Die Ausstellung „The Nova Exhibition“ in Berlin auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof erinnert an den Horror des 7. Oktober auf einem Musikfestival in Israel. Einer der Macher, Ofir Amir (42), überlebte das Hamas-Massaker nur knapp. Das ist seine Geschichte.
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Berlin – Ofir Amir sagt, die Nacht vom 6. Oktober 2023 auf den 7. in Israel war magisch. Mit Freunden hatte er seit Jahren Trance-Festivals in der Natur veranstaltet, und das „Nova-Festival“ in der Nähe von Gaza war das größte. 4000 Menschen aus der ganzen Welt waren zusammengekommen, um das Leben zu feiern.
Als am 7. Oktober die Sonne aufging, stand Ofir Amir gerade am DJ-Pult und erlebte, wie die Masse in Ekstase tanzte. Da flogen auf einmal hunderte Raketen aus Gaza. Schnell war klar: Der Raketenabwehrschild Iron Dome würde diese Massen schwer aufhalten können. Erste Nachrichten kamen, dass Terroristen nach Israel vorgedrungen waren. Da hörte Amir auch schon die ersten Schüsse. Die Hamas-Mörder waren da.
Ein Hamas-Mörder schießt am 7. Oktober 2023 in einen Raketenschutzraum am Nova-Festival. Hier hatten sich viele zuvor Feiernde in Panik versteckt
Foto:
Er und sechs Freunde quetschten sich in einen BMW, versuchten, dem Blutbad zu entfliehen. „Zwei Kugeln schlugen durch die Tür und trafen meine Beine“, sagt er.
Der Fahrer drückte aufs Gas, und sie entkamen fürs Erste. Amir rief seine Frau an. Sie war im 9. Monat schwanger. Er log sie an, sagte, dass alles in Ordnung sei. Er wollte nicht, dass ihr oder dem Ungeborenen aus Panik etwas zustößt.
Ofir Amir (42) hat den Terror vom 7. Oktober knapp überlebt. Er wuchs bis zu seinem 11. Lebensjahr in Deutschland auf und spricht fließend Deutsch. Seine Großeltern aus Berlin hatten den Holocaust überlebt
Foto: Tom Shohat
Flucht in den Orangenhain
Auf der Straße wurden sie nochmals beschossen, danach gab der davon beschädigte Motor seinen Geist auf. Der Fahrer rollte mit letzter Kraft in einen Orangenhain, die Freunde schlugen sich in die Büsche, ein weiterer Schwerverletzter blieb auf der Beifahrerseite sitzen. Ofir Amir schaffte es nur auf den Boden vor der Hinterbank.
Als Ofir Amir schwer verletzt im Orangenhain lag, legte er sein verletztes Bein hoch. Immer wieder wurde er ohnmächtig, die ganze Zeit versuchte er, seine Frau zu beruhigen
Foto: Ofir Amir
„Ich lag da vier Stunden, und es gelang mir, meine Beine mit T-Shirts abzubinden“, sagt er. Seine Frau beruhigte er weiter, während er um sich herum die Schüsse der Mörder hörte. Der Verletzte, der im Auto sitzen geblieben war, starb an einer Halswunde. Schließlich wurden sie von israelischen Zivilisten geborgen.
Heute kann Amir wieder laufen. Seine Tochter Eliana ist vier Wochen nach der Terror-Attacke zur Welt gekommen. Mit anderen Überlebenden hat er eine Ausstellung entworfen, die an den Horror des 7. Oktober erinnern soll.
Im Krankenhaus konnte Amir wieder von seiner Frau in die Arme geschlossen werden
Foto: Ofir Amir
Vom 7. Oktober bis 16. November 2025 kommt diese Ausstellung nach Berlin. Alle Exponate stammen vom Original-Festivalgelände, darunter zerschossene Dixie-Klos, Zelte, Batik-Tücher. Ein Nachbau eines Raketen-Bunkers, in dem sich bis zu 40 Menschen versteckten und die meisten davon mit Granaten ermordet wurden. Überlebende werden als Zeugen vor Ort sein; in Amerika fand die Wanderausstellung mehr als eine halbe Million Besucher.
Ein Original-Zelt vom Festival-Gelände
Foto: The Nova Exhibition
Einer von Ofir Amirs besten Freunden, Elkana Bohbot (36), ist immer noch in Geiselhaft in Gaza. „411 Festival-Besucher wurden ermordet, 44 nach Gaza verschleppt. Etwa 700 der Überlebenden trauen sich bis heute nicht aus dem Haus. Wir wollen, dass die Menschen das nicht vergessen“, sagt Amir.
Eine Gedenkwand mit Fotos der Terror-Opfer ist auch Teil der Ausstellung
Foto: The Nova Exhibition
Was ist Amirs Hoffnung?
Was ist seine Hoffnung für Israel und die Palästinenser?
Amir: „Krieg ist niemals gut. Aber die Pro-Palästina-Demonstranten wissen oft nicht einmal, wofür sie demonstrieren. Ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem wir wieder miteinander leben können.“ Sollte es Anti-Israel-Proteste bei der Ausstellung geben, würde er die Demonstranten einladen, zu reden. „Wir hassen nicht“, sagt er.
Bei dieser Pro-Palästina-Demo in Berlin wird ein Transparent mit der Aufschrift „From every river to every sea“ gezeigt – so soll offenbar die verbotene Parole „From the river to the sea“ umgangen werden, die eine Auslöschung Israels fordert
Foto: Olaf Selchow
Und er hofft, dass ein Festival wie Nova bald wieder in Israel möglich ist – ohne Angst vor Terror. Amir: „Wir werden wieder tanzen!“