Der Neubau eines Geschäftshauses zwischen Obernstraße und Lloydpassage dauert länger. Wurde zuletzt eine Fertigstellung Mitte bis spätestens Ende 2026 angekündigt, dürfte es nun 2027 werden. Mirko Domke von der Pro Managed Consulting (PMD) vertritt den Bauherrn und spricht optimistisch von „spätestens Anfang 2027“. Die Hotelgruppe Stay Kooook, die in dem Gebäude ein neues, wohnungsähnliches Übernachtungskonzept realisieren will, hat auf Nachfrage mitgeteilt, dass sie aktuell mit einer Eröffnung im zweiten Quartal 2027 plant.
Es ist nicht die erste Verzögerung bei dem Bauvorhaben. Bereits 2021 hatte der Projektentwickler HD Gruppe aus Berlin das Projekt vorgestellt und eine Fertigstellung für Anfang 2024 angekündigt. Auf der rund 1200 Quadratmeter großen Grundfläche, wo seit dem Abriss des zuletzt als Esprit-Kaufhaus dienenden Vorgängerbaus seit einigen Monaten die derzeit größte Baulücke der Innenstadt klafft, soll eine siebengeschossige Immobilie mit etwa 7700 Quadratmetern Bruttogrundfläche entstehen.
Neben dem Hotel sind dabei auch Büroflächen und im Erdgeschoss Einzelhandelsflächen vorgesehen. Dort soll eine Rossmann-Filiale einziehen, entsprechende Vereinbarungen sind bestätigt. Ob dies aber bedeutet, dass die nur rund 100 Meter Fußweg entfernte Filiale am Hanseatenhof schließt, ist nicht bekannt. Rossmann will sich dazu nicht äußern.
Der ursprüngliche Hauptmieter ist abgesprungen
Eine Baugenehmigung für das gesamte Projekt wurde im November 2022 erteilt – doch dann passierte rund zwei Jahre lang nichts. Die ursprünglich als Ankermieter vorgestellte Novum Hospitality Hotelgruppe, die hier Service-Apartments realisieren wollte, war zwischenzeitlich abgesprungen.
Erst Mitte 2024 wurde die aus der Schweiz nach Deutschland expandierende Stay Kooook als Hauptmieter präsentiert. Dahinter steckt die SV Group, die insgesamt 31 Hotels betreibt, vor allem als Franchisenehmerin von Hyatt- und Marriott-Häusern. Auch von der Boutiquehotelmarke Moxy zählen mehrere Hotels dazu, unter anderem der Standort in Bremen in der Überseestadt. Stay Kooook Hotels gibt es in Deutschland bislang nur in München und Leipzig.
Zu diesem Zeitpunkt war die Fertigstellung für Ende 2025 angekündigt, doch es dauerte noch einmal bis zum vergangenen April, bevor überhaupt die Abrissarbeiten begannen. Dabei ist es laut Domke erneut zu Verzögerungen gekommen. „Es kam mehrfach zu Unterbrechungen, weil immer wieder Verbindungen zu Nachbargebäuden entdeckt wurden, die im Vorfeld nicht ersichtlich waren und statisch begutachtet werden mussten.“ Dazu hätten sich behördliche Hürden gesellt, weil man Sondergenehmigungen brauchte, um das ganze Abbruchmaterial abzutransportieren.
Domke gibt sich aber weiterhin optimistisch, das Gebäude jetzt vergleichsweise schnell errichten zu können. „Der Geschäftsführer des mit dem Bau beauftragten Generalunternehmens hat uns zugesichert, dass während der Rohbauphase alles darangesetzt wird, die Zeit wieder aufzuholen.“
Der Hauptgrund für einen nun eher schnellen Fortgang ist allerdings der Plan, für den Neubau die bestehende Kellersohle des Vorgängerbaus als Fundament weiter zu nutzen. Sie wurde darum beim Abriss absichtlich erhalten. Das Vorgehen spart langwierige Tiefbauarbeiten und eine neue Pfahlgründung, wie sie unweit davon beim Bau des neuen Essighauses notwendig war. Gut ein Jahr dauerte an der Langenstraße allein diese Bauphase.
Sich diese Zeit zu sparen, war von Anfang an vorgesehen, aber ob das wirklich klappt, konnte erst jetzt nach dem Abriss verlässlich geprüft werden. Tatsächlich kamen laut Domke zahlreiche Hohlräume und alte Leitungsgänge unter der Sohle zum Vorschein. „Auch diese mussten statisch geprüft und teilweise erst verfüllt werden“, begründet er letzte Verzögerungen. Aber dennoch sei der Plan aufgegangen. Die bestehende Sohle bleibe weitestgehend erhalten. „Lediglich Öffnungen müssen hergestellt werden, um Fundamente für Stützen, Fahrstühle und den Kran einbauen zu können.“
Letzteres ist in der vergangenen Woche geschehen: Ein Kranfundament wurde direkt in die Mitte der Bodenplatte gegossen, ein erstes gelbes Turmelement ragt bereits daraus hervor. Es ist nach dem Abriss das bislang sichtbarste Zeichen eines Baufortschritts.
Das Gebäude soll dann nach und nach um den Kran herum entstehen, der am Ende Stück für Stück wieder herausgehoben wird. Die dabei zurückbleibenden Öffnungen in der Bodenplatte und den Geschossdecken müssen am Ende nachträglich geschlossen werden.