Renate Aris überlebte als Kind in einem Versteck den Holocaust. Heute, mit 90 Jahren, erzählt sie davon, immer wieder. „Das wird hier kein gemütlicher Nachmittag“, sagt sie zu Beginn einer Schulstunde in Dresden – und alle hören zu.
Dresden/Chemnitz. Noch albern die Achtklässler herum, wuseln durch die Reihen im Theater Junge Generation in Dresden. Ein paar Jungs fachsimpeln, ob Ousmane Dembélé zurecht zum Weltfußballer gekürt wurde. Fünf Mädchen stecken die Köpfe zusammen.
Aber plötzlich erstarrt die Zeit, schlagartig ist Stille. Auf die Bühne kommt eine Seniorin, setzt sich auf den Stuhl mit den geschwungenen Lehnen. Die Schüler wissen, wer sie ist. Sie sind vorbereitet. Doch dann kommt das, was sie hören werden, doch unerwartet. Mit „krass“ werden es gleich mehrere der Jugendlichen hinterher einstufen.
Die kleine Frau im Lehnstuhl ist Renate Aris. Sie ist 90 Jahre alt, Jüdin und eine der letzten lebenden Zeitzeugen in Sachsen, die vom Holocaust erzählen können.