Daimler und Bosch trugen einst den Gründergeist aus dem Kessel in die Welt – ihre Erben im Neckar Valley führen diese Tradition heute digital, mutig und mit viel Leidenschaft fort. Beim Gründerwasen geht es nicht nur um Bier, Ballermann-Hits oder um Best of Dirndl, sondern auch um die Zukunft des Landes. Wieder einmal zeigt sich: Mit Spaß geht vieles besser.

Über 1300 Gäste feiern am Mittwochabend Stuttgarts größte Startup-Party in der Almhütte Royal. Auf der Bühne provoziert Philipp Neuffer, CEO von fenster.com und einer der Sponsoren des Gründerwasens, mit einer steilen These: E-Mobilität müsse abgeschafft werden, um die heimische Autobranche zu retten. Dafür gibt es Applaus. Geklatscht wird auch für den sichtbaren Erfolg seines Unternehmens: Dank einer rasanten Expansion – befeuert nicht zuletzt durch TV-Spots mit Boris Becker – sucht Neuffer händeringend neues Personal. Während viele Firmen Stellen streichen, ringt er darum, seine ständig wachsende Zahl an Arbeitsplätzen zu besetzen.

Appell an einen Kompromiss vor dem Autogipfel in Berlin

So radikal wie Neuffer beim Autothema ist Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) nicht. Kurz vor dem Autogipfel im Kanzleramt spricht sie sich an diesem Abend aber klar dafür aus, das für 2035 geplante Verbot neuer Verbrenner zu überdenken: „Wir müssen technologieoffen bleiben“, betont sie. Den Kompromissvorschlag der Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Stephan Weil (SPD), Hybridfahrzeuge auch über 2035 hinaus zuzulassen, nennt sie einen „vernünftigen Weg“.

Die Veranstalter des Gründer-Wasens. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg „Mein Helfair“: Startup des Jahres 2025

Ein Höhepunkt des Abends, an dem auch OB Frank Nopper und seine Frau Gudrun Nopper teilnehmen, ist die Bekanntgabe der WahllApp-Abstimmung: „Mein Helfair“ ist das Startup des Jahres 2025! Die Plattform vereinfacht Nachbarschaftshilfe – junge Menschen unterstützen Ältere oder Familien bei alltäglichen Aufgaben wie Handyproblemen, digitalen Verwirrungen, Möbelaufbau oder Rasenmähen – gegen ein kleines Taschengeld. „Wir wollen zeigen, dass Hilfe im Alltag keine Frage von Alter oder Geldbeutel ist“, erklären die Leute von Mein Helfair.

Der Gründerwasen, sagen die Macher, übertrifft alle Erwartungen. „Das große Interesse mit über 1500 Anmeldungen beweise, dass Stuttgart wieder den Mut hat, groß zu denken“, sagt Johannes Ellenberg vom Stuttgarter Startup-Verein, der mit Philipp Hagebölling monatelang die Veranstaltung organisiert. Beide zeigen sich „überwältigt von der Resonanz“ – mehr als doppelt so viele Gäste wie erwartet sind gekommen. 30 Startup-Pitches werden an diesem Tag gezählt und 60 Aussteller sind gekommen.

Innovation als Motor für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Botschaft ist klar: Wer von einer Idee überzeugt ist, kann auch andere begeistern. Startups zwingen etablierte Unternehmen, innovativ zu bleiben und ihre Prozesse zu verbessern. Das steigert Produktivität, stärkt Wettbewerbsfähigkeit und fördert eine Kultur der Eigeninitiative.

Gäste beim Gründerwasen. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart Jonas Deichmann: Motivation im Bierzelt

Extremsportler und Weltumrunder Jonas Deichmann hält im Bierzelt eine fesselnde Motivationsrede. Trotz des Volksfestlärms wird es immer stiller, als er über mentale Stärke, Ausdauer und den Mut zum Unmöglichen spricht – Tugenden, die Gründer genauso brauchen wie Abenteurer.

Stuttgart als Ideenmetropole

Dass sogar Produzenten von „Die Höhle der Löwen“ ein Team zum Wasen schicken, zeigt, wie bedeutend Stuttgart für neue Ideen ist. Die Stadt erfindet sich neu. Dies gefällt auch zahlreichen Kreativen wie Künstler Tim Bengel oder Magier Thorsten Strotmann.