Es dürfte die wohl umfassendste Sammlung an Ulmer Münzen sein, die je zusammengetragen wurde, meint Kristina Angerstein vom Münchner Auktionshaus Gorny und Mosch. Der Sammler war dabei kein gebürtiger Ulmer, sondern ein ehemaliger US-Soldat, der Mitte der 50er Jahre für einige Monate dort stationiert war. Zeit genug, sich in die Stadt zu verlieben. Doch nun will er sich von seinem Schatz trennen.
In den 90ern kehrte der Ex-GI Bill Castenholz zusammen mit seiner Frau nach Ulm zurück. Als er dort zufällig ein Münzgeschäft entdeckt hatte, wurde der Grundstein gelegt. „Mit der Gründlichkeit eines amerikanischen Numismatikers“, wie er selbst sagt, begann er zu sammeln, um die Geschichte und Kultur der ehemaligen freien Reichsstadt in historischen Münzen und Medaillen so vollständig wie möglich zu dokumentieren. Das ist ihm gelungen.
Castenholz älteste Münzen stammen aus dem 12. Jahrhundert
Castenholz Sammlung ist auf mehr als 200 Münzen und Medaillen angewachsen. Die ältesten Stücke, frühe Ulmer Pfennige, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Bis in die 1780er Jahre wurden in Ulm Münzen geprägt, schreibt das Auktionshaus. Auch solche Münzen konnte Bill Castenholz ergattern, dazu weitere Raritäten wie ein Doppeldukat von 1730, laut Auktionshaus das erste Exemplar, das seit 75 Jahren in den Handel kommt.
Vor allem aber sind es die Medaillen und Abzeichen, die einen lebendigen Einblick in die Geschichte Ulms geben. Neben einigen neueren Stücke aus dem vergangenen Jahrhundert konnte der Sammler auch Medaillen erwerben, die in der reformierten Stadt zum 100. und 200. Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther geprägt wurden.
Goldener Dukaten soll mehr als 20.000 Euro einbringen
Trotz aller Sammelleidenschaft ist für Bill Castenholz nun die Zeit gekommen, sich von seinem Schatz zu trennen. Er will die Kollektion an eine neue Generation übergeben. Den Verkauf wickelt das Münchner Auktionshaus Gorny und Mosch ab. Dessen Mitarbeiterin Kristina Angerstein zeigt sich begeistert von der Sammlung und schreibt, sie umfasse „Raritäten von unschätzbarem historischem und numismatischem Wert“. Doch die geplante Auktion spreche nicht nur Münzliebhaber an, meint Angerstein. Sie biete jedem die Möglichkeit, ein Stück Ulmer Identität zu erwerben. Die Schätzpreise für einzelne Münzen beginnen schon im zweistelligen Bereich. Einzelne Raritäten dürften mehrere tausend Euro einbringen, bis zum Ulmer Dukaten, der mit 20.000 Euro ausgerufen werden soll.
Die Versteigerung findet am Donnerstag, 16. Oktober, ab 14 Uhr bei Gorny & Mosch in München vor Ort und online statt. Interessierte können die Sammlung vorab besichtigen. Einen ausführlichen Katalog zu den 210 Losen stellt das Haus auf Anfrage und online zur Verfügung. (AZ)