Banana Blaze und Strawberry Cough sind eher mild, Permanent Marker dagegen kräftiger: Pascal Mely aus dem Vorstand des Bremer Cannabis Social Clubs Hanse High erklärt die verschiedenen Sorten, die der Verein seinen Mitgliedern anbietet. Fünf sind es insgesamt, mit verschiedenen Stärken. Jede Cannabissorte wird in einem Bremer Labor auf den Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol getestet. Alles wird sorgfältig dokumentiert.
Seit das Konsumcannabisgesetz im April 2024 in Kraft getreten ist, dürfen Anbauvereinigungen Cannabispflanzen kultivieren und ihre Produkte in limitierten Mengen an ihre Mitglieder weitergeben. Es gelten dafür strenge Auflagen, deren Einhaltung von den Behörden überwacht wird. Hanse High hat als erster Bremer Verein im November 2024 eine Lizenz erhalten und gerade die zweite Ernte abgeschlossen. Als zweiter Verein steht Werder High in den Startlöchern. Die offizielle Lizenzübergabe stehe zwar noch aus, sagt Vorstandsmitglied Volker Lux. Das Bremer Gesundheitsressort, das für die Genehmigungsverfahren und Kontrollen zuständig ist, habe aber bereits „grünes Licht“ signalisiert.
Anbauflächen schwer zu finden
Um eine Lizenz zu bekommen, müssen Vereine detaillierte Konzepte zu Anbau und Ausgabe einreichen und belegen, dass sie die gesetzlichen Bestimmungen und Sicherheitsvorgaben erfüllen. „Das Ganze ist mit sehr viel Arbeit und hohen Hürden verbunden“, blickt Mely zurück. Die größte Herausforderung stellte für Hanse High jedoch die Anmietung einer geeigneten Anbaufläche dar, erzählt er weiter. Denn so wie für den öffentlichen Konsum gelten auch für den Anbau strenge Abstandsregelungen zum Beispiel zu Kitas, Schulen, Spiel- und Sportplätzen. Die Möglichkeiten für eine Produktion im Bremer Stadtgebiet seien daher äußerst begrenzt. Außerdem muss das Gebäude passen, ergänzt Mely: „Wir hantieren mit Pflanzen, Erde und Bewässerungssystemen, damit kann man nicht in den dritten Stock ziehen.“
Der Verein Werder High hat vergleichbare Erfahrungen gemacht und schließlich nur seine Ausgabestelle in der Stadt Bremen eingerichtet. Der Anbau wird laut Vorstandsmitglied Anna Mahnke im Umland stattfinden. „Wir haben in Bremen keinen Vermieter gefunden, der unserer Nutzung zustimmt“, bedauert sie. „Es ist noch nicht in den Köpfen angekommen, dass der Anbau durch einen Verein jetzt legal ist.“ Strenge Vorschriften gibt es aber auch für die Ausgabestelle, führt Mahnke weiter aus. Das Cannabis muss einbruchsicher gelagert werden, größere Hinweisschilder sind nicht erlaubt. Alles soll diskret bleiben.
Lizenz in Aussicht: Volker Lux, Anna Mahnke und Raphael Hähndel (v.l.) vom Verein Werder High wollen in Kürze mit dem Anbau starten.
Foto:
Ulrike Peters
Mitglieder aus verschiedenen Altersstufen
Anbauvereinigungen dürfen nur Mitglieder aufnehmen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Beide Bremer Vereine zählen aktuell rund 150 Mitglieder, maximal 500 dürfen es laut Gesetz werden. Bei Hanse High ist eine Aufnahme erst ab einem Alter von 21 Jahren möglich, sagt Mely. Hintergrund ist die Regelung, dass junge Menschen zwischen 18 und 21 Jahren ausschließlich Cannabis erhalten dürfen, das einen THC-Gehalt von zehn Prozent nicht überschreitet. „Wir müssten einen Teil unserer Fläche für eine entsprechende Sorte reservieren“, erklärt er. „Unsere Anbaukapazität ist aber begrenzt.“ An Mitglieder ab 21 Jahren dürfen die Vereine laut Gesetz 50 Gramm pro Kalendermonat weitergeben, hier darf auch der THC-Gehalt höher sein.
Das Interesse an einer Mitgliedschaft ziehe sich durch alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten, haben die Vorstände der beiden Vereine festgestellt. „Das geht vom 20-jährigen Azubi über den angestellten Akademiker bis hin zum Rentner“, meint Lux. „Die weitverbreiteten Klischees passen nicht.“ Manche Mitglieder würden aus medizinischen Gründen Cannabis konsumieren, etwa zur Schmerztherapie, dem überwiegenden Teil gehe es aber um Freizeitkonsum. Junge Menschen seien in den Vereinen kaum anzutreffen, erzählen die Vorstände. Der Altersdurchschnitt liege bei Ende 40, Anfang 50. Dass gerade der Anteil der Generation 60 plus bei Hanse High sehr hoch ist, habe ihn sehr überrascht, räumt Mely ein.
Sicherheit im Fokus
Wer sich für die Mitgliedschaft in einem Anbauverein entscheidet, dem sind Qualität und Sicherheit wichtig, stellen die Vorstände gleichermaßen fest. Beim Cannabis aus Apotheken handele es sich um ein Industrieprodukt, was viele Konsumenten nicht möchten. Das Cannabis, das auf der Straße verkauft wird, sei „eigentlich immer gefährlich, weil es durch viele Hände geht und synthetisch behandelt ist“, sagt Mely. Auch Raphael Hähndel von Werder High warnt vor dem Schwarzmarkt: „Gutes Cannabis bedeutet: eine einzige Zutat – komplett unbehandelt. Das kann man von Straßen-Cannabis nicht behaupten.“
Cannabis-Clubs, die sich über Mitgliederbeiträge und Abgabepreise finanzieren und nicht gewinnorientiert arbeiten, könnten ihren Mitgliedern dagegen ein sicheres Produkt anbieten, da sie die Pflanzen natürlich anbauen und jede Ernte im Labor überprüfen lassen. In Bremen nimmt die Gesundheitsbehörde zusätzlich Stichproben, um sicherzustellen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Nach Ansicht der Vorstandsmitglieder der beiden Clubs war die Teillegalisierung ein wichtiger Schritt, weil Konsumenten dadurch entkriminalisiert und der Schwarzmarkt zurückgedrängt würden. Die Erlaubnis, für den Eigenbedarf selbst anzubauen, sei ebenfalls hilfreich. „Nur mit legalen Bezugsquellen kann man den Cannabis-Schwarzmarkt ausbremsen, meint Lux. „Es würde keinen Sinn machen, das Gesetz jetzt wieder zurückzunehmen.“