Die SPD-Politikerin Iris Stalzer aus Herdecke in Nordrhein-Westfalen konnte inzwischen von der Polizei vernommen werden und hat ihre 17-jährige Adoptivtochter schwer belastet. Wie die „Bild“-Zeitung zuerst berichtete, schilderte Stalzer den Ermittlern den Ablauf der Tat vom 7. Oktober.
Demnach habe die Adoptivtochter um 12.05 Uhr den Rettungsdienst alarmiert. Sie gab an, ihre Mutter sei von mehreren Männern überfallen und schwer verletzt worden. Die Einsatzkräfte fanden die Politikerin blutend in einem Sessel im Wohnzimmer vor.
Die Tochter erklärte, sie habe ihre Mutter so vorgefunden, nachdem sie die Wohnungstür aufgeschlossen habe. Doch das, so stellte es sich in den Stunden nach der Tat heraus, stimmte nicht.
Stalzers Aussagen zufolge soll sie von ihrer Adoptivtochter im Keller des Hauses über Stunden gequält worden sein. Die 17-Jährige habe versucht, ihre Haare und Kleidung mit einem Deospray und einem Feuerzeug anzuzünden. Dabei soll sie von Rache gesprochen haben. Der Grund dafür ist noch unklar. Auch der „WDR“ berichtete am Freitag über die neuen Erkenntnisse in dem Fall. Ermittlerkreise bestätigten dies zudem der Nachrichtenagentur dpa.
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Die Adoptivtochter stach zudem mit zwei Messern auf die Politikerin ein und verletzte sie lebensgefährlich. Wie Stalzer aus dem Keller in den Sessel im Wohnzimmer gelangte, ist noch nicht bekannt. Die Polizei fand ein Tatmesser im Rucksack des 15-jährigen Adoptivsohns, zusammen mit blutverschmierter Kleidung, die vermutlich der 17-Jährigen gehört.
Außerdem stellte die Spurensicherung „Bild“ zufolge fest, dass offenbar größere Blutspuren vor dem Notruf beseitigt wurden. Es besteht die Möglichkeit, dass versucht wurde, Spuren zu verwischen, während das Opfer in Lebensgefahr im Sessel saß, heißt es.
In einem Bochumer Krankenhaus stellten Ärzte später 13 Stichverletzungen im Oberkörper sowie mehrere Hämatome und Schädelbrüche fest.
Schon im Sommer kam es zu einem Polizeieinsatz
Bereits im Sommer soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter gekommen sein, bei der auch ein Messer im Spiel gewesen sein soll. Mit dem Sohn habe es ebenfalls wiederholt Spannungen gegeben, heißt es. Auch „Der Spiegel“ schreibt, dass es einen Polizeieinsatz im Haus von Stalzer gegeben habe, da die Adoptivtochter auf sie losgegangen sein soll.
Der Vater der Kinder sei ebenfalls bereits Geschädigter gewesen, sagten die Ermittler auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Deshalb schlossen sie eine Übergabe der Adoptivkinder in seine Obhut aus.
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Die Staatsanwaltschaft wertet die jüngste Tat allerdings nicht als versuchtes Tötungsdelikt, sondern als gefährliche Körperverletzung. Begründung: Die Alarmierung des Rettungsdienstes durch die Adoptivtochter wird als „Rücktritt von der Tat“ gewertet. Daher wird kein Haftbefehl beantragt.