Kiel. Man soll niemals nie sagen. Dieses alte Sprichwort gilt auch und ganz besonders im Kieler Schiffbau. So wie in den vergangenen Jahren die Beschriftungen an den Portalkränen der Kieler Werften wechselten, änderten sich auch die Ausrichtungen der Geschäftsbereiche. Fähren, Kühlschiffe, Container und Luxusyachten entstanden neben Fregatten und U-Booten.
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Als 2005 die Werft HDW zum Thyssenkrupp-Konzern kam und neu ausgerichtet werden sollte, standen 800 der 3000 Arbeitsplätze auf der Kippe. Handelsschiffe wurden damals für unwirtschaftlich erklärt.
Die „Übergangslösung“ war eine Trennung von Marine- und Handelsschiffbau. So blieben damals die 3000 Arbeitsplätze in zwei Betrieben erhalten. Heute arbeiten weit über 4000 Menschen auf dem Ostufer in den beiden Werften TKMS (früher HDW) und German Naval Yards (früher HDW Gaarden). Das letzte zivile Schiff wurde 2022 in Form einer Yacht ausgeliefert. Danach folgten nur Korvetten und U-Boote.
Wandel ist ein Wegbegleiter der Werften
Der Wandel im Schiffbau war stets ein Wegbegleiter der Kieler Werften. Wichtig ist dabei die positive Grundstimmung im Schiffbau. In dieser Ära der Umbrüche richten sich viele Werften wieder stärker militärisch aus, so auch der Nachbar TKMS.
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Doch zumindest bei German Naval Yards gibt es jetzt eine Rolle rückwärts. Das Debakel rund um die eklatanten Verzögerungen beim Bau der Fregatten vom Typ F126 durch die niederländischen Damen Werft hat dafür gesorgt, dass es im Marineschiffbau bei German Naval Yards gerade eine große Lücke in der Auslastung gibt. Deshalb kehrt das Unternehmen jetzt überraschend in den zivilen Yachtbau zurück. Die neue Megayacht „Elf“ ist dabei ein gutes Beispiel für die Kraft der Innovation des Schiffbaus in Kiel.
Ziviler Schiffbau kann das entscheidende zweite Bein einer Werft sein
An einer Grundauslastung im grauen, also militärischen Bereich dürfte zwar kein Weg mehr vorbeigehen. Der Zustand der alternden deutschen Marine mit einem bislang nie dagewesenen Erneuerungsbedarf gibt dabei Sicherheit bei der Auslastung auf Jahrzehnte. Doch reicht das? Die Erfahrung im zivilen Schiffbau kann das oft geforderte zweite Standbein für eine Werft sein.
Es muss die Fähigkeit erhalten bleiben, auch zivile Schiffe in Kiel bauen zu können. Die Werften in Asien können nicht alles liefern. Und auch die Zukunft des Handels mit einem sich wohl zunehmend autoritärer entwickelnden China ist alles andere als sicher.
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Was jetzt noch fehlt, ist eine Bundesregierung mit Sinn für einen nationalen Schiffbauplan. Vermutlich muss jedoch ein Wunder geschehen, dass in Berlin statt unverbindlicher Bekundungen in Koalitionspapieren künftig mal auch klare Ziele für den nationalen Schiffbau festgelegt werden. Dann aber würde es wie in Japan, Südkorea oder den USA auch wieder regelmäßig Handelsschiffsneubauten auf deutschen Werften für deutsche Reeder geben.
KN