Bücher erzählen so viel mehr als das, was in ihnen geschrieben steht. Oft verbindet sich noch eine besondere Geschichte damit – erst recht, wenn sie verschenkt und mit einer besonderen Widmung versehen werden. „Was Widmungen in Büchern erzählen“, hat nun die Greifswalder Juristin und Literatur-Liebhaberin Edeltraut Felfe in einem Büchlein über das „Leseland DDR“ erkundet.
Jede Menge Anregung in Sammlung geretteter Bücher
An Forschungsmaterial herrscht kein Mangel: Die Autorin ist Mitglied der Bücherfreunde Greifswald, die in der Hansestadt eine mehr als 30.000 Bände umfassende Sammlung gebrauchter Bücher aufgebaut haben und besonderes Augenmerk auf Literatur aus der DDR richten.
Aus gutem Grund: Landete doch das Erbe des einstigen Leselandes nach der Wende zuhauf auf dem Müll und wäre vernichtet worden, hätten sich nicht Retter wie der Schauspieler Peter Sodann, der niedersächsische „Bücherpfarrer“ Martin Weskott oder eben die Greifswalder Bücherfreunde ihrer angenommen. Ausgerechnet Widmungen sollen nun aber Auskunft geben, was es denn wirklich auf sich hatte mit dem Mythos des viel gepriesenen Leselandes? Na, und wie!
Zueignungen von gewichtig bis liebevoll
Mannigfaltig sind allein die Anlässe, zu denen Bücher geschenkt und gewidmet wurden. Zu Geburtstagen, aus Liebe, zu erfolgreichem Schuljahr oder -abschluss, zu beruflichen Jubiläen oder sportlichen Erfolgen von Tischtennis- bis Schachturnier, zum Dank an Schwestern und Ärzte nach einem Krankenhausaufenthalt, Kindern für gute Ergebnisse beim Altstoffsammeln oder auch mal einem Kollegen für „zehn Jahre unfallfreies Fahren“ …

Die Titelabbildung von Edeltraut Felfes Buch „Leseland DDR – Was Widmungen in Büchern erzählen“ zeigt die Skulptur „Lesender“ von Robert Felfe. (Foto: Verlag)
Die Aufzählung scheint unerschöpflich; gemeinsam ist all diesen Anlässen: Bücher sind Belohnung. Und Widmungen lauten nicht einfach „Von X für Y“, sondern sind oft aussagekräftige Zueignungen: mal gesellschaftlich gewichtig als „Anerkennung für gute Leistungen“ oder „Dank für gemeinsame Arbeit“, öfter noch liebevoll ausgewählte oder selbst erdachte Bonmots, Gedichte, Liebeserklärungen.
Eine Zeit, in der Bücher zum Alltag gehörten
Auch Widmungen von Schriftstellern bleiben nicht ausgespart; solchen vor allem, die sich nicht als Elite, sondern der Gesellschaft zugehörig betrachteten; solchen, die dafür verehrt – und natürlich gelesen! – wurden. Edeltraut Felfe würdigt denn auch, wie etwa Eva Strittmatter, Maxie Wander, Brigitte Reimann ihrer Leserschaft ans Herz wuchsen. Ebenso den sogenannten Bitterfelder Weg, der mit der Ermutigung zum Schreiben die Literatur in die Arbeitswelt (und die Arbeitswelt in die Literatur) brachte.

Autorin Edeltraut Felfe engagiert sich im Verein der Bücherfreunde Greifswald. (Foto: Susanne Schulz)
Wie sehr also Bücher zum Alltag gehörten in jenem „auf seltsame Weise untoten Land“, wie Edeltraut Felfe die untergegangene DDR beschreibt! Samt Bibliotheken in vielen Orten, Schulen, gar Betrieben … Geblieben ist davon, was viele Menschen in ihren heimischen Regalen und Enthusiasten wie die Bücherfreunde Greifswald bewahren: Bücher, denen man nicht selten schon allerhand gelebtes Leben ansieht – und die einiges mehr zu erzählen haben als das, was in ihnen geschrieben steht.
Edeltraut Felfes Buch „Leseland DDR – Was Widmungen in Büchern erzählen“ ist erschienen im Nordlicht Verlag Karlshagen (128 Seiten, ISBN 978-3-981927-283). Am 15. Oktober um 19.30 Uhr stellt die Greifswalder Autorin ihre Publikation im Brigitte-Reimann-Literaturhaus in Neubrandenburg vor; Anmeldungen werden entgegengenommen unter 0395 5666778 oder [email protected].