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Deutschlands Industrie-Produktion bricht ein. Unter anderem liegt das an Produktionsänderungen. Die Wirtschaft warnt deutlich.

Wiesbaden – Die Merz-Regierung steht vor einem wahren Berg an Reformbedarf. Das geht beim Arbeitsmarkt los und endet bei der Rente. In einigen Bereichen sind bereits erste Maßnahmen in Gang, ziehen aber regelmäßig heftige Kritik nach sich. Eine davon ist das neue Rentenpaket der SPD-Politikerin und Arbeitsministerin Bärbel Bas, das unter anderem eine Haltelinie auf 48 Prozent bei der Rente vorsieht. Besonders laut warnt jedoch die Industrie, dass Handlungsbedarf bestehe. Konkret geht es dabei um Energiekosten. Jetzt zeigt sich, wie ernst die Lage ist.

Mega-Einbruch bei Industrie-Produktion – schwerer Schlag für die Wirtschaft

Die Produktion in Deutschland hat einen schweren Schlag erlitten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch (8. Oktober) mitteilte, ging die reale Produktion des Produzierenden Gewerbes im August 2025 gegenüber Juli um 4,3 Prozent zurück. Dabei handelt es sich noch um vorläufige Zahlen. Im Dreimonatsvergleich schnitt der Zeitraum Juni bis August um 1,3 Prozent schlechter ab als der Zeitraum vorher.

Friedrich Merz in Berlin.Friedrich Merz in Berlin (Symbolfoto). Deutschlands Industrie-Produktion bricht ein. Unter anderem liegt das an Produktionsänderungen. Die Wirtschaft warnt deutlich. © IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Gegenüber dem August von 2024 ging die Produktion jetzt um 3,9 Prozent zurück. Besonders sei das auf den starken Rückgang in der größten deutschen Industriebranche zurückzuführen: den Automobilsektor. Hier steht saison- und kalenderbereinigt ein Minus von 18,5 Prozent auf dem Papier, verglichen mit Juli 2025. Die Gründe dafür: Werksferien und Produktionsumstellungen.

Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) soll zwischen Juli 2025 und August 2025 um 5,6 Prozent geschrumpft sein. Innerhalb der Industrie brachen alle drei großen Sektoren gleichzeitig ein. Die Produktion von Investitionsgütern verlor 9,6 Prozent, die von Konsumgütern verlor 4,7 Prozent und bei der Produktion von Vorleistungsgütern gab es einen Einbruch um 0,2 Prozent. Einen immerhin kleinen Anstieg gab es dagegen bei den energieintensiven Industriezweigen. Hier liege saisonbereinigt ein Plus um 0,2 Prozent vor.

„Erneuter Rückgang“ im Winter wahrscheinlicher – wegen schwacher Industrie-Produktion

Aus der Wirtschaft kommen postwendend Warnungen. Der Rückgang in der Produktion sei der größte seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022. „Das ist ein erneuter heftiger Schlag für die deutsche Konjunktur“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den LBBW-Analysten Jens-Oliver Niklasch. „Für das dritte Quartal wird damit ein erneuter Rückgang der Wirtschaftsleistung wahrscheinlicher.“

Eigentlich hatte die Regierung unter Friedrich Merz (CDU) einen „Herbst der Reformen“ geplant, jetzt sieht Niklasch einen „Winter unseres Missvergnügens“ voraus. Es falle schwerer, beim Ausblick für 2026 optimistisch zu bleiben.

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Die Deutsche Industrie- und Handelskammer dagegen sieht die Zahlen als einen Weckruf. Es sei ein Warnsignal, „dass gerade die industriellen Kernbranchen wegbrechen“. DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen sagte dazu: „Die hohen Energie- und Arbeitskosten sowie die Steuer- und Bürokratiebelastung sind eine Hypothek für den Industriestandort Deutschland.“ Eine baldige Trendwende sei nicht zu erwarten – dazu sei die Auftragslage aus dem In- und Ausland zu schwach.

Industrie-Produktion schwächelt – Experte sieht Besserung erst für 2026 voraus

Das Bundeswirtschaftsministerium geht ebenfalls von einer eher schwachen Konjunkturentwicklung im dritten Quartal 2025 aus. Anfang des Jahres war die deutsche Wirtschaft zwar um 0,3 Prozent gewachsen, aber dieses Wachstum hatte sich schnell relativiert.

„Die Industrieproduktion ist im August vor allem deshalb eingebrochen, weil die Werksferien bei den Autobauern zumeist in diesen Monat fielen und es außerdem Produktionsumstellungen gab“, erklärte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer gegenüber Reuters. Die Autoindustrie habe ein Produktionsminus von 18,5 Prozent zu verbuchen. „Abgesehen von diesem Sondereffekt bewegt sich die Industrieproduktion seit rund einem Jahr in der Grundtendenz seitwärts, nachdem sie vorher sechs Jahre im Trend gefallen war“, sagte Krämer.

Auch er sieht kaum eine Chance auf eine schnelle Erholung. Dafür sei das Neugeschäft zu schwach. „Wir rechnen erst für das kommende Jahr mit einer stärkeren Belebung, wenn die Bundesregierung ihre Ausgaben schuldenfinanziert massiv erhöht und die Konjunktur anfacht.“ (Verwendete Quellen: Statistisches Bundesamt, Reuters)(laernie)