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Die neue Halle des Maschinenbaubetriebs Siebenhaar in Hofgeismar, Davor Firmeninhaber Dr. Jamshid Yektai. Die neue Halle zwischen Max-Eyth- und Hümmer Straße. Sie wurde nach den Plänen der niedergebrannten Halle gebaut. Davor Inhaber Dr. Jamshid Yektai. © Foto: Bernd Schünemann

Nach dem Großbrand hat Siebenhaar in Hofgeismar eine moderne Halle für acht Millionen Euro gebaut. Das Unternehmen besteht seit 60 Jahren.

Die Rauchsäule über Hofgeismar war schon von weitem zu sehen, als der Großbrand eine Halle des Hofgeismarer Getriebe- und Windenherstellers Siebenhaar im Industriegebiet am 8. September 2023 einäscherte. Fast 120 Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen an.

Verletzt wurde niemand, es entstand ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro. „Wir bauen alles wieder auf“, hatte Inhaber Dr. Jamshid Yektai kurz nach dem Brand angekündigt. Der Aufbau ist abgeschlossen: Am Freitag hat das Unternehmen mit vielen Gästen die neue Halle eingeweiht. Gleichzeitig wurde das 60-jährige Bestehen von Siebenhaar gefeiert.

Noch heute ist der Inhaber froh, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. „Die Halle kannst Du wieder aufbauen. Die Menschen kannst Du nicht ersetzen“, sagt der 81-jährige Yektai.

Etwa acht Millionen Euro hat der Neubau mitsamt der Maschinenausstattung gekostet. Die abgebrannte Halle war erst 2020 in Betrieb genommen worden. Sie war noch fast neu und entsprach damit den aktuellen Anforderungen des Unternehmens. So konnte der Neubau auf der Basis der vorhandenen Baupläne errichtet werden. Das erleichterte die Baugenehmigung, weil Außenmaße und Form mit dem Vorgängerbau übereinstimmten und beschleunigte das Projekt.

Die Halle kannst Du wieder aufbauen. Die Menschen kannst Du nicht ersetzen.

Beim Innenausbau flossen Erfahrungen aus dem Brand ein, sagt Yektai. Das Feuer war durch Selbstentzündung von brennbarem Material in der Nähe der Lackiererei entstanden und hatte schnell auf die gesamte Halle übergegriffen. Diese Materialien werden jetzt in größerer Entfernung zu der Anlage gelagert. Die Innenwände wurden aus nicht brennbarem Material errichtet.

123 Getriebe im Wert von 2,5 Millionen Euro waren damals innerhalb weniger Stunden zerstört worden. Unter anderem ein halbes Dutzend großer Getriebe für einen Kunden in den USA. Die hätten an dem Freitagmorgen abgeholt werden sollen. Der Lastwagen kam mit Verspätung – und so fielen auch diese Maschinen den Flammen zum Opfer.

Ein Drittel des Betriebs sei durch das Großfeuer vernichtet worden. Lackieranlage, Sandstrahlanlage, Prüfstände und der Versand waren in der Halle untergebracht. Sie wurden in der neuen Halle wieder eingerichtet.

Löscharbeiten beim Großbrand der Firma Siebenhaar in Hofgeismar im September 2023. Feuer Brand Großbrand bei Firma Siebenhaar in Hofgeismar Löscharbeiten , DrehleiterFoto: Robert Mohr © Foto: Robert Mohr/privat

Siebenhaar war gerade dabei, sich von den Belastungen durch die Corona-Pandemie zu erholen, als das Feuer kam. Der Maschinenbauer zahlte das KfW-Darlehen zurück, das geholfen hatte, die Pandemie zu überstehen. Die Tilgung wurde für einige Monate ausgesetzt, aber die Laufzeit nicht verlängert, berichtet der Chef. Siebenhaar muss also höhere Raten zurückzahlen.

Im Rückblick zieht der 81-jährige Inhaber sogar eine positive Bilanz. Siebenhaar habe durch das Feuer gelernt – und sei gestärkt aus der Krise hervorgegangen.

Siebenhaar kann in Hofgeismar Maschinen bis zu 20 Tonnen Gewicht bauen. Werden größere Winden gebraucht, kommen die aus anderen Betrieben, die Yektai im Laufe der Jahre übernommen hat. Sieben weitere Maschinenbau-Unternehmen mit etwa 700 Mitarbeitern gehören zu der Firmengruppe, die er aufgebaut hat. Zum Teil hat er sie aus Insolvenzverfahren übernommen. 1993 kam mit Klenke Maschinenbau in Northeim das erste Unternehmen dazu, 2018 das letzte.

Die zentrale Konstruktion sitzt in der Max-Eyth-Straße in Hofgeismar. In einem Schwesterbetrieb in Dessau und in Hofgeismar wird an Getrieben für Fördermaschinen getüftelt, die Gestein am Meeresboden fördern sollen. 450 Tonnen könnte allein ein solches Getriebe wiegen.

Foto: Bernd Schünemann Siebenhaar in Hofgeismar weiht Neubau der am  8. September 2023 komplett niedergebrannten Halle Firmenhalle ein. Industriemechaniker Matthias Berneburg mit Ritzelwellen, die zum Beispiel in Drehwerk von Kran eingebaut werden. Ritzelwellen: Industriemechaniker Matthias Berneburg stellt die Teile her, die in Drehwerke von Kränen eingebaut werden. © Schünemann, Bernd

In den vergangenen Jahren hat der Ukraine-Krieg das Unternehmen getroffen. Durch die Sanktionen gegen Russland seien für Siebenhaar zehn Prozent des Umsatzes weggebrochen. Die Produkte liefere heute China nach Russland. Aus Yektais Sicht sollten Politik und Wirtschaft nicht vermischt werden. Die deutsche Wirtschaft brauche den russischen Markt ebenso wie den iranischen. Die Zollpolitik von US-Präsident Trump schlägt ebenfalls durch. Sein Unternehmen sei indirekt betroffen, weil Kunden nicht mehr in die USA lieferten. (Bernd Schünemann)