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Die Stadtwerke Offenbach setzen Heißwasser-Schaum ein, um die Ausbreitung der Ameisenkolonien einzudämmen und Schäden an Gebäuden zu verhindern.
Offenbach – Zwar heißt sie Große Drüsenameise (Tapinoma Magnum), doch eigentlich ist sie kleiner als die heimische Ameise: Die invasive Art aus dem Mittelmeerraum treibt seit einigen Monaten auch in Offenbach ihr Unwesen. Die Stadtwerke haben mittlerweile in Absprache mit Experten für die Ameisenart Mitarbeiter in der Bekämpfung geschult.
„Inzwischen melden sich vier- bis fünfmal in der Woche Bürger beim Ordnungsamt wegen der Tapinoma Magnum“, sagt Christian Loose, stellvertretender Leiter des Eigenbetriebs. Rund um den Friedhof Bürgel sowie beim Baugebiet Bürgel-Ost, in der Innenstadt zwischen Großem Biergrund und Schöner Aussicht und auf der Hafeninsel beim Lofthaus Molenpark hat die invasive Art Kolonien gebildet. Sie ist dafür gefürchtet, kilometerlange Tunnel zu graben und sich immens zu vermehren. Die Tunnel gefährden Wege und Gebäude, außerdem dringen die Ameisen in Verteilerkästen ein und verursachen Kurzschlüsse und Brände. In Bürgel habe es schon Brände an der Elektrik gegeben, weiß Loose.
Wasser marsch: Mit einem 90 Grad heißen Wasser-Schaumgemisch bekämpft Eugen-Ilie Predai vom Stadtservice an der Walter-Spiller-Brücke die invasive Ameisenart. © Sommer, Frank
„Wir arbeiten eng mit den Eigentümern zusammen, denn es ist sinnvoll, dass wir uns bei der Bekämpfung abstimmen“, sagt Loose. Wie sehr sich die Ameisenart inzwischen ausgebreitet hat, zeigt Tobias Milbrat von der Qualitätssicherung der Stadtwerke, der sich in der Bekämpfung hat schulen lassen: Auf dem Gehweg an der Walter-Spiller-Brücke weist er auf die Ameisen hin, die dort sichtbar herumkrabbeln. Doch erst als er eine Gehwegplatte anhebt, lässt sich das ganze Ausmaß erahnen: Der Sand zwischen den Platten ist längst von den Ameisen abgetragen, aus allen Ritzen strömen tausende Ameisen hervor. „Am Haus drüben waren die bis in den dritten Stock überall an den Fenstern“, sagt er und weist auf das Lofthaus.
Zurückdrängen mit heißem Wasser
Sein Kollege Eugen-Ilie Predai schaltet unterdessen den Durchlauferhitzer auf dem Wagen der Stadtwerke an, das Wasser im Tank wird auf 90 Grad erhitzt. „Anschließend wird Maisstärke beigemischt“, sagt Milbrat, so entsteht ein Heißwasser-Schaumgemisch, das von Experten zur Bekämpfung empfohlen wird. 1000 Liter passen in den Tank, für einen Tageseinsatz müsse noch viermal nachgefüllt werden, sagt Predai.
Mit einer Lanzenspritze setzt er am Gehwegpflaster an, das heiße Wasser sprudelt zwischen den Ritzen hervor – und schwemmt tausende Ameisen heraus. Schon nach kurzer Zeit ist wenige Meter entfernt zu sehen, wie Massen an Ameisen aus den Gängen flüchten, am unteren Teil der Walter-Spiller-Brücke wimmelt es von Ameisen. Wenn montags bekämpft wird, kontrollieren beide mittwochs. „Es sind dann deutlich weniger Ameisen – aber ganz weg werden wir sie nie bekommen, da sind sich auch alle Experten einig“, sagt Milbrat. Es ginge darum, die invasive Art zurückzudrängen, ergänzt Loose. „Das wird eine Aufgabe für Jahre sein“, sagt er.
50000 Euro für Bekämpfung bereitgestellt
Der Bürgersteig an der Walter-Spiller-Brücke glänzt inzwischen vor Nässe, Predai hat an mehreren zuvor gekennzeichneten Stellen das Wasser-Schaumgemisch in die Gänge gespritzt. Dennoch sind überall Ameisen zu sehen, es ist ein ungleicher Kampf. „Es ist eine echte Sisyphusarbeit“, sagt Milbrat. Er zieht sein Smartphone aus der Tasche und ruft ein Video auf. „Das stammt von einer Hausbesitzerin aus Bürgel“, sagt er. Zu sehen ist ein Kasten für die Türklingel, der über und über mit weißen Ameiseneiern gefüllt ist. „Die Besitzerin muss jeden Tag die Eier entfernen“, sagt er.
50 000 Euro hat die Stadt für die Bekämpfung der Tapinoma Magnum derzeit bereitgestellt, sagt Kämmerer Martin Wilhelm (SPD). Er appelliert eindringlich daran, dass sich Eigentümer befallener Grundstücke mit der Stadt bei der Bekämpfung absprechen, nur so könne effektiv gegen die Ameisen vorgegangen werden.
Eingeschleppt werden die Ameisen oft als blinde Passagiere von Zitronen- oder Olivenbäumen. „Wer sich so was kauft, sollte den Baum mehrere Tage ins Wasser stellen, damit die Ameisen absterben“, rät Milbrat. Denn sonst könne man unwissentlich den Grundstein für eine neue Kolonie der invasiven Art legen, die dann bleiben wird.