Ein junger Mann spielt Klavier und singt in ein Mikrofon, eine junge Frau spielt Saxophon und ein weiterer Mann Kontrabass.

Stand: 08.10.2025 20:14 Uhr

Im November erscheint das zweite Album von Betterov. Als exklusiven Vorab-Einblick hat er ein Konzert im Rolf-Liebermann-Studio beim NDR in Hamburg gegeben – und dabei die Geschichten hinter den Songs erzählt. NDR 2 und NDR Kultur streamten das Konzert live – der Videomitschnitt folgt in Kürze.

von Matthes Köppinghoff

Ein junger Mann auf einer Bühne, spielt Klavier und singt in ein Mikrofon.

Betterov, bürgerlich Manuel Bittorf, erzählt in seinen Songs sehr persönliche Geschichten.

Bad Salzungen liegt in Thüringen und ist ein staatlich anerkanntes Sole-Heilbad. In dieser Stadt kommt am 7. Februar 1994 Manuel Bittorf alias Betterov zur Welt. Bis zu seiner Bühnen-Person ist es da zwar noch ein paar Jahre hin, doch schon früh ist Betterov von Musik fasziniert. Besonders Bruce Springsteen hat es ihm angetan. Die Liebe zum „Boss“ bekommt er vom Papa mit auf den Weg. Als Teenager kommt er auch mit Nirvana in Berührung, was ihn wiederum dazu bewegt, selbst Gitarre spielen zu lernen.

Über Eisenach nach Berlin

Allerdings führt der Weg nicht direkt auf die Bühne – aber das sind ja auch ohnehin die besseren Geschichten. So beginnt er eine Ausbildung zum Industriemechaniker, bricht sie aber wieder ab. Stattdessen gibt es für Manuel Bittorf das Abitur, etwas Leichtathletik, aber nebenbei immer die Musik; Gitarre, Klavier, Violine und auch Gesangsunterricht. An einem Theater in Eisenach kümmert sich Bittorf um die musikalische Produktion. 2015 zieht er in das große Berlin.

Die Hauptstadt mag für ihn zunächst noch furchteinflößend sein, doch in der Metropole ist man auch deutlich näher dran an anderen Musiker*innen und der Szene. Er fasst Fuß und wird dazu von der Popakademie Baden-Württemberg gefördert. Seinen Künstlernamen leiht er sich zu einem Teil bei einer Nebenfigur der Olsenbande. Betterov ist aber auch ein Spiel mit seinem Nachnamen Bittorf. Als Betterov kann er unter anderem auch für die Kaiser Chiefs im Vorprogramm auftreten.

Deutschsprachiger Indie-Rock mit Tiefgang

Eine junge Frau spielt Saxophon, ein junger Mann sitzt am Flügel und singt in ein Mikrofon, ein weiterer Mann spielt Kontrabass.

Im Rolf-Liebermann-Studio stellte Betterov mit seiner Band sein neues Album vor und erzählte die Geschichten hinter den Songs.

Betterov spielt und spielt und spielt, sehr zur großen Freude der Indie-Pop-Rock-Gemeinde, für die er auch beim Reeperbahn Festival 2020 auftritt. Im gleichen Jahr veröffentlicht er seine erste EP „Viertel vor Irgendwas“. Die sechs Songs sind reinster und feinster Indie-Rock mit deutschsprachigen Texten, mit melancholischen Alltagsbeobachtungen und einer intimen Direktheit.

Während Betterov in seinen Liedern über Zweifel, Ängste, aber auch Sehnsüchte, der Schönheit im Zerbrechlichen singt, wird seine Musik oft auch mit der von Drangsal verglichen. Bei Betterov hingegen hört man die Reminiszenzen noch deutlicher heraus. Konkreter: Indie-Rock mit Post-Punk-Einfluss, nämlich düster, sphärisch, trotzdem gibt es Ausflüge in Wave und Pop.

Auf den Bühnen macht er sich immer mehr Fans. Ohnehin: Mit Bands wie Trümmer, Isolation Berlin und Blond, wie auch Solo-Künstler*innen wie dem bereits erwähnten Drangsal, dazu Edwin Rosen und Paula Hartmann, befindet sich Betterov in angesagter Gesellschaft.

Ein junger Mann sitzt am Flügel, spielt und singt in ein Mikrofon.

Mit seinen intimen Songtexten und der feinfühligen Musik trifft Betterov einen Nerv der Zeit.

„Neue Neue Deutsche Welle“ wird das ironisch genannt, aber die wiederentdeckte Melancholie im deutschsprachigen Pop spricht vor allem junge, kulturinteressierte Erwachsene an. Und genau für diese Zielgruppe sitzt Betterov live oft auch nur am E-Piano. In dieser nochmals intimeren Form erstrahlen seine Songs noch eindringlicher, es sind sehr besondere Konzert-Momente.

Großer Erfolg mit dem Debütalbum „Olympia“

Die Zeit für das sehnlichst erwartete Debütalbum kommt 2022: Mit dem Musikproduzent Tim Tautorat, der auch schon mit AnnenMayKantereit, Provinz oder Jeremias gearbeitet hat, beginnt er die Arbeit an „Olympia“. Der Erfolg ist beachtlich: Als Indie-Newcomer steigt Betterov in die Albumcharts auf Platz 5 ein. Beim Musikvideo zu „Bring mich nach Hause“ sitzt Musik-Kollege Drangsal hinten im Taxi, die Resonanz bei Kritiker*innen und Fans fällt durchaus positiv aus.

Wieder folgen Konzerte, die Zuschauer*innen werden immer mehr, die Shows und Festivals größer. Seinem Sound bleibt er treu, also den kantigen Gitarrenwänden wie bei Interpol und den NDW-Ausflügen – also der Neuen Deutschen Welle der 1980er-Jahre, wie auch Entlehnungen bei The Smiths, verbunden mit deutschen Texten. Kurz: Betterov trifft einen Nerv. Bei seinen Wurzeln kann er sich auch klanglich verbeugen, so ist er auch an dem Tribut-Sampler „Wolf Biermann Re:Imagined: Lieder für Jetzt!“ beteiligt.

Cover des Albums "Re:Imagined" mit Songs von Wolf Biermann

22 junge Musikerinnen und Musiker interpretieren Biermanns Werke auf einem Album zu Ehren des Liedermachers.

Das neue Album: „Große Kunst“

Nun steht das zweite Album „Große Kunst“ in den Startlöchern, am 7. November wird es veröffentlicht. So viel sei verraten: Es ist ein opulentes Werk, die Interpol-Gitarren und NDW-Exkursionen gibt es immer noch – seinen Sound hat Betterov dazukommend erweitert, ausgebaut, verfeinert. In seinen Texten wird es persönlich, auch die DDR-Historie seines Vaters wird aufgearbeitet. Das Spiel zwischen laut, leise, melancholisch und komisch, das beherrscht Betterov sehr gut. So darf man sich definitiv darauf freuen, dass er mit „Große Kunst“ auch wieder auf Tour geht.