Die Hälfte ist geschafft: In Duisburg läuft derzeit mit der Sanierung der stark in die Jahre gekommenen Bahnhofshalle das größte Bahnhofsprojekt der Deutschen Bahn (DB) in Nordrhein-Westfalen. Am kommenden Montag sollen nun die modernisierten Gleise 5 und 6 sowie 7 und 8 wieder für den Bahnverkehr freigegeben werden.

Monatelang hatte der Konzern sie gesperrt, weil unter anderem das Dach und die Bahnsteige erneuert wurden. Wie Vertreter der Deutschen Bahn (DB), des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) und des NRW-Verkehrsministeriums am Freitag mitteilten, liegt das Projekt im Zeitplan. Wie ursprünglich geplant, soll der sanierte Hauptbahnhof im Jahr 2028 komplett fertig sein. Vier von sechs Bahnsteigen sind damit bereits erneuert.

„Wir bauen hier einen der schönsten Bahnhöfe in Deutschland“, sagt Ralf Thieme, Vorstand Personenbahnhöfe der Bahn, und nennt Duisburg in einer Riege mit Berlin. Für viele Duisburger dürfte das ungewohnt klingen, so erntete ihr Hauptbahnhof doch jahrelang Spott wegen kaputter Scheiben, in der Fassade klebte Gaffer-Tape, das Dach war undicht. „Er wird hier heller, komfortabler und freundlicher“, verspricht jedenfalls Thieme.

Udo Sieverding, Abteilungsleiter im Ministerium, spricht gar von einem „Leuchtturm für die Metropole Ruhr“ und lobt insbesondere den barrierefreien Zugang. Insgesamt gibt die DB etwa 260 Millionen Euro für die Modernisierung des Hauptbahnhofs aus. Oberbürgermeister Sören Link (SPD) freut sich unterdessen, dass Hunderttausende Besucher der IGA 2027 bereits einen deutlich moderneren Bahnhof sehen können.

Vor allem durch die neue Glasfassade auf der Ostseite und das ikonische Dach in Wellenform fällt inzwischen deutlich mehr Licht in die Bahnhofshalle. Die Bahnsteige wirken so offener, heller und insgesamt einladender als zuvor. Seit Sommer 2024 liefen die Arbeiten an den Bahnsteigen 3 und 4 und am darüberliegenden Dach.

Ab Dienstag startet dann gleich die nächste Bauphase: Bis Januar 2026 soll an den Gleisen 9 und 10 das neue Dach hochgezogen werden, die entsprechenden Züge halten bis dahin teilweise an anderen Gleisen. Die DB verspricht, die Änderungen seien bereits in den Fahrplänen der Bahn-App ausgewiesen. Zudem sollen die Auswirkungen der Modernisierungsarbeiten künftig weniger zu spüren sein, als bisher.

Der Umbau im laufenden Betrieb gilt als Mammutaufgabe. 50.000 Tonnen Schutt mussten bislang von den Bahnsteigen geräumt werden. Dazu waren bis zum Sommer auch vier gigantische Kräne im Einsatz. Auf einer Länge von rund 2,3 Kilometern werden die neuen Bahnsteige gebaut, eine Strecke, die etwa der Entfernung vom Osteingang des Bahnhofs bis zum Delfinarium im Zoo entspricht. Vom Osteingang sind die Fortschritte des Umbaus übrigens besonders gut erkennbar: Dort blicken Reisende nun auf eine Glasfassade.

Das neue Dach erstreckt sich über rund 18.600 Quadratmeter. Auch außerhalb der Gleishalle entstehen neue Überdachungen. Auf allen Bahnsteigen montieren die Teams neue Sitzgelegenheiten, Abfallbehälter und Vitrinen. Rolltreppen und Blindenleitstreifen sollen den Zugang und die Orientierung verbessern. Außerdem wurden bereits mehrere viele neue Anzeigemonitore installiert, am Osteingang sind mittlerweile die Ladenflächen umgebaut. Hier soll bald wieder eine Filiale von Backwerk einziehen, verspricht ein Sprecher der DB.

Ursprünglich sollte aber alles schon viel früher beginnen. Erste Pläne sahen vor, dass der Umbau des Bahnhofs bereits 2017 starten soll und 2022 abgeschlossen ist. Dazu kam es nicht, unter anderem, weil es zu wenige Bewerber auf die Ausschreibung gab.