Dass während der Länderspielpause gähnende Leere in der Augsburger WWK-Arena herrscht, könnte man meinen. So ist es aber nicht. Denn auch am Freitagvormittag zogen Tausende von Menschen feierlich in das Stadion ein. Dieses Mal waren es allerdings keine Fußballfans, sondern vor allem Kinder und Jugendliche: Das Schulwerk der Diözese Augsburg begeht in diesem Jahr sein 50. Jubiläum und lud dazu alle Schülerinnen und Schüler ein. 46 Schulen betreibt das Schulwerk von Nördlingen bis Lindau, von Neu-Ulm bis Augsburg. Über 20.000 Schüler und 2.300 Mitarbeiter sowie rund 300 Ehrengäste machten sich am Freitag auf den Weg zur großen Geburtstagsparty. Für das Schulwerk war das ein logistischer Kraftakt. Für Schulwerksdirektor Peter Kosak ist solch eine Herausforderung auch Teil des Erfolgsrezepts.
Am Vortag der großen Geburtstagsfeier wurden unermüdlich Tüten gepackt: Festschrift, Fahne, Wasser und Donuts steckten viele helfende Hände in die Papiertüten im VIP-Bereich der WWK-Arena. Vor der Feier wurden die Tüten dann noch durch eine Schnitzelsemmel oder eine vegetarische Variante ergänzt. Die Tüten erhielten die Schülerinnen und Schüler, die anlässlich des Jubiläums von nah und fern anreisten. „Die auswärtigen Schüler kommen mit 320 Bussen hierher. Für die Augsburger Schüler steht die eigens gecharterte Stadionlinie bereit“, so Kosak. Allein für die vielen Busse mussten Parkplätze im Umkreis des Stadions organisiert werden.
Willi Weitzel, Rubi und Levent Geiger traten in der WWK-Arena in Augsburg auf
Der Organisationsaufwand war groß und führte, wie man hört, auch an manchen Schulen zu Unmut. Für die Geburtstagsfeier wurde der erste Wandertag der Schüler verwendet. Zehn Euro wurden dafür von jedem Schüler fällig, sodass zumindest ein kleiner Teil der Ausgaben gedeckt werden konnte. Wie viel die Feier insgesamt kostet, wollte Kosak nicht sagen. „Das ist kein Festakt im herkömmlichen Sinne. Wir wollten ein Fest für die Kinder veranstalten“, betont er. Im Stadion wartete ein buntes Programm auf die Schüler: Fahneneinlauf jeder Schule, Gottesdienst, musikalisch umrahmt von einem 80-köpfigen Chor, Elfmeterschießen, Auftritte von Moderator Willi Weitzel (“Willi wills Wissen“), Musicaldarsteller Lukas Mayer und Rapperin Rubi (Kosak: „Beide sind auf eine unserer Schulen gegangen.“) und Sänger Levent Geiger. Im Anschluss konnten sich die Schüler an 15 verschiedenen Stationen aktiv beteiligen.
Das Schulwerk stehe in seinem 50. Jahr gut da, sagt Kosak. In diesem Jahr hätten sie insgesamt 2,5 Prozent mehr Schüler als im Vorjahr. Die Nachfrage sei weit größer als es Plätze an den Schulen gibt. „Das ist Zeichen dafür, wie wichtig Familien das Wertefundament christlicher Schulen ist“, sagt Kosak. Finanziell sei das Schulwerk gut aufgestellt. Das liege vor allem daran, dass der Freistaat Bayern die christlichen Privatschulen entsprechend gut unterstütze. „Der Freistaat legt viel Wert auf die Ergänzung von christlichen Privatschulen zu den staatlichen Schulen. Das ist schön, das hilft uns.“ Daneben wird das Schulwerk nach eigenen Auskünften von freiwilligen Leistungen der Kommunen, Leistungen der Ordensgemeinschaften, Spenden, der Diözese Augsburg und vom Schulgeld, das die Eltern bezahlen müssen, finanziert.
Heute betreibt das Schulwerk der Diözese Augsburg nur noch fünf reine Mädchenschulen
Die finanzielle Lage war es, die vor 50 Jahren zum Zusammenschluss von Ordensschulen in der Diözese Augsburg führte. Steigende Personal- und Sachkosten trafen auf eine immer geringer werdende Zahl klösterlicher Lehrkräfte, wodurch die finanziellen Belastungen für die Orden kaum mehr tragbar waren. Als sich immer mehr Klosterschulen Hilfe suchend an die Diözese Augsburg wandten, errichtete der damalige Bischof Josef Stimpfle im August 1975 das Schulwerk der Diözese Augsburg in Form einer kirchlichen Stiftung öffentlichen Rechts. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich viel getan. Zum einen öffneten sich viele reine Mädchenschulen auch für Jungen. „Insgesamt haben wir noch fünf reine Mädchenschulen“, sagt Kosak. Zum anderen änderte sich auch die Art der Wissensvermittlung.
Seit diesem Schuljahr startete an der Bischof-Ulrich-Realschule in Augsburg für alle Fünftklässler ein neuer Schulalltag. Das neuartige Schulmodell „Uli“ (Unser Lernen inspiriert) stützt sich auf selbstorganisiertes Lernen mit unter anderem Lerncoaching statt Frontalunterricht und Lernlandschaften statt Klassenräumen. Künstliche Intelligenz (KI) sei für den Schulbetrieb das „Megathema“ der Zukunft. Erklärvideos könnten durch KI generiert werden. Lehrkräfte würden künftig zu Pädagogen werden, die die jungen Menschen begleiteten. Ob Jubiläumsfeier oder Schulalltag – Kosak verrät das, was aus seiner Sicht den Erfolg des Schulwerks ausmacht: „Wir gehen schon einmal über die Grenzen hinaus und probieren etwas anderes aus. Sonst können wir nicht vorankommen“
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Miriam Zissler
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