernack ohne Ende – und wo nimmt er das nur her, in seinem elektronischen Gehirn? Sind das schon die Auswüchse von Künstlicher Intelligenz? Hat der Poller sich verselbstständigt?
Vieles geschieht wahrscheinlich im Geheimen, der Poller nur für sich, damit nicht gleich wieder alles an die große Glocke gehängt wird und die Techniker kommen, um den Bengel zu bändigen. Doch dieses Mal ist er ertappt worden, und nicht nur das: Sein Treiben wurde dokumentiert. Ein kleiner Film, der draus geworden ist, ein Filmchen, knapp länger als eine Minute.
Das Video, aufgenommen von einem wachen Kollegen aus dem Pressehaus, zeigt die Langenstraße, es ist ein Sonnabend und schon dunkel. Im Fokus: der Poller – wie er hoch- und runtergeht, nicht in einem Rutsch, sondern mit einem sekundenkurzen Stopp zwischendurch. Putzig, wenn dabei seine Hutkrempe blinkt, ganz so, als sollte auf den Jux noch einer obendrauf kommen.
Hoch und runter, die ganze Zeit und auch auf die Gefahr hin, dass jemand zu Schaden kommt. Denn klar, lustig ist das nicht mehr, wenn der Poller sich urplötzlich als Hindernis auftut.
Doch wie’s so ist und wie es Muddern schon wusste, als sie damals ihren allzu wilden Kindern eine Warnung zusprach: Nach Lachen kommt Weinen! Und so muss das auch unser Poller erleben. Die rasche, stockende Bewegung, tausendmal hintereinander, noch häufiger sicher, eine Dauerübung. Diese unablässige Anstrengung – das geht auf Muskeln und Pumpe. Poller kaputt, aber so richtig: Herztransplantation. Die Männer von der swb rücken an und tauschen den Motor aus. Knochen, Sehnen, Bänder und Muskeln – alles hat’s schon mal getroffen. Aber das jetzt? Schlimm.
Poller, besinn dich, du bist nicht mehr der Jüngste, ein Veteran schon fast. Lass den Quatsch, lass ihn einfach, auch wenn ich weiß, dass du das nicht kannst mit deinem sturen Kopf. Irgendwann, wirst sehen, werden sie dir deswegen den Garaus machen. Quatsch, werden sie sagen, können wir ertragen. Die Kosten nicht.
Der Poller mal wieder am Boden – Techniker rücken an, und die Polizei ist auch da.
Foto:
Jürgen Hinrichs