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Nach Fahrradunfall: rund 4000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz werden gefordert. Zuletzt beschäftigte sich das Landgericht München mit dem Fall (Symbolbild).Nach Fahrradunfall: rund 4000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz werden gefordert. Zuletzt beschäftigte sich das Landgericht München mit dem Fall (Symbolbild). © David-Wolfgang Ebener/dpa

Das Landgericht München prüft Bauers Klage nach seinem Unfall in Bayrischzell – ein Urteil über Schadensersatz wird im November erwartet.

Bayrischzell/München – Froschschutzzaun: Schon das Wort ist ein arger Zungenbrecher. Walter Bauer aus Kolbermoor hat sich an einem solchen Zaun sogar die Knochen gebrochen. Er war bei einer Radtour in Bayrischzell über ein Stück Befestigung gestürzt – und klagt nun gegen den Freistaat. Bauer fordert rund 4000 Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz. Zuletzt beschäftigte sich das Landgericht München mit dem Fall.

Im April des vergangenen Jahres war Bauer mit seiner Frau Karin auf dem Mountainbike an der Tiroler Straße in Richtung Grenze unterwegs, Ziel war das Hintere Sonnwendjoch. Bauer fährt seit den 90er-Jahren Mountainbike, später kam das Rennradfahren hinzu. Bisweilen, erzählt er, düst er mit 80 Sachen einen Bergpass hinunter. Die Tour am Alpenrand sollte aber eine gemütlichere werden. Er kennt die Gegend – doch was ihn erwartete, als er nach rechts in einen Feldweg abbog, damit hatte er nicht gerechnet.

Entlang der Straße verlief eine Barriere, die verhindern sollte, dass Amphibien bei ihren Wanderungen auf die Straße gelangen – der Froschschutzzaun; eine grüne Folie, die zwischen Pfeilern gespannt ist. An der Stelle, wo der Zaun wegen des Wegs unterbrochen ist, war ein Holzbrett angebracht, das sich bei Bedarf entfernen lässt. Nach Bauers Erinnerung war das Brett mindestens 20 Zentimeter hoch. Und stand ihm plötzlich im Weg. Gut 20 Kilometer pro Stunde war er noch schnell, konnte nicht mehr bremsen. Er segelte durch die Luft. Seine Frau fuhr ihn ins Krankenhaus, in ihrem Wohnmobil, mit dem sie angereist waren.

In der Klinik diagnostizierten die Ärzte drei gebrochene Rippen, Blutergüsse und einen Pneumothorax, eine Lungenverletzung. Knapp ein Vierteljahr dauerte die Heilung inklusive Schmerz- und Atemtherapie. Erst habe er sich vor allem über sich selbst geärgert, sagt er. „Später ist Wut dazu gekommen.“ Nämlich auf die Behörden, die diese Art der Einzäunung angeordnet hatten.

Um den Ersatz für sein Rad und Schmerzensgeld durchzusetzen, wandte er sich an das Landratsamt Miesbach, von dort ging sein Fall ans Bauamt in Rosenheim. Er erhielt eine Absage – und klagte. Beim Termin vorm Landgericht dämpft Richterin Bettina Geißler allerdings recht schnell seine Hoffnungen. Seine Geschwindigkeit vor dem Aufprall sei „wahnsinnig schnell“ gewesen, sagt sie gleich zu Beginn. Deshalb müsse in einem Urteil auch ein Mitverschulden Bauers berücksichtigt werden – und das würde das Schmerzensgeld schmälern, sollte es überhaupt eines geben.

Die Entscheidung soll Anfang November fallen. Egal, wie der Fall ausgeht: Walter Bauer steigt weiter aufs Rad. Gerade erst war er in den Pyrenäen unterwegs. Frau Karin sagt: „Ich weiß gar nicht, was passieren müsste, damit Du mal nicht mehr fährst.“