Szene aus dem Film "A House of Dynamite": Ein Mann in Militäruniform und mit Headset stützt sich an einem Pult ab

Stand: 09.10.2025 06:00 Uhr

Die amerikanische Filmemacherin Kathryn Bigelow war die erste Regisseurin überhaupt, die mit einem Oscar als beste Regisseurin ausgezeichnet wurde. Ihr neuester Film „A House of Dynamite“ wird Sie in den Kinosessel drücken.

von Anna Wollner

Es ist ein erschreckendes, aber leider nicht unrealistisches Ausgangsszenario in „A House of Dynamite“: Erst eine kleine Unregelmäßigkeit auf den Satellitenbildern, entdeckt von einer Militärbasis irgendwo am Rand der Welt, dann die richtige Deutung ranghoher Militärs und Mitarbeitenden des Weißen Hauses:

„Vor ungefähr drei Minuten haben wir über dem Pazifik eine Interkontinentalrakete entdeckt, und bei der momentanen Flugbahn wird der Einschlag irgendwo auf dem Festland der Vereinigten Staaten stattfinden.“

Filmszene

Wer entscheidet über das Schicksal von Milliarden Menschen?

Noch 15 Minuten bis zum Einschlag, und niemand weiß, woher die Rakete kommt. Diese insgesamt 18 Minuten – vom Abfeuern bis zum Einschlag – erzählt Bigelow fast in Echtzeit dreimal. Aus unterschiedlichen Perspektiven mit unterschiedlichen Blickwinkeln. Aus dem White House Situation Room, der zivilen Katastrophenhilfe, unterschiedlichen Militärstützpunkten, der Operationszentrale im Pentagon und des Oval Office.

„Es war wie dreidimensionales Schach, weil man mit Gleichzeitigkeiten arbeitet und gleichzeitig eine Erzählung vorantreiben muss“, erzählt die Regisseurin. „Aber mit jedem Kapitel erhält man mehr Informationen, die jedoch nicht unbedingt das Ergebnis verändern. Und genau darin liegt meiner Meinung nach das interessante Paradoxon, dass sich die Geschichte entfaltet und es dann dem Publikum überlässt, die Frage zu lösen.“

Der Film spielt fast überwiegend in geschlossenen Räumen, hochrangige Militärs und Mitarbeitende der Regierung hängen in Telefon- und Videokonferenzen, müssen innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen, von denen das Schicksal von Milliarden Menschen abhängt. Getrieben von einem packenden Soundtrack von Volker Bertelmann. Am Ende muss der von Idris Elba gespielte Präsident entscheiden, ob er selbst auf den roten Knopf drückt oder nicht.

Volker Bertelmann bei der Premiere in New York von "A House of Dynamite"

Im Thriller der Oscarpreisträgerin Kathryn Bigelow fliegt eine Nuklearrakete auf die USA zu. Die wuchtige Filmmusik liefert Volker Bertelmann.

„A House of Dynamite“ als Spiegel der aktuellen Realität

Bigelow mutet den Zuschauenden viel zu. Nicht in der drastischen Darstellung, sondern in der moralischen Ambiguität ihrer Erzählung. Am Ende sitzt der Präsident im Hubschrauber, hat vor sich einlaminierte Plastikkarten und muss sich für eine Vorgehensweise entscheiden. Die nukleare Auslöschung in unterschiedlicher Härte präsentiert wie das Mittagsmenü in einem Fastfood-Restaurant.

„Für mich musste der Film ein mehrdeutiges Ende haben, weil ich dem Publikum die Möglichkeit geben wollte, die Aussage zu vervollständigen“, sagt Bigelow. „Mit anderen Worten: Der Film wirft eine Reihe von Fragen auf, wie: ‚Was wäre, wenn?‘ und ‚Was tun?‘. Aber dennoch ist das, was das Publikum mitnimmt, wie es diesen Satz für sich beenden und das Problem lösen kann. Ich denke, das gibt dem Publikum eine enorme Verantwortung, denn das Schicksal der Welt liegt in seinen Händen.“

„A House of Dynamite“ wird so zu einem Kommentar auf unsere Realität – nicht nur auf der Leinwand. Eine nervenaufreibende Warnung an alle.

Szene aus dem Film "A House of Dynamite": Ein Mann in Militäruniform und mit Headset stützt sich an einem Pult ab

A House of Dynamite

Genre:
Drama
Thriller
Produktionsjahr:
2025
Produktionsland:
USA
Zusatzinfo:
mit Rebecca Ferguson, Idris Elba, Greta Lee und anderen
Regie:
Kathryn Bigelow
Länge:
112 Minuten
Altersempfehlung:
ab 12 Jahren
Kinostart:
9. Oktober 2025