Mit Jeans und T-Shirt ins Wasenzelt gehen, das macht heutzutage fast niemand mehr. Wenn um 0 Uhr die Festzelte dichtmachen, ist die Partystimmung aber noch lange nicht vorbei. Was passiert, wenn es einen nach der Party auf dem Cannstatter Volksfest noch weiter in die Innenstadt zieht? Wird man in Dirndl und Lederhose überhaupt in die Stuttgarter Clubs gelassen?
Jedes Jahr werden in zahlreichen Bars und Clubs in Stuttgart Trachtenverbote verhängt. Das hat verschiedene Gründe, erklärt uns Hannah Japes vom Clubkollektiv Stuttgart: „Häufig passt die Festzelt-Stimmung nicht zu den Formaten, die in den Clubs stattfinden.“ Im Zelt ist es möglich, schon tagsüber zu trinken. Viele kommen dann bereits stark alkoholisiert im Club an, wo die Stimmung erst langsam hochkocht. Diese Durchmischung wird oft als unangenehm empfunden, erzählt Japes. Deshalb gibt es in Clubs wie dem Climax oder Fridas Pier mit Trachten keinen Einlass.
Wer also auf Nummer sicher gehen möchte und gerne in Szeneclubs unterwegs ist, sollte einen Clubbesuch in Dirndl und Lederhose nach dem Wasen vermeiden.
Betreiber sehen trotzdem Potenzial
Das Publikum, das an den Besuch im Festzelt gerne noch einen Clubbesuch hängen möchte, soll aber nicht leer ausgehen. Deshalb sind die Betreibenden dazu übergegangen, Afterwasen-Partys zu veranstalten. Hier wird das Trachtenpublikum gebündelt und kann die Nacht zum Tag machen, ohne regulären Gästen den Abend zu vermiesen. Diese Konzepte sind im Waranga, dem Hi Life oder dem Romy S. schon etabliert. Dort gehören die Trachten an diesen Abenden sogar zum Dresscode. „Wir sind bekannt für den größten gemeinsamen Nenner“, berichtet uns Yusuf Oksaz, der das Romy S., die Musikbar Dilayla sowie die Bar Mrs. Jones in der Stuttgarter Innenstadt betreibt. Er sieht aber auch kein Problem darin, wenn Wasen-Fans und andere Gäste zusammen feiern.
„Für Wasen-Besucher gilt das gleiche Kriterium wie für alle anderen Gäste auch: Wer zu besoffen ist, kommt nicht rein“, erklärt uns auch Mladen Bethan vom Kowalski. Der Inhaber des beliebten Techno-Clubs, der früher selbst jahrelang die Jägermeisterbar im Wasenwirt betrieben hat, räumt aber auch ein, dass man merke, „dass die Wasen-Besucher etwas stressiger unterwegs sind als die regulären Gäste“. Die Security habe aber immer ein Auge darauf.
Embed code Die Clubs kommen inzwischen auch selbst in die Zelte
Einige Clubs haben sich deshalb alternative Konzepte überlegt, um das Trachten-Publikum direkt in den Zelten abzuholen. Denn andersherum kommt die Durchmischung sehr gut an – in der Almhütte Royal zum Beispiel: Die Betreiber von Fridas Pier bespielen dort eine Premium-Loge, zu der sie am 7. Oktober auch Akteure aus der Schräglage eingeladen hatten. Auf diese Weise können die Clubs ihrem Markenkern treu bleiben und gleichzeitig ihr Publikum bedienen, das durchaus auch im Wasenzelt zu finden ist.