Sein Verlag nennt ihn den „Meister der literarischen Halluzination“: Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den Ungarn László Krasznahorkai. Die frohe Botschaft hat den 71-Jährigen am Donnerstag in Frankfurt erreicht, wo er bei seinem deutschen Verlag zu Besuch war.

Ein älterer Mann mit weißem Haar und Bart steht vor einer Mauer aus Ziegelsteinen. Er trägt ein dunkelblaues Hemd und einen schwarzen Blazer mit einem Elefanten-Pin am Revers. Seine Arme sind locker verschränkt. Links sind grüne Blätter eines Baumes zu sehen.

László Krasznahorkai, Literaturnobelpreis 2025
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04:19 Min.|09.10.25

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Der Nobelpreis für Literatur 2025 geht an László Krasznahorkai: Diese frohe Botschaft ereilte den ungarischen Autoren am Donnerstagmittag in Frankfurt, wie der Ständige Sekretär und Sprecher der Schwedischen Akademie, Mats Malm, in Stockholm bei der Verkündung sagte.

Anstoßen mit Portwein und Champagner

Der 71-Jährige sei zufällig privat in Frankfurt gewesen und habe mit seinem ehemaligen Lektor im Auto gesessen, als er von der Auszeichnung erfahren habe, hieß es von seinem deutschen Verlag S. Fischer.

„Ich bin sehr glücklich und sehr stolz, in einer Reihe zu stehen, die so viele wirklich große Schriftsteller und Dichter enthält“, sagte Krasznahorkai demnach und dankte seinen Lesern. Er wünsche sich, dass die Menschen ihre Fähigkeit zur Fantasie zurückbekämen. Er habe nicht mit dieser „fantastischen Nachricht“ gerechnet. „Vielleicht werden wir am Abend mit meinen Freunden hier in Frankfurt etwas zu essen machen, mit Portwein und Champagner.“

Akademie lobt „fesselndes und visionäres Werk“

Der Schriftsteller aus Ungarn werde ausgezeichnet „für sein fesselndes und visionäres Werk, das inmitten apokalyptischen Schreckens die Kraft der Kunst bekräftigt“, so die Begründung der Jury in Stockholm. Krasznahorkai, der schon mehrfach als Favorit für den Preis gehandelt wurde, sei ein großer epischer Schriftsteller in der mitteleuropäischen Tradition, die sich von Kafka bis Thomas Bernhard erstrecke und durch Absurdismus und groteske Übertreibungen gekennzeichnet sei.

Darüber hinaus blicke er auch nach Osten, indem er „einen kontemplativeren, fein abgestimmten Ton anschlägt“, heißt es in der Begründung. Die Schwedische Akademie lobte ihn für seine „außergewöhnliche sprachliche Vitalität“, für seinen „kraftvollen, musikalisch inspirierten epischer Stil“, die „große lyrische Schönheit“ seiner Werke.

Preisverleihung am 10. Dezember

László Krasznahorkai wurde am 5. Januar 1954 als Sohn eines Anwalts in Gyula (Ungarn) geboren. Er studierte zunächst Jura in Szeged, später Hungaristik und Philosophie in Budapest. Mittlerweile lebt er den größten Teil des Jahres in Wien und Triest. Sein 1985 erschienener Debütroman „Satanstango“ und viele weitere Werke wurden international ausgezeichnet und einige von ihnen verfilmt.

Überreicht wird der Preis zusammen mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Dotiert sind die Auszeichnungen derzeit mit elf Millionen Schwedischen Kronen, was ungefähr einer Million Euro entspricht.

Auf dem Weg zum Meldeamt

Bevor Krasznahorkai aber so richtig feiern kann, musste er am Donnerstag noch seinen Alltag mit deutscher Bürokratie bewältigen: Er müsse noch zu „einem sogenannten, auf Deutsch, ‚Anmeldeamt'“, sagte Krasznahorkai in einem Interview, das die Nobelstiftung auf der Plattform X veröffentlichte. 

Er wolle einen Wohnsitz in Deutschland anmelden – und das könne trotz Nobelpreis nicht warten.

Redaktion:
Katrin Kimpel

Sendung:
hr INFO,

09.10.25, 14:16 Uhr

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe