Während ganz Europa Strategien zur Drohnenabwehr debattiert, entwickeln Ukraine und Russland eigene Antworten. Der russische Ansatz überrascht durch eine Mischung aus improvisierten Lösungen und kommerziellen Gadgets.

Russische Soldaten bitten auf Telegram um Unterstützung – ©TelegramTelegram-Foren: Soldaten bitten hier regelmäßig um Ausrüstung — von Verbandskästen bis zu Drohnendetektoren.

Gleich vorweg: Die hier angeführten Drohnenabwehr-Strategien und Ausrüstungen sind nicht Teil der Standardausstattung der russischen Armee. Die „Kontraktnyy” (Vertragssoldaten), die Moskau zur „speziellen Militäroperation” in die Ukraine schickt, müssen sich solche Gadgets häufig selbst besorgen. Und die „alten Hasen”, wo es sie noch gibt, klären in den Social-Media-Kanälen darüber auf.

Wer derzeit einen Vertrag bei der russischen Armee unterschreibt, bekommt zwei russische Durchschnitts-Jahresgehälter „bar auf die Hand”. Der Sold im ersten Dienstjahr entspricht weiteren vier russischen Durchschnitts-Jahresgehältern.

Genug Geld, um sich diese Ausrüstung zu besorgen — sollte man meinen. Spendenaufrufe und Dankesvideos in russischen Social-Media-Kanälen zeigen jedoch, dass es oft trotzdem nicht reicht. Die Liste der gespendeten Ausrüstung ist lang und reicht von taktischen Verbandskästen, Ferngläsern und Mavic-Drohnen über Generatoren, Drohnendetektoren und Wärmebildkameras bis zu Tarnnetzen, Funkgeräten und Zielfernrohren. Begehrt sind auch Fahrzeuge. Statt Kampf- und Schützenpanzern wie im Jahr 2022 prägen heute Ladas und Buchankas das Bild an der Front.

Militär Aktuell hat sich umgesehen, was den russischen Soldaten angeboten wird, um vor Drohnen zu warnen und sich zu schützen.

©Militär AktuellDrohnenabwehr mit der Kraft der Spinne

Hersteller Poljot bewirbt sein Gerät namens Spinne als zusätzliches Schutzmittel gegen kleine UAV. In Pistolenform soll die effektive Reichweite bis zu 30 Meter betragen. Ausgeworfen wird ein Netz in der Größe 2,7 × 2,7 Meter.

Drohnenabwehrsystem „Spinne” – ©Archiv„Spinne“: schießt ein rund 7,3 Quadratmeter großes Netz — ein verbesserter Nachfolger (rechts unten) wird bereits beworben.

Besonderheit: Die Spinne lässt sich auch auf Drohnen montieren. Auf einer Mavic nach unten montiert können so schwebende Aufklärungsdrohnen oder die berüchtigten ukrainischen Baba Jaga-Bomberdrohnen abgefangen werden. Erprobt wird auch ein FPV-Abfangjäger mit zwei Netzen, die in Flugrichtung geschossen werden.

Ein Netzwerfer namens Setkomet

Das russische Unternehmen BRT ist Zubehörspezialist für AK-Sturmgewehre. Ähnlich einer Gewehrgranate wird Setkomet über einen an der Mündung von AK-74 oder AK-12 aufgesetzten Schießbecher abgefeuert. Mithilfe einer Platz- oder Treibpatrone wird ein zehnstrahliges, 270 Gramm schweres Netz mit 3 Metern Durchmesser auf bis zu 40 Metern Entfernung ausgeworfen.

Setkomet-Netz – ©ArchivSetkomet-Netz: Aufgesetzter Schießbecher und Treibpatrone werfen das Netz; Reichweite bis zu 40 m.

Das Gerät selbst wiegt 850 Gramm und kostet mit einem Netz 190 Euro. Weitere separat erhältliche Netze kosten 26,50 Euro.

Drohnenkiller verschießt Schrot

Ebenfalls von BRT stammt der sogenannte Drohnenkiller. Über einen auf AK-74 oder AK-12 aufgesetzten Schießbecher und mit einer Platz- oder Treibpatrone wird eine große Schrotladung verschossen. Das Gerät wiegt 500 Gramm und kostet mit 20 Patronen 100 Euro. Die 5,2-Millimeter-Schrotkugeln wirken bei einem Streukreis von etwa 2 Matern auf bis zu 40 Meter Distanz.

Gorn – ©ArchivGorn: kompakt, handlich und günstig — warnt akustisch, optisch und per Vibration vor Drohnen. Drohnenschutz mit Gorn-Detektor

Laut Hersteller soll der Gorn-Detektor elektromagnetische Emissionen in zwei Bändern (bis 1,2 GHz und 1,2–6,5 GHz) identifizieren und alle bekannten UAV-FPV-Videosender sowie kommerzielle UAVs erkennen und zuordnen können. Die Reichweite wird mit 1,5 bis 4 Kilometer angegeben, die Akkulaufzeit mit 13 Stunden. Das Gerät kostet knapp 600 Euro.

Jurka – ©ArchivJurka: preiswerter Detektor, wirksam in den üblichen 2,4- und 5,8-GHz-Bändern. Drohnendetektor Jurka 1.2

Den Drohnendetektor Jurka gibt es in vier Versionen. In der besten Version erkennt das Gerät Signalquellen kommerzieller UAVs und selbstgebauter FPV-Drohnen in den Frequenzbereichen 2,4 GHz und 5,8 GHz auf bis zu einen Kilometer. An die  Jurka 1.2 kann ein Monitor angeschlossen werden, um das abgefangene Videosignal einer Drohne anzuzeigen. Der Jurka kostet 215 Euro, der Monitor 28 Euro.

Godrone Nabat V.2.C – ©Russia 1Godrone Nabat V.2.C, hier auf einem Quad montiert — präsentiert im russischen Staatsfernsehen. Godrone Nabat V.2.C

Der Nabat wird mit einem Frequenzbereich von 700 bis 6.200 MHz beworben. Eine 3.500-mAh-Lithiumbatterie ermöglicht bis zu sieben Stunden Betrieb. Wie auch die anderen Geräte warnt er mit Ton, Licht und Vibration, wenn er auf bis zu 1,5 Kilometern Distanz Drohnensignale erkennt. Wildberries, das russische Pendant zu Amazon, listet das System für rund 850 Euro.

Bulat v.4 – ©ArchivBulat v.4: kostet in etwa ein durchschnittliches russisches Monatsgehalt. UAV-Detektor Bulat v.4

Der Bulat arbeitet im Frequenzbereich 300 bis 6.200 MHz und erreicht Distanzen von bis zu 1,5 Kilometer. Autonomer Betrieb ist mit den drei beiliegenden Akkus bis zu 15 Stunden möglich. Das 300 Gramm schwere Gerät kostet 955 Euro.

Asel Labs H231b – ©ArchivAsel Labs H231b: Drohnen-Detektor, montiert im Cockpit eines Mi-28-Kampfhubschraubers. Kostspielig: Asel Labs H231b

Der Asel Labs H231 gehört zu den teureren Geräten auf dem Markt. Wer Signale im Bereich 300 bis 7.200 MHz angezeigt und identifiziert bekommen möchte, zahlt fast 1.450 Euro. Für das Gerät gibt es eine Saugnapfhalterung (86 Euro) und eine externe Antenne (450–6.200 MHz) für 145 Euro.

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