Wer aber bei diesen schwierigen Themen eine gedämpfte Grundstimmung des Buchs erwartet hatte, täuschte sich: Autor Bjerg hatte mit seinem fein-trockenen Humor die Gäste quasi von Beginn an für sich eingenommen, und sein Witz war auch in den Zeilen des Buchs zu spüren. „Großartig, wie man so was Trauriges mit kleinen Seitenhieben in eine andere Richtung drehen kann“, fand Moderatorin Braun nach der Lesung einer Passage über den Besuch in der Psychiatrie, in der der Freund nach seinem Selbstmordversuch gelandet war.
Der Autor kennt die Situation selbst, er besuchte Freunde in der Psychiatrie, wie auch fast alle Protagonisten im Buch reale Vorbilder haben. Die reale „Vera“ sei nach der Publikation begeistert zu ihm gekommen und habe bestätigt: „Ja, genau so bescheuert war ich damals.“ So fühlte sich vielleicht mancher an diesem Abend an die Zeit vor einem halben Jahrhundert erinnert, eine Zeit in der Deutschland geteilt war, man für Wehrdienstverweigerung durchaus ins Gefängnis kommen konnte und Bietigheim-Bissingen entstand. Viel Gesprächsstoff also für den gemeinsamen Ausklang nach der Lesung – und für die nächsten Veranstaltungen. Jonathan Lung