„Em Pöötzke war schon immer bekannt für gutes Bier, gute Gespräche und gute Live-Musik“, sagt Anna Gerresheim. Sie muss es wissen, denn ihr gehört das Haus in der Mertensgasse 6 in dem die Traditionskneipe 1950 ihre Pforte erstmals öffnete. Seit 1966 wurden dort fast jeden Abend Jazz-Konzerte gespielt. Am Samstagabend feierte Altstadt Live dort den Abschluss von vier Tagen mit viel Livemusik mit einem Auftritt des Jazz-Trios von Mathias Hauser.

Gleichzeitig war es nach rund einem Dreivierteljahr die Wiedereröffnung von Em Pöötzke. Ende Januar schockte die Ankündigung auf Facebook, die Kultkneipe schließe für immer viele Fans. Wieder eine Traditionsadresse weniger in der Altstadt. „Interessenten habe es durchaus gegeben“, erzählt Anna Gerresheim. Doch hätten die weniger die Fortführung als vielmehr eine komplette Umgestaltung des Ladens im Sinn gehabt. „Die kamen hier rein und es hieß, die Lampen kommen raus, der Kachelofen ebenso, über die Theke hängen wir einen Fernseher und wir bauen hier komplett um“, erinnert sich die Düsseldorferin. Doch das kam mit ihr nicht infrage. „Das hat die Altstadt nicht verdient“, findet sie und wartete ab, bis sie mit Stanislava Balueva die richtige Pächterin gefunden hatte, die die Geschichte von Em Pöötzke als Musik-Kneipe weiterführen wird.

Als die Anfrage von Music Düsseldorf kam, ob sie bereit wäre, Teil des neuen Formats Altstadt Live zu werden, musste Stanislava Balueva nicht lange überlegen. „Ich bin so herzlich hier in der Nachbarschaft aufgenommen worden und finde, Livemusik gehört einfach in die Altstadt, so wie es früher immer war“, sagt sie.

Nicht nur die beiden Frauen auch Felix Wursthorn und Hamed Shahi von Music Düsseldorf sind der Meinung, dass das Herz der Stadt wieder einen Rhythmus schlagen sollte, der ein Publikum anspricht, das die entspannte Atmosphäre in den Kneipen schätzt. „Die Altstadt hat weit mehr zu bieten, als eine bloße Partymeile zu sein. Wir wollen zeigen, wie vielfältig die Szene ist“, da sind sich alle einig. Die Außenwirkung lasse da noch reichlich Luft nach oben.

Das Format Altstadt Live ist ein erster Schritt, daran etwas zu ändern. „Angefangen hat es tatsächlich als politische Initiative“, sagt Hamed Shahi, der die mangelnde Unterstützung durch die Stadtverwaltung an den Zuständen in der Altstadt nachhaltig etwas ändern zu wollen, kritisiert.

Der Verband der Düsseldorfer Musikwirtschaft sprach Kneipenbetreiber an, stellte das Konzept von Altstadt Live vor und stieß auf positive Resonanz. „Wir möchten das Format nicht nur als Event im Herbst fest etablieren“, sagt Felix Wursthorn. „Die Idee ist, dass über das ganze Jahr hinweg wieder mehr Livemusik in den Kneipen zu hören sein wird“, schaut er in die nahe Zukunft und weiß: „Dazu müssen wir mit den Wirten ins Gespräch kommen. Denn wir möchten ihnen ja nicht in ihr Alltagsgeschäft reingrätschen“. Der Verband bringe die Expertise und die Verbindungen ins Musikgeschäft mit. Davon könnten die Kneipen profitieren. „Ein kuratiertes Angebot sorgt auch für Gäste“, ist Wursthorn überzeugt und die guten Besucherzahlen bei der ersten Ausgabe, die am Samstag Em Pöötzke ihren Abschluss feierte, geben ihm recht. „Alle elf Konzerte in den vier Tagen waren ausverkauft“, freut er sich. Nun gelte es, diesen Erfolg mit in die kommenden Monate zu nehmen.

„Nächsten Herbst werden wir eine zweite Ausgabe haben, das steht bereits fest“, verspricht er. Außerdem sollen interessierte Kneipen dabei unterstützt werden, Live-Musik anbieten zu können. „Wir können nicht nur die Künstlerinnen und Künstler vorschlagen, wir beraten auch, wie deren Auftritt technisch möglich wird“, ergänzt er. Schließlich hat nicht jeder Kneipenbetreiber das Glück, wie Stanislava Balueva Em Pöötzke eine kleine Bühne zu haben.

„Hier wird es auf jeden Fall wieder regelmäßig Musik geben“, versichert die neue Pächterin und wie aufs Stichwort schauen die Musiker von Honey Hush vorbei, um Kontakt aufzunehmen. Das Trio freut sich, „wenn es in der Altstadt wieder mehr Auftrittsmöglichkeiten gibt“.