Für Katja Weßling, die in Augsburg die vegane Fleischerei in der Altstadt betreibt, ist es eine denkbar schlechte Nachricht. „Als ich davon erfahren habe, war ich schockiert“, erzählt sie. Der Grund für ihre Aufregung ist die Abstimmung vom Mittwoch im EU-Parlament, nach der Begriffe wie „Veggie-Wurst“ oder „Soja-Schnitzel“ von den Verpackungen pflanzlicher Fleischalternativen verschwinden sollen. Rechtskräftig ist der Beschluss noch nicht. Erst wenn alle 27 EU-Staaten zustimmen, tritt das Gesetz in Kraft. Sorgen um ihr Geschäft macht sich Katja Weßling jetzt aber dennoch – und ist damit in Augsburg nicht allein.

Katja Weßling ist der Ansicht, dass Bezeichnungen wie „Veggie-Schnitzel“ keineswegs irreführend sind. Dass eine Mehrheit im EU-Parlament das anders sieht, versteht sie nicht. „Das macht mich wirklich ungläubig“, sagt sie. „Wenn die Menschen einkaufen gehen, können sie doch zwischen echtem Fleisch und Ersatzprodukten unterscheiden.“ Die Tatsache, dass die Produkte in ihrer veganen Fleischerei Namen wie „Keine Leberwurst“ oder „Keine Salami“ tragen, schütze sie wohl nicht vor einer möglichen Umbenennungspflicht. „Ich fürchte, dass uns das Wort ,keine‘ vor den jeweiligen Produktnamen nicht helfen wird“, so Weßling. „Denn am Ende des Tages steht ja das Wort Leberwurst trotzdem auf dem Ettiket.“

Mögliches Verbot von „Veggie-Wurst“: „Müssen jetzt besprechen, wie es weitergeht“

Über mögliche neue Wortschöpfungen habe sie sich aber noch keine Gedanken gemacht, sagt die Chefin der veganen Fleischerei. „Wir müssen das jetzt im Team besprechen, wie es weitergeht.“ Sollte das Gesetz final durchgehen, sieht Weßling aber auch in der Namensgebung der veganen Fleischerei ein Problem, da diese de facto ja keine echte Fleischerei sei.

Fabian Schneider arbeitet am Mittwoch an der Verkaufstheke. Er fürchtet auch einen finanziellen Schaden. „Es ist für uns sehr wichtig, dass ein veganer Salami-Stick in Zukunft auch so heißen darf. Alles andere verkauft sich erwiesenermaßen schlechter.“ Auch die Kundschaft im Geschäft nimmt den Gesetzesentwurf mit einem Kopfschütteln entgegen. „Für mich ist das reine Stimmungs- und Meinungsmache“, sagt Birgit Obermaier, die in der veganen Fleischerei hin und wieder vegane Würstchen kauft. „Welchen Fleischkonsumenten sollte das denn stören? Unter dem Begriff ,Wurst‘ verstehe ich primär die Form und nicht den Inhalt.“

Veganes Gasthaus „Rübenrot“ in Augsburg: Zwischen Fassungslosigkeit und Schmunzeln

Die Diskussion um Veggie-Schnitzel und Co. beschäftigt auch Inhaberin Katja Kaminski vom veganen Gasthaus „Rübenrot“. Sie schwankt noch zwischen Fassungslosigkeit und Schmunzeln. „Ich kann diesen Gesetzesentwurf einfach nicht ernst nehmen. Mit solchen Entscheidungen werden doch nur unsere Steuergelder verschwendet“, sagt Kaminski. Geht es nach der Wirtin, müsse man nach dieser Logik künftig auch darüber diskutieren, ob Begriffe wie „Fruchtfleisch“ und „Scheuermilch“ noch verwendet werden dürften.

Wie sie ihre Speisen sonst nennen soll, ist ihr ein Rätsel. „Soll ich das Soja-Schnitzel in Zukunft ,panierte Seitan-Scheibe‘ umbenennen oder was?“ Kaminski sieht die mögliche Gesetzesänderung als vollkommen überflüssig an: „Es ist für mich noch keine Katastrophe, weil das, was gerade besprochen wird, einfach nicht ernst zu nehmen ist.“ Kaminski bleibt gelassen und hofft, dass die EU-Länder bei der kommenden Abstimmung die Zukunft der Veggie-Wurst nicht aufs Spiel setzen.

  • Katharina Rack

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