Das sind doch mal gute Nachrichten für Autofahrer in Düsseldorf: Eine Vollsperrung der Josef-Kardinal-Frings-Brücke ist vorerst vom Tisch. Die Substanz der fast 100 Jahre alten Rheinüberquerung zwischen Düsseldorf und Neuss hat sich in Untersuchungen für ein umfangreiches Gutachten laut Straßen-NRW als kritisch, aber ausreichend erwiesen.

Das bedeutet, dass die Brücke in den kommenden sechs Wochen auf beiden Fahrspuren zunächst in Fahrtrichtung Neuss und zeitnah auch in Fahrtrichtung Düsseldorf freigegeben werden kann. „Das soll auch langfristig so bleiben. Bis auf Weiteres können auch die Bahnen der Rheinbahn weiter über die Brücke verkehren, sofern sie Begegnungsverkehr ausschließen“, heißt es von Straßen-NRW. Das fertige Gutachten soll zum Jahreswechsel vorliegen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion präzisiert eine Sprecherin, dass das Ziel sei, in der Woche ab dem 10. November die zweite Fahrspur in Fahrtrichtung Neuss wieder zu öffnen. Weniger konkret sind die Angaben für die Gegenrichtung. Da müssen Autofahrer noch etwas mehr Geduld mitbringen. „Die Spur in Fahrtrichtung Düsseldorf soll bis Ende des Jahres folgen“, sagt die Sprecherin.

In den vergangenen Jahren hatte es regelmäßig Hiobsbotschaften zur Südbrücke gegeben. Schon 2022 dauerten Bauarbeiten nach festgestellten Mängeln stets länger als gedacht. Immer wieder konnte der Verkehr nur einspurig fließen. Seit Sommer 2024 wurde die Brücke in mehreren Bauabschnitten grundsätzlich instandgesetzt. Fahrbahnbelag, Übergänge und Brückenlager wurden erneuert. Vor allem aber stellte sich heraus, dass die Brücke in noch schlechterem Zustand war als bislang bekannt. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit wurde auf 30 Kilometer pro Stunde beschränkt, zudem sind seit dem nur noch Fahrzeuge mit einem Gewicht von maximal 7,5 Tonnen zugelassen.

Bislang war offen, ob das ausreicht. Sogar das Schreckensszenario Vollsperrung stand im Raum. Das aktuelle Gutachten bestätigt nun: Die Brücke kann nach aktuellem Stand bis zum geplanten Ersatzneubau in vielen Jahren weiter befahren werden.

Aber: Lkw mit einem Gesamtgewicht von über 7,5 Tonnen dürfen die Brücke weiterhin nicht nutzen. Immerhin ist ihr Zustand aber noch so stabil, dass nicht noch weiter auf 3,5 Tonnen abgelastet werden muss.

Damit das auch so bleibt, sind weitere Arbeiten an der Brücke nötig, die bereits angekündigt waren. „Es werden weiterhin umfangreiche Instandsetzungen durchgeführt, um sie bis zum Neubau unter Verkehr halten zu können“, sagt Projektleiter Leonard Schulte-Hammerschmidt. 2026 stehen Arbeiten an den Stelzenlagern sowie an den Deichbrücken an. Damit soll die Instandsetzung bis zum Abriss und Neubau abgeschlossen sein.

Wie genau der Zeitplan für diese Arbeiten aussieht, ist noch offen. Straßen-NRW sagt auf Nachfrage: „Die Detailplanung liegt noch nicht vor. Die zukünftigen Arbeiten sollen aber von unten stattfinden, die in der Regel keine Beeinträchtigung nach sich ziehen.“

Parallel läuft derzeit die Planung für den Ersatzneubau, den die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) übernimmt. Eine nachhaltige Ertüchtigung der bestehenden Brücke wird weiterhin nicht für möglich gehalten. „Eine umfassende Anpassung an die heutigen und künftigen Verkehrsanforderungen ist nicht möglich“, sagt Straßen-NRW.

Um die Brücke stärker vor untersagtem Lkw-Verkehr zu schützen, war im Juni 2025 ein Silhouettenblitzer installiert worden, der die Umrisse von Fahrzeugen erkennt und sie Gewichtsklassen zuordnet. „Damit konnte der unerlaubte Lkw-Verkehr deutlich gesenkt werden, aber noch nicht genug. Wenn wir die Belastung nicht reduzieren, besteht die Gefahr, dass die Brücke weiteren Schaden nimmt“, sagt Schulte-Hammerschmidt. Tatsächlich hatte der neue Blitzer zu Beginn Verstöße in Serie registriert.