Kooperation mit BNY Mellon
Warum Sparkassen jetzt auf amerikanische Hilfe setzen
11.10.2025 – 16:56 UhrLesedauer: 2 Min.
Sparkassen-App pushTAN auf Smartphone-Display: Zusammenarbeit mit BNY Mellon soll Auslandsüberweisungen günstiger machen. (Quelle: Thomas Trutschel/photothek via www.imago-images.de/imago)
Die Sparkassen wollen bei Auslandsüberweisungen günstiger werden und setzen dafür auf eine US-Bank. Prompt gibt es Kritik an der neuen Partnerschaft.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters planen die deutschen Sparkassen eine Zusammenarbeit mit der Großbank Bank of New York Mellon, um Zahlungen in Länder außerhalb der Europäischen Union günstiger und schneller zu machen.
Damit reagieren sie auf den wachsenden Druck durch Fintech-Anbieter wie Revolut oder Wise, die mit niedrigen Gebühren viele Kundinnen und Kunden abwerben. Doch ist eine Kooperation mit einem US-Finanzriesen angesichts der kontroversen Debatten über die Abhängigkeit Europas von der US-Finanzindustrie wirklich der richtige Weg, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Das gemeinsame Vorhaben trägt den Namen „Crossmo“. Dahinter steht die Idee, Auslandsüberweisungen von bis zu 3.000 Euro künftig über die technische Infrastruktur der Bank of New York Mellon abzuwickeln. Erste Tests laufen laut Reuters bereits bei zwei kleineren Sparkassen, bevor das Angebot schrittweise ausgeweitet werden soll.
Entwickelt wurde das Konzept von Jan Miska, einem Banker der Sparkasse Hanau, der festgestellt hatte, dass viele Kundinnen und Kunden für Geldtransfers ins Ausland lieber auf günstigere Online-Dienste ausweichen. Ziel ist es nun, dieses Geschäft zurückzugewinnen und die Sparkassen im internationalen Zahlungsverkehr wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Die Bank of New York Mellon (BNY Mellon) gehört zu den ältesten Finanzhäusern der USA und ist heute einer der weltweit größten Verwahr- und Vermögensverwalter. Statt Privatkredite zu vergeben, spezialisiert sie sich auf Dienstleistungen für Banken und Großanleger – vor allem auf die sichere Abwicklung internationaler Transaktionen.
Im Vergleich zu Giganten wie JPMorgan Chase und Goldman Sachs ist BNY Mellon kleiner: Nach Bilanzsumme liegt sie in den USA auf Platz 13, beim Börsenwert bei rund 73 Milliarden US-Dollar. Dennoch spielt sie eine zentrale Rolle im globalen Finanzsystem, da sie über ein dichtes internationales Netzwerk verfügt und als verlässliche Partnerin für grenzüberschreitende Zahlungen gilt – genau darauf bauen nun auch die deutschen Sparkassen.
Die neue Kooperation stößt jedoch auch auf Kritik. Fachleute warnen davor, dass sich Europa damit noch stärker von der US-Finanzinfrastruktur abhängig macht – einem Markt, der ohnehin von Anbietern wie Visa, PayPal oder Apple Pay und Google Pay dominiert wird.
Die Berliner Finanzexpertin Carolina Melches von der Bürgerbewegung Finanzwende hält die Zeit für gekommen, „über rein europäische Alternativen nachzudenken“. Auch Franziska Brantner (Grüne), Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, mahnt mehr Unabhängigkeit in Handels- und Finanzfragen an und spricht von einer „extremen Unausgewogenheit“ in den Beziehungen zu den USA.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sieht das anders. Für sichere und günstige Zahlungen brauche man starke Partner mit globalem Netzwerk, betont Zahlungsverkehrsleiter Axel Weiß. Er verweist darauf, dass BNY Mellon genau diese internationale Reichweite biete und damit helfe, den Sparkassenkunden moderne, bezahlbare Auslandsüberweisungen zu ermöglichen.