IMF-Chefin: „Macht Euch bereit“

Spitzenbanker warnt vor US-Börsencrash

10.10.2025 – 00:30 UhrLesedauer: 3 Min.

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Jamie Dimon, CEO von JP Morgan Chase, ist pessimistischer als andere Banker, was die Börsenkurse angeht. (Quelle: IMAGO/Eric Tschaen / Pool / Bestimage/imago)

Hoch bewertete KI-Unternehmen, Krisen, Staatsverschuldung: Der US-Spitzenbanker Jamie Dimon sieht die Gefahr eines Börsencrashs.

Der Chef der US-Großbank JPMorgan Chase, Jamie Dimon, warnt vor einem möglichen Zusammenbruch der amerikanischen Aktienmärkte. Er sei „mehr besorgt als andere“ über eine deutliche Marktkorrektur, sagte er der britischen BBC in einem Interview. Diese sieht er in einem Zeitraum von sechs Monaten bis zwei Jahren kommen. Im Börsendeutsch bedeutet eine Marktkorrektur, dass die Kurse an der Börse nach einer längeren Aufwärtsphase deutlich, aber vorübergehend fallen. JPMorgan Chase ist die größte Bank in den USA und eines der größten Kreditinstitute weltweit.

„Ich würde ihm (einem Crash, d. Red.) eine höhere Wahrscheinlichkeit einräumen, als meiner Meinung nach derzeit vom Markt und anderen eingepreist wird“, sagte er gegenüber der BBC. „Wenn der Markt also mit zehn Prozent rechnet, würde ich sagen, dass es eher 30 Prozent sind.“

Es gebe eine große Unsicherheit in der Finanzwelt, sagte er, vor allem wegen der geopolitischen Risiken, der hohen Staatsausgaben und der zunehmenden Remilitarisierung der Welt. „All diese Dinge werfen viele Fragen auf, auf die wir keine Antwort wissen“, sagte er. „Daher bin ich der Meinung, dass die Unsicherheit in den Köpfen der meisten Menschen größer sein sollte, als ich es als normal bezeichnen würde.“

Am Mittwoch hatte die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgieva, zwar der US-Wirtschaft noch Stabilität zugesprochen, aber auch gewarnt: „Macht Euch bereit: Unsicherheit ist die neue Normalität“. „Bevor jemand erleichtert aufatmet, hören Sie bitte Folgendes: Die globale Widerstandsfähigkeit wurde noch nicht vollständig auf die Probe gestellt. Und es gibt beunruhigende Anzeichen dafür, dass diese Probe noch bevorstehen könnte“, sagte sie bei einer Rede in Washington.

Die Staatsverschuldung in den USA ist derzeit die größte Gefahr für die heimische Wirtschaft. Die USA sind mit rund 36,8 Billionen Dollar verschuldet – das entspricht etwa 123 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei etwa der Hälfte. Schon jetzt müssen die Vereinigten Staaten jährlich rund eine Billion Dollar, allein für Zinszahlungen aufbringen. Damit zahlen sie mehr für Schulden als für die Ausgaben des Verteidigungsministeriums oder die staatliche Krankenversicherung Medicare. Die Verschuldung ist also nicht nur hoch, sie wächst auch schneller als alle Gegenmaßnahmen. Wegen der hohen Schulden wird das Vertrauen in die US-Wirtschaft bei den Anlegern geringer, langfristige Anleihen werden seltener gekauft.