Kiel. Andere Comedians picken sich fürs Crowdworking Erwachsene raus, bei Mario Barth sind es die jungen Zuschauer. Immer mal wieder adressiert der Comedy-Star seine Gags an Bennett (10), Amos (13), Elias (15) in den vorderen Reihen der sehr gut gefüllten, aber nicht ganz ausverkauften (das war auch schon mal anders) Wunderino-Arena, wo Barth seine im Mai wegen „Männergrippe” verlegte Kieler Show nachholt.

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Was zeigt, dass die Lage ernst ist, sind die Versuche ausgerechnet dieses 52-jährigen, als oberflächlich verdächtigen Berliners, der monothematisch, aber breit gefächert seit 25 Jahren und so auch in seinem aktuellen Programm „Frauen sind nichts ohne die Männer“ beharrlich das älteste Menschheitsthema seit Adam und Eva beackert, stellvertretend diesen drei Jungs Ratschläge zu geben. Vor allem auch, um nicht den Verlust der Kindheit durch übermäßige mediale Nutzung zu erleiden.

Mario Barth erinnert sich an Stubenarrest: „Der Albtraum“

Er verstehe die heutige Jugend nicht, sagt Barth, während er gewohnt hyperaktiv über die Bühne tigert. „Wir wollten raus.“ Will von Amos wissen: „Kennste Stubenarrest?“ Sieben Tage im Zimmer bleiben, für den Comedian damals „der Albtraum“; was blieb, war mit den Eltern „Bonanza“ gucken. „Wir hatten kein Google, Instagram, TikTok. Weißt du was wir hatten, Amos?“, fragt der Comedian – „Freunde“. Sein Vater habe damals gesagt, wenn die Laternen angingen, solle er nach Hause kommen. „Wir haben sie ausgetreten!“, ruft Barth und kassiert tosenden Beifall.

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Comedian Mario Barth tigerte gewohnt hyperaktiv vor seiner großstädtischen Bühnendeko hin und her.

Elias soll erzählen, ob er „schon mal Scheiße gebaut“ habe. Rückt nicht so recht raus mit der Sprache, Barth hakt nach: Ob der Jugendliche schon mal geklaut habe. Der verneint. „Klau irgendwas!“, rät Barth und fragt Amos Vater: „Hast du geklaut? Natürlich hast du geklaut!“ Frühes Klauen stärke die Sozialkompetenz, postuliert der Komiker, dann sei man für später damit durch. Er habe mal mit acht was geklaut, „nichts Großes. Ein Mofa, Zündapp“, und schon entspinnt sich eine dieser skurrilen Stories von Barth, der starkes Timing beweist und auch schauspielerische Qualitäten.

Als Barth den einzigen Jungen unter seinen acht Patenkindern jüngst zu einem F-Jugend-Spiel begleitet habe, sei er über die vier Tore auf dem Feld verwundert gewesen, noch mehr über die fehlenden Torhüter und dass keine Tore gezählt würden und es daher keinen Gewinner gebe.

Es nützt nichts, wenn du ihm jetzt die Ohren zuhältst.

Mario Barth zur Mutter eines Zehnjährigen im Publikum

Barth wendet sich an Bennett: „Egal, was die anderen sagen, es ist so wichtig im Leben zu verlieren, das steigert den Ehrgeiz.“ Er habe bei den Bundesjugendspielen nur Teilnehmerurkunden bekommen. 100 Meter in 18,3 Sekunden. 1,24 Meter im Weitsprung – „es gibt welche, die werden weiter geschubst!“. Aber er sei der Lustigste in der Klasse gewesen und zwei mit Ehrenurkunden heute seine Bühnenarbeiter. „Merkste?“

Außerirdische tauschen vor Pubertät Gehirn gegen Brot aus

Wieder ist der zehnjährige Bennet dran, ob der Einzelkind sei? „Hä?“, sagt der Junge und Barth mahnt: „Hä sagt man nicht, das heißt wie bitte.“ Das sei einer dieser „Arschlochsätze von Erwachsenen“. Ob Bennett Pubertät kenne. Noch seien seine Eltern die Besten, „das geht weg“, dann sei Mama peinlich und Papa ein Vollidiot. Denn eines Nachts, wenn er schlafe, kämen Außerirdische, nähmen sein Gehirn weg und packten ein Brot rein. Nach fünf Jahren kehrten die Außerirdischen zurück, nähmen das Brot wieder raus und packten ein neues Gehirn rein.

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Apropos Gehirn: Das von Frauen entwickle sich immer weiter. Bei Männern sei da mit 21 Jahren Schluss, und die hätten übrigens drei Indikatoren fürs Altern: die Frage „Augenbrauen auch?“ beim Friseur, Geräusche machen bei Alltagsverrichtungen und – von Barth in seiner Show weidlich thematisiert – Sex, mit 50 altersgerecht in Seitenlage. „Es nützt nichts, wenn du ihm jetzt die Ohren zuhältst”, amüsiert sich Barth über Bennetts Mutter, „der hat ein Tablet und ist zehn, was denkst du denn?“

KN