Inhalt / Kritik
Als die siebenjährige Margrét (Valdís Brynja Finnsdóttir) nachts ein Geräusch im Haus zu hören glaubt, meint ihre Mutter Elísa (Monika Ewa Orlowska), dass dies nur Einbildung war. Doch das war ein Irrtum: Entsetzt muss das Mädchen, das sich unter dem Bett versteckt hat, miterleben, wie ihre Mutter getötet wird. Sie selbst kommt davon, ist seither aber völlig verstört. Als Kommissar Huldar (Kolbeinn Arnbjörnsson) den Fall übernimmt, trifft er auf die Kinderpsychologin Freyja (Vivian Ólafsdóttir), die sich um Margrét kümmern soll. Gemeinsam versuchen sie, mehr aus dem Mädchen herauszubekommen über den unbekannten Angreifer. Oder könnte vielleicht doch Elísas Ehemann Sigvaldi (Valur Freyr Einarsson) etwas mit der Sache zu tun haben?
Island-Krimi mit Romanvorlage
Donnerstagabend ist auf arte bekanntlich Serienzeit, dann werden die unterschiedlichsten Produktionen aus der ganzen Welt ausgestrahlt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Serien. Zuletzt war auf dem Programmplatz das schwedische Drama Faithless zu sehen, das von einer romantischen Begegnung mit tragischen Folgen erzählte. Spannend waren aber auch der serbische Thriller Das Attentat – Geheimoperation Belgrad über die Ermordung eines Politikers und die dänische Geschichtsstunde Carmen Curlers, bei der wir mehr über die Entwicklung elektrischer Lockenwickler erfahren. Nun steht mit Reykjavík 112 ein Ausflug nach Island an, wo wir in sechs Folgen einen ebenso brutalen wie rätselhaften Mord aufklären müssen.
Die Adaption des Romans der auf Thriller spezialisierten isländischen Regisseurin Yrsa Sigurðardóttir (Cold – Tod im Eis, I Remember You) ist dabei prinzipiell ein klassischer Whodunit. Am Anfang wird ein Verbrechen begangen, anschließend wird lange nach der schuldigen Person gesucht. Wobei Reykjavík 112 etwas weniger Rätselstoff liefert, als man es vielleicht von dem Genre gewohnt ist. Beispielsweise wissen wir hier sofort, dass es ein Mann war, da wir selbst einen Teil des Mordes beobachten. Auch sonst lässt uns die Serie immer wieder an Ereignissen teilhaben, die etwas vorwegnehmen. Das Publikum hat dadurch oft einen Wissensvorsprung. Selbst die Identität des Mörders wird früher enthüllt, als man es erwarten durfte. Normalerweise gibt es das immer erst ganz zum Schluss. Hier legt man aber einen anderen Schwerpunkt.
Nur Durchschnitt
Das Ergebnis ist etwas gemischt. So richtig befriedigend ist die Serie inhaltlich nicht. Auf dem Weg zum Ziel werden diverse Klischees mitgenommen, bei der Figurenzeichnung hätte mehr getan werden können. Etwas aus dem Rahmen fällt, dass die Polizistin Agnes (Jóhanna Vigdís Arnardóttir) und die Journalistin Rakel (Anna Gunndís) eine Affäre haben, was zu einem ziemlichen Interessenskonflikt führt. Interessant ist das jedoch weniger. Und auch bei der Auflösung patzt Reykjavík 112 ein wenig. So muss man die Erklärung für die Taten des Mörders schon glauben wollen. Die Geschichte ist ziemlich konstruiert, erinnert eher an eine dieser Seifenopern, bei der die dümmsten Twists eingebaut werden, um das Publikum zu überraschen.
Schlecht ist die Serie deswegen aber nicht. So gibt es durchaus immer mal wieder spannende Szenen, die das Ganze stärker in eine Thrillerrichtung verlagern. Gerade gegen Ende hin wird da einiges geboten. Insgesamt ist die Spannung auf einem ordentlichen Niveau, wenn wir nach Antworten suchen und dabei in die Abgründe hinabsteigen. Auch bei der Atmosphäre kann man nicht meckern. Wer Lust hat auf einen nordischen Krimi, kann daher hier schon einmal vorbeischauen. Reykjavík 112 kommt jedoch nicht an die anderen Serien heran, die arte sonst auf diesem Programmplatz zeigt. Mehr als Durchschnitt ist die Suche nach einem brutalen Mörder nicht.
Credits
OT: „Reykjavík 112“
Land: Island
Jahr: 2025
Regie: Reynir Lyngdal, Óskar Thór Axelsson, Tinna Hrafnsdóttir
Drehbuch: Ottar Nordfjord, Snorri Þórisson, Björg Magnúsdóttir
Vorlage: Yrsa Sigurðardóttir
Musik: Edvard Egilsson
Kamera: Jóhann Máni Jóhannsson
Besetzung: Kolbeinn Arnbjörnsson, Þorsteinn Bachmann, Vivian Ólafsdóttir, Valdís Brynja Finnsdóttir, Anna Gunndís Guðmundsdóttir, Valur Freyr Einarsson, Jóhanna Vigdís Arnardóttir, Laufey Elíasdóttir, Elma Lísa Gunnarsdóttir, Monika Ewa Orlowska
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