China investiert Milliarden in Spaniens Batteriefabrik Europa immer abhängigerFoto: Bloomberg

Der Bankrott des schwedischen Batterieherstellers Northvolt schwächte Europas eigene Ambitionen – nun wächst in Spanien mit chinesischer Hilfe eine neue Fabrik und mit ihr die Abhängigkeit Europas von China.

China investiert Milliarden in Spaniens Batteriefabrik – Europa immer abhängiger

Der chinesische Konzern CATL baut in Spanien eine der größten Batteriefabriken Europas. In der Nähe von Zaragoza entsteht eine Anlage für Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen mit einer geplanten Kapazität von 50 Gigawattstunden. Das entspricht Batterien für etwa 700.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr. Das Investitionsvolumen liegt bei rund vier Milliarden Euro. Partner ist der Automobilhersteller Stellantis. Die Fertigstellung ist für nächstes Jahr vorgesehen.

Nach Angaben des Unternehmens sollen zunächst rund 2.000 chinesische Arbeiter nach Spanien entsandt werden, um Aufbau und Installation der Produktionslinien zu übernehmen. Der Schritt gilt als Hinweis auf den Mangel an Fachkräften in Europa, die Erfahrung mit der industriellen Batterieproduktion besitzen. In der Region Aragon sollen später etwa 3.000 spanische Beschäftigte dauerhaft angestellt werden.

Das Projekt erhält politische Unterstützung in Madrid und Brüssel. Die spanische Regierung fördert den Bau mit etwa 300 Millionen Euro aus dem EU-Programm NextGenerationEU. Ministerpräsident Pedro Sánchez bezeichnet die Investition als strategisch. Auch die konservative Opposition unterstützt den Plan. In Aragon hängt ein großer Teil der regionalen Beschäftigung an der Autoindustrie, die durch den Übergang zur Elektromobilität unter Druck geraten ist. Die Fabrik gilt dort als Hoffnungsträger.

Gleichzeitig wächst die Kritik an der wachsenden Abhängigkeit von chinesischer Technologie. Ein Gewerkschaftsvertreter von Stellantis äußert Zweifel, dass die chinesische Seite ihr Wissen weitergibt. CATL weist den Vorwurf zurück und verweist auf Ausbildungsprogramme. Beobachter in Brüssel sehen dennoch Parallelen zu den Joint-Venture-Strukturen, die westliche Unternehmen früher in China eingehen mussten. Der Unterschied ist, dass diesmal China Kontrolle über Technik und Personal behält.

Die Bedeutung dieses Projekts zeigt sich auch vor dem Hintergrund des Scheiterns eigener europäischer Initiativen. Der Bankrott des schwedischen Herstellers Northvolt Anfang 2025 hat die Grenzen der europäischen Industriepolitik offengelegt. Das Unternehmen, lange als Vorzeigeprojekt für technologische Eigenständigkeit gefeiert, stellte seine Produktion im Sommer ein, nachdem es in Schweden Insolvenz angemeldet hatte. Mit dem Ende von Northvolt ist der einzige ernstzunehmende Versuch eines europäischen Batterieproduzenten vorerst gescheitert. Die Lücke füllen nun Anbieter aus China.

China dominiert den Weltmarkt für Batterien

CATL ist heute der größte Batteriehersteller der Welt und beliefert nahezu alle großen Automarken. Der Konzern stammt aus der chinesischen Provinz Fujian und steht in den USA auf der sogenannten Pentagon-Blacklist. Hintergrund sind vermutete Verbindungen zur chinesischen Rüstungsindustrie. In Europa hat das bislang kaum praktische Konsequenzen. Nach Northvolts Zusammenbruch hat sich der Einfluss chinesischer Anbieter weiter verstärkt. Neben Spanien betreibt CATL bereits Werke in Deutschland und Ungarn.

Das Beispiel zeigt, wie Europa bei Schlüsseltechnologien für Elektrofahrzeuge weiterhin auf Importe angewiesen ist. Zwar fließen öffentliche Mittel in den Ausbau eigener Kapazitäten, doch zentrale Produktionsschritte bleiben oft in chinesischer Hand. Viele Komponenten werden direkt aus China eingeführt. Lokale Vertreter berichten, dass CATL seine Anlagen weitgehend selbst installiert. Beim Wissenstransfer bleibt Zurückhaltung üblich.

Technologisch bleibt China führend. CATL entwickelt Zellchemien und Schnellladesysteme. Die sogenannte Shenxing-Batterie lädt in fünf Minuten Energie für über 500 Kilometer Reichweite. Auch Natrium- und Salz-basierte Batterien stehen vor der Marktreife. In Europa existieren kaum Hersteller mit vergleichbarem Vorsprung.
Politisch zeigt sich eine pragmatische Haltung. Für die Regierung Sánchez steht die Sicherung industrieller Arbeitsplätze im Vordergrund. Die konservative Opposition stimmt zu. Nur die rechtspopulistische Vox warnt vor einem strategischen Verlust an Eigenständigkeit. Auf EU-Ebene bleibt der Widerspruch: Die Kommission prüft Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge, während sie zugleich Investitionen in chinesische Batterien fördert.

Spanien: Zaragoza als Symbol europäischer Abhängigkeit

Die öffentliche Debatte in Spanien ist gespalten. In sozialen Medien dominiert die Ansicht, dass die Fabrik Chancen bietet. Andere warnen vor einer neuen Abhängigkeit. Für die lokale Politik zählt vor allem eines: Investitionen und Jobs. Der Bürgermeister von Pedrola bringt es auf den Punkt. Es gehe nicht darum, woher das Geld komme, sondern ob es Arbeitsplätze sichere.

Der Aufbau in Zaragoza markiert damit mehr als einen Fabrikbau. Er steht für eine Verschiebung industrieller Gewichte: Der technologische Mittelpunkt liegt längst nicht mehr in Europa, sondern in China.

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