Vor knapp fünf Jahren war Manuel Herder noch selbst Landtagskandidat. Der bekannte Verleger trat für die CDU im Freiburger Osten an, führte einen engagierten und aufwendigen Wahlkampf – und wurde dann doch deutlich von einer Grünen-Gemeinderätin aus dem Hochschwarzwald geschlagen. Später ergründete er das schlechte Abschneiden der Partei in einem Analysepapier, verbunden mit Tipps, was sie künftig besser machen könne.
Bei der nächsten Landtagswahl ist Herder (59) nicht mehr dabei. Hinter den Kulissen aber unterstützt er seinen Vornamensvetter, den CDU-Spitzenkandidaten Manuel Hagel: mit einem rechtzeitig vor dem Wahltermin im März erscheinenden Buch. Andere Politiker schreiben solche Bücher selbst oder lassen über sich schreiben. Für eine Biografie geben die 37 Lebensjahre des Ehingers indes wohl zu wenig her, und als strategischer Vordenker hat er sich bisher nicht positioniert. Die Lösung: Hagel wird Herausgeber, gemeinsam mit Herder.
Verlag und Partei hüllen sich in Schweigen
Offiziell gibt es keine Auskünfte zu dem weit fortgeschrittenen Projekt, weder vom Verlag noch von der Partei. Man äußere sich „nicht zu etwaigen Veröffentlichungsplänen“, teilt eine Herder-Sprecherin nur mit. Ähnlich bedeckt hält sich die Südwest-CDU. Doch die Vorarbeiten laufen bereits seit Monaten und haben sich inzwischen herumgesprochen. Geplant ist ein Band zum 75-Jahr-Jubiläum des Landes Baden-Württemberg. Das wird zwar erst 2027 gefeiert, dient aber als Aufhänger für eine umfassende Bestandsaufnahme.
Unter dem Arbeitstitel „Vielfalt – Vertrauen – Visionen“, heißt es in einem Expose, sammele man „prominente Stimmen aus den unterschiedlichsten Bereichen“. Genannt werden Wirtschaft, Kultur, Politik, Sport, Medien und Kirche. 75 Autoren sollen, jeweils aus ihrer persönlichen Sicht, die Kernfragen umkreisen: Was macht das Spezifische an Baden-Württemberg aus? Vor welchen großen Herausforderungen steht das Land, welche besonderen Chancen sollte es ergreifen? Jeder Autor bekomme bis zu drei Seiten und ein Porträtfoto. Angesprochen wurden potenzielle Verfasser vom einstigen CDU-Minister Christoph Palmer, der nach wie vor als breit vernetzt gilt und zum Beraterkreis von Hagel gehört. Das Kalkül: der CDU-Vormann soll als Integrator präsentiert werden, der ein breites Spektrum von Themen im Blick hat.
Buch über Özdemir wird bald vorgestellt
Von wem ging die Initiative zu dem Buch aus? Dazu gibt es konträre, informell jeweils dementierte Versionen: Mal soll es Hagel selbst, mal Palmer gewesen sein; Herder eher nicht. Ist es für den Verleger ein Buchprojekt, das, wie üblich, auf wirtschaftlichen Erfolg zielt? Oder eher eine geldwerte Hilfsaktion für die CDU, die womöglich als Spende zu deklarieren wäre? Auch dazu gibt es offiziell keine Auskunft. Herder gilt allerdings als ausgeprägt unternehmerischer Verlagschef, der stets Kosten und Erlöse im Blick habe; immerhin ist er ausgebildeter Controller. Nicht unüblich wäre es, wenn die CDU einen Teil der Auflage abnimmt. Warum aber die Geheimniskrämerei? Das Publikum, hört man, solle offenbar überrascht werden. Geplant sei ein größer Aufschlag zum Erscheinungstermin Anfang 2026.
Hagels Grünen-Kontrahent Cem Özdemir ist in puncto Buchprojekt übrigens schon weiter. Im November soll, mit Blick auf seinen 60. Geburtstag im Dezember, die „erste Biografie“ über ihn vorgestellt werden. „Brücken bauen“ hat das Journalistenpaar Johanna Henkel-Waidhofer und Peter Henkel den Band über das Leben des Politikers betitelt, der im Bonifatius-Verlag erscheint. Zur Präsentation in einem Weingut hat sich nicht nur Özdemir selbst, sondern auch der Vorwort-Autor angekündigt: Ex-Außenminister Joschka Fischer.