Drohnenflüge in Stuttgart: Immer mehr besorgte Blicke gen Himmel – Drohnen über Gelände der Uni Hohenheim Die Drohne der Uni Hohenheim hat einen Durchmesser von etwa 80 Zentimetern. Alle Flüge sind bei den zuständigen Behörden und der Polizei angemeldet. Foto: Universität Hohenheim/Murat/dpa

Über dem historischen Baumbestand kreisen immer wieder ferngesteuerte Flugobjekte – und scheinbar auch über Uni und Mensa. Das ist der Grund.

Das Thema ist in den Nachrichten omnipräsent: Drohnen sind in den vergangenen Wochen über Estland, Litauen, Polen, Dänemark und auch Deutschland gesichtet wurden. Man vermutet, dass Russland dahinter steckt. Und spätestens seit der Münchner Flughafen seinen Betrieb wegen dubioser Drohnenflüge unterbrechen musste, löst der Anblick ferngesteuerter Flugobjekte bei vielen Menschen hierzulande unwillkürlich ein mulmiges Gefühl aus.

Kein Wunder also, dass die Drohnen, die regelmäßig über den Gärten der Universität Hohenheim in die Himmel steigen, in den vergangenen Tagen vermehrt zu teils skeptischen, teils beunruhigten Blicken geführt haben.

Interessierte und besorgte Nachfragen

Interessierte Nachfragen zur High-Tech-Drohne habe es seit jeher immer wieder mal gegeben, sagt Helmut Dalitz, der wissenschaftliche Leiter der Hohenheimer Gärten. Doch bisher hätte bei den Spaziergängerinnen und Spaziergängern die Neugier überwogen. Und die Kolleginnen und Kollegen vor Ort hätten dann gerne aufgeklärt, was es mit dem neuen wissenschaftlichen Helfer auf sich hat.

Angesichts der aktuellen Schlagzeilen zu Drohnenvorfällen seien in den letzten Tagen allerdings auch erste besorgte Nachfragen eingegangen. Immerhin befindet sich der Stuttgarter Flughafen in unmittelbarer Nähe. „Wir möchten daher noch einmal ausdrücklich Entwarnung geben: Unsere Drohne ist freundlich gesinnt und steht ganz im Dienst unserer wertvollen Bäume“, sagt Helmut Dalitz.

Drohnenflüge haben einen wissenschaftlichen Hintergrund

Die regelmäßigen Drohnenflüge über Hohenheim sind keine Spielerei und schon gar nicht gefährlich. Sie haben einen ernsten wissenschaftlichen Hintergrund. Denn der Klimawandel setzt den bis zu 200 Jahre alten Baumbestand in den Hohenheimer Gärten zunehmend unter Stress. Die Drohnenflüge sind Teil eines Projekts zum Schutz der historischen Gehölze und sollen Daten für ein gezieltes und damit nachhaltiges Bewässerungsmanagement sammeln. „Tatsächlich könnte unser Pilotprojekt ein Vorbild für Grünanlagen in ganz Deutschland werden“, berichtet Dalitz stolz. Dafür erhält die Uni eine Förderung in Höhe von 350 000 Euro von der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung. Zum Projekt gehören auch rund 100 Sensoren, die von Baumkletterern an Kronen ausgewählter Baumriesen installiert wurden.

Helmut Dalitz ist wissenschaftlicher Leiter der Hohenheimer Gärten und erklärt die Hintergründe der Drohnenflüge. Foto: Rettig/Lichtgut

Die Drohne hat einen Durchmesser von ungefähr 80 Zentimetern und dreht schon seit April etwa einmal pro Woche ihre Kreise über den Hohenheimer Gärten. „Sie ist mit einer Spezialkamera ausgestattet, die uns wichtige Daten über die Gesundheit und den Wasserbedarf unserer Bäume liefert. Beispielsweise interessiert uns in den kommenden Wochen besonders, wann genau die Bäume ihr Laub verlieren“, sagt Dalitz.

Selbstverständlich seien alle Flüge bei den zuständigen Behörden und der Polizei angemeldet. Dem Flughafen komme sie niemals näher als 1700 Meter. Zu den strengen Sicherheitsvorgaben gehört auch, dass bei jedem Flug immer zwei ausgebildete Drohnenpiloten parallel im Einsatz sind. Die Drohne selbst verfügt über eingebaute Ersatzsysteme, die auch bei Ausfall eines Akkus oder Flugmotors eine sichere Landung ermöglichen.

Drohnenflüge auch über landwirtschaftlichen Versuchsflächen

Einer der Drohnenpiloten ist Christian Trautmann von der Fakultät Agrarwissenschaften. Als Mitarbeiter des Instituts für Phytomedizin verfügt er bereits über langjährige Erfahrung. Denn diese und andere Drohnen werden auch über landwirtschaftlichen Versuchsflächen eingesetzt, beispielsweise um Krankheiten von Ackerpflanzen zu erkennen.

„Wir fliegen ausschließlich über klar definierte Bereiche der Hohenheimer Gärten“, betont Trautmann und ergänzt: „Vom Boden aus lässt sich die genaue Position einer Drohne oft nur schwer einschätzen. Es kann also für Laien unter Umständen so wirken, als flögen wir auch über das Schloss oder die Mensa.“ Doch die Drohne bestimme ihre Position auf zwei Zentimeter genau. Ein Verlassen des erlaubten Bereichs sei technisch ausgeschlossen.