Chemnitz. 

Ein thorakales Aortenaneurysma ist eine krankhafte Ausweitung der Brustschlagader (Aorta thoracica). Es handelt sich um eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die etwa 6 von 100.000 Menschen betrifft. Meist sind Männer über 60 Jahren betroffen – sie erkranken rund fünfmal häufiger als Frauen.

Besonders schwierig wird die Behandlung, wenn auch Gefäßabgänge aus der Hauptschlagader (z. B. zu Armen oder Kopf) betroffen sind. Hier ist höchste Präzision gefragt.

Weltneuheit in Chemnitz: Erster Einsatz des Tianyi-Stents

Dem Gefäßzentrum des Klinikums Chemnitz ist eine medizinische Premiere gelungen: Erstmals in Europa wurde ein komplexes Aneurysma der Brustschlagader mit dem neuen Tianyi®-Stentsystem erfolgreich und minimalinvasiv behandelt.

Früher waren bei solchen Eingriffen teure Sonderanfertigungen nötig, die Wochen in der Herstellung dauerten. Der neue Stent dagegen ist modular anpassbar: Er kann während der Operation so verändert werden, dass auch seitlich abgehende Gefäße versorgt bleiben – ohne Maßanfertigung, sofort einsetzbar.

Wie funktioniert das neue Stentsystem?

Ein besonderer Abschnitt des Stents ist mit einer dünnen Membran überzogen. Diese lässt sich im Körper gezielt durchstoßen – z. B. mit einem feinen Interventionsdraht. Darüber kann ein weiterer Stent als Seitenabzweigung eingeführt werden.

Diese Technik nennt man „In-situ-Fenestration“ – also das Erzeugen einer Öffnung direkt im eingesetzten Stent, genau dort, wo ein Seitengefäß liegt. Diese Methode spart Zeit, Kosten und erhöht die Flexibilität bei der OP-Planung.

Vorteile für Patientinnen und Patienten

  • Keine Wartezeit auf individuelle Stents
  • Sichere Versorgung auch bei komplexen Befunden
  • Geeignet für ältere Menschen – wegen minimalinvasiver Technik

Deutlich kürzere OP-Zeiten

Der erste Patient war 81 Jahre alt und hatte ein bereits eingerissenes Aneurysma im Bereich der linken Armarterie. Die Operation erfolgte über zwei kleine Zugänge – in der rechten Leiste und am linken Arm. Dauer: rund zwei Stunden. Ergebnis: keine Komplikationen – der Patient erholte sich schnell.

Zentrum mit Erfahrung

Das Gefäßzentrum am Klinikum Chemnitz gehört bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Gebiet. Besonders bei minimalinvasiven Verfahren verfügt das Team über langjährige Erfahrung.

„Diese Therapien erfordern ein eingespieltes Team, höchste Präzision und moderne Technik“, erklärt Dr. med. Thomas Grube, Leiter der endovaskulären Gefäßchirurgie. „Oft entscheiden kleinste Details über den Erfolg.“

Auch Dr. Sven Seifert, Chefarzt und Leiter des Gefäßzentrums, betont:

„Mit dieser Methode können wir Notfälle schneller und planbare Eingriffe effizienter durchführen – ohne die lange Wartezeit auf Sonderanfertigungen.“