Am 26. Oktober werden wohl so viele Menschen wie noch nie gleichzeitig 42,195 Kilometer durch Frankfurt laufen. Der Frankfurt-Marathon profitiert bei seinem Melderekord vom landesweiten Laufboom. Fast jeder Stadt-Marathon von Bonn über Hamburg bis Köln hat Rekorde vermeldet, Berlin ist sowieso seit Jahren ausgebucht.
Der Hauptgrund für die derzeitige Begeisterung der Menschen am lockeren Joggen wie am ambitionierteren Laufen ist die Corona-Pandemie: Die Zwänge zur Vereinzelung und monatelange Schließungen von Fußballplätzen, Sporthallen und Fitnessstudios haben viele zum Laufen gebracht und in der Folge die Lust auf Leistungssteigerung geweckt. Der Marathon als der mystisch überhöhte Klassiker des Ausdauersports wurde für viele das ultimative Ziel der Selbstbestätigung.
In diesem Jahr werden sich bis zum Startschuss wohl 17.000 Menschen anmelden für die Strecke durch die Straßenschluchten. Selbst in der früheren Hochphase der Marathonbegeisterung vor mehr als einem Jahrzehnt, der in den Jahren vor Corona ein Tal folgte, waren nie so viele Anmeldungen eingegangen. Vor der Pandemie war der Marathon sogar in einer Krise, in Frankfurt registrierte man rückläufige Teilnehmerzahlen. Ein weiteres Zeugnis des Tiefpunkts war das Ende des Gutenberg-Marathons. Dieser wurde 2024 in einen Halbmarathon umgewandelt und erfreut sich in Mainz nun wie der Frankfurt-Marathon größter Beliebtheit.
Reines Marathonerlebnis in Frankfurt
Hinter beiden Läufen steckt die Veranstalteragentur Motion Events, die mit ihrem Macher Jo Schindler an der Spitze eine klare Strategie verfolgt hat. In Frankfurt blieb man stets der Tradition treu, allein eine Marathonstrecke anzubieten und nicht wie bei vielen vergleichbar großen Laufereignissen die Möglichkeit zu eröffnen, nach kürzerer Distanz zur Ziellinie abzukürzen. Das sorgt für ein reineres Marathonerlebnis, weil die Läufer nicht ständig mit anderen ihre Wege kreuzen, deren Tempo auf kürzere Distanzen ausgelegt ist. Lediglich Staffeln, die die Marathonstrecke auf vier Läufer aufteilen, beeinflussen das Laufverhalten im Pulk.
Der klare Kurs in Frankfurt ist ein Grund für die Beliebtheit des Laufs selbst über die Grenzen Deutschlands hinaus: Aus Frankreich, England oder auch Spanien kommen Jahr für Jahr viele ambitionierte Hobbyläufer, weil sie sich hier die besten Bedingungen erhoffen für eine persönliche Bestzeit.
Der Frankfurt-Marathon stößt wegen des Zieleinlaufs in der Festhalle, der atmosphärisch ein Alleinstellungsmerkmal ist, an Grenzen. Mehr Teilnehmer sind deshalb wohl nicht möglich. Eine derart erzwungene Verknappung hat aber auch Gutes: Entgegen dem gängigen Streben nach einem „höher, schneller, weiter“ wird eine Teilnahme umso begehrter.