 Aus einer neuen US-Studie geht hervor, dass fettreiche Ernährung jene Nervenzellen beeinträchtigt, die für das Gedächtnis zuständig sind. Bild: Pexels
Aus einer neuen US-Studie geht hervor, dass fettreiche Ernährung jene Nervenzellen beeinträchtigt, die für das Gedächtnis zuständig sind. Bild: Pexels    Lisa Seyde     08.10.2025 – 06:08 Uhr   6 min
    Lisa Seyde     08.10.2025 – 06:08 Uhr   6 min   
Fettreiches Essen schadet der Figur – und dem Gehirn. Eine aktuelle US-Studie zeigt, dass sich schon wenige Tage mit Junkfood messbar auf die Gedächtnisleistung auswirken. Doch diese Wirkung sei wieder umkehrbar, so die Forschenden.
Junkfood ist ein abwertender Begriff (von engl. junk, Müll, Schrott), der Burger, Pommes, Hotdogs, Currywurst und andere Speisen umfasst, die als ernährungsphysiologisch minderwertig gelten – bei gleichzeitig hoher Kalorienzahl.
Die Untersuchung der University of North Carolina (UNC) belegt, dass bestimmte Nervenzellen im Hippocampus besonders empfindlich auf fettreiche Ernährung reagieren – im Gehirn ist der Hippocampus zuständig für Erinnerungen und Lernprozesse. Bereits nach wenigen Tagen mit einer ungesunden, fettreichen Diät werden die sogenannten CCK-Interneuronen überaktiviert, weil sie die Zucker- bzw. Glukoseaufnahme nicht mehr regulieren können. Durch diese Überaktivität leidet letztlich auch die Gedächtnisfunktion.
CCK-Neuronen produzieren Cholecystokinin (CCK), das ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn sowie im Verdauungssystem vorkommt und etwa das Sättigungsgefühl, die Magenentleerung, aber auch die Gedächtnisleistung und Angst reguliert.
Durch fettreiche Ernährung gestört
Die Studie entstand unter Leitung von Juan Song, Professorin für Pharmakologie und Mitglied des UNC Neuroscience Center, sowie Erstautor Taylor Landry, und wurde im Fachjournal Neuron veröffentlicht. „Wir wussten, dass Ernährung und Stoffwechsel die Gesundheit des Gehirns beeinflussen können“, erklärt Song.
Aber wir hatten nicht erwartet, eine so spezifische und verletzliche Zellgruppe im Hippocampus zu finden, die direkt durch kurzfristige fettreiche Ernährung gestört wird.
Am meisten überraschte die Forschenden, wie schnell die Zellen ihre Aktivität nach einer reduzierten Zuckerzufuhr änderten – und dass das allein bereits das Gedächtnis beeinträchtigte.
 Die gute Nachricht: Der negative Effekt lässt sich durch eine gesunde Ernährungsweise wieder umkehren. Bild: jeandelafountain0/Pixabay
Die gute Nachricht: Der negative Effekt lässt sich durch eine gesunde Ernährungsweise wieder umkehren. Bild: jeandelafountain0/Pixabay
An Mäusen wurde untersucht, wie sich eine typische Junkfood-Diät auswirkt. Schon vier Tage nach Beginn der fettreichen Ernährung zeigten die Tiere deutliche Veränderungen in der Aktivität ihrer CCK-Interneuronen. Die Zellen wurden ungewöhnlich aktiv, was die Verarbeitung von Erinnerungen im Hippocampus störte.
Auffällig war, dass die Auswirkungen zeitlich noch vor einer Gewichtszunahme oder dem Ausbruch von Diabetes messbar waren – das Gehirn reagiert also schneller und empfindlicher als andere Organe.
Ernährungsgewohnheiten wirken sich also stärker aus, als lange angenommen. Die Ergebnisse zeigen auch, wie eng Gedächtnisfunktionen an den Stoffwechsel geknüpft sind. Ein dauerhaft hoher Konsum gesättigter Fette könne sogar das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz erhöhen, so die Autorinnen.
Wirkung umkehrbar
Doch die negativen Effekte lassen sich auch umkehren: Wird der Zuckerstoffwechsel im Gehirn stabilisiert, normalisiert sich auch wieder die Aktivität der überreizten Nervenzellen. Die Gedächtnisprobleme verschwanden in den Tierversuchen vollständig. Ebenfalls bemerkenswert war, dass bereits kurze Fastenzeiten nach einer ungesunden Diät ausreichten, um die Hirnfunktion zu verbessern.
Diese Arbeit zeigt, wie schnell das, was wir essen, die Gesundheit des Gehirns beeinflussen kann – und wie frühe Interventionen, ob durch Fasten oder Medikamente, das Gedächtnis schützen und das Risiko langfristiger kognitiver Probleme senken könnten.
Song sagt, dass solche Strategien langfristig helfen könnten, die wachsende Belastung durch Demenz und Alzheimer im Zusammenhang mit Stoffwechselerkrankungen zu verringern. Dadurch werde eine ganzheitlichere Versorgung möglich, die Körper und Gehirn gleichermaßen berücksichtige.
Frühzeitig gegensteuern
Künftig wollen die Forschenden untersuchen, wie genau die glukoseempfindlichen Nervenzellen die Hirnrhythmen stören, die für Erinnerungen zuständig sind. Außerdem soll getestet werden, ob sich die Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen. Dabei geht es etwa um Medikamente oder Lebensstilfragen.
Während das Bewusstsein für Herz-Kreislauf-Risiken durch ungesunde Ernährung schon lange geschärft ist, zeigt sich nun, dass auch das Gehirn unmittelbar leidet. Schon wenige Tage mit Cheeseburgern und Fritten reichen offenbar, um die empfindlichen Nervenzellen aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Es lohnt sich also, dem frühzeitig entgegenzusteuern. Eine ausgewogene Ernährung, bewusste Pausen zwischen den Mahlzeiten oder medizinische Behandlungen könnten kognitive Funktionen erhalten – und altersbedingten Erkrankungen vorbeugen.
Quellenhinweis:
Landry, T., Perrault, L., Melville, D., Chen, Z., Li, Y.-D., Dong, P., Farmer, W. T., Asrican, B., Lee, H., Zhang, L., Sheehy, R. N., Damian, C., Collins, T., Stewart, N., Anton, E. S., & Song, J. (2025): Targeting glucose-inhibited hippocampal CCK interneurons prevents cognitive impairment in diet-induced obesity. Neuron.
 
				
	

