Es ist Dieter Hecking anzuhören, dass er die Geschehnisse noch nicht abgehakt hat. Mitte September trennten sich die Wege von Bundesliga-Absteiger VfL Bochum und dem 61-Jährigen. Nach der Abwärtsspirale des Saisonstarts – der VfL steht aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz – zogen die Verantwortlichen die Reißleine. Im Podcast „Immer Theater mit Danni“ von Radio Bochum, unter anderem auf radiobochum.de zu hören und überall, wo es Podcasts gibt, spricht der Ex-Trainer exklusiv mit Moderatorin Danni Rösner über seine Entlassung, die Gründe für das Aus und seine Pläne für die Zukunft.

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Fünf Spiele, vier Niederlagen, die Bilanz von Dieter Hecking zum Saisonstart der zweiten Liga war erschreckend. Mit seinem frühen Aus hatte er dennoch nicht gerechnet: „Es kam für mich überraschend. Nicht wegen der sportlichen Ergebnisse, das kann man einordnen, die waren einfach nicht gut.“ Er habe dem Gremium die geforderte Analyse des Fehlstarts vorgelegt, die er selbst als „einleuchtend“ bezeichnet, „aber da muss natürlich auch die Bereitschaft da sein, diesen Weg zu gehen.“ Dass dieser nach dem Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus holprig werden könnte, das habe er von Beginn an offen kommuniziert. Der große Umbruch im Kader, Verletzungssorgen und auch eine nicht optimal verlaufende Transferphase gibt Hecking unter anderem als Gründe an. Nachtreten gegen seine ehemaligen Vorgesetzten wolle er aber definitiv nicht. Besonders in Geschäftsführer Ilja Kaenzig habe er „vom ersten Tag an ein Riesenvertrauen“ gehabt und dies auch bis zum letzten Tag behalten. Auch dem in die Kritik geratenen Ex-Sportchef Dirk Dufner macht Hecking für die Kaderzusammenstellung keinen Vorwurf: „Auch Dirk wollte in bester Absicht einen guten Kader zusammenstellen. Ich bin weit davon weg, die Schuld bei einem zu suchen.“

Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum.

Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum.
© dpa | David Inderlied

Dieter Hecking räumt Fehler ein: „Vielleicht hätten wir das aufarbeiten müssen“

Die Mannschaft und die Fans habe er nicht verloren, weshalb der abrupte Abschied bei ihm „eine Wunde hinterlassen habe“ und das Gefühl, präsent sei, dass er ein Versprechen nicht habe halten können. Nachdem Klassenerhalt in der vergangenen Saison „aus unterschiedlichsten Gründen“ nicht funktioniert habe, sei es Heckings Ziel gewesen, in der zweiten Liga den Neustart einzuleiten. Doch schon mit der Niederlage gegen den SV Darmstadt seien alte Wunden wieder aufgerissen worden. Die Abwärtsspirale setzte sich ligaübergreifend fort. Der Umgang mit den wachsenden Zweifeln, die seine Spieler bei Rückständen auch auf dem Feld gezeigt hätten, sei etwas, mit dem er in der Rückbetrachtung anders umgehen würde, sagt der Ex-VfL-Trainer: „Vielleicht hätten wir da den Finger drauflegen müssen, das aufarbeiten müssen, dass das auf dem Kopf raus ist.“

Eine Rückkehr zum VfL schließt Hecking, zumindest unter den aktuellen Verantwortlichen aus. „Dann würde ich mein Gesicht verlieren“, sagt er. Das Vertrauen sei verloren. Doch was folgt stattdessen? „Ich fühle mich gut. Ich habe die Power, ich brauche keine lange Auszeit“, sagt Hecking, der bereit für eine neue Herausforderung wäre. Geduld, um einen ruhigen Alltag Zuhause zu führen habe er nicht. „Ich bin jemand, der immer in der Tretmühle sein will.“

Aufgezeichnet wurde die Folge bereits am 1. Oktober, bevor bekannt wurde, dass Uwe Rösler als neuer VfL-Coach auf Interimstrainer David Siebers folgen wird. Den ganzen Podcast zum Nachhören gibt es hier, oder überall, wo es Podcasts gibt.