Was für ein Finale der Feiern zum Doppeljubiläum 20 Jahre Kunstmuseum Stuttgart, 100 Jahre Städtische Kunstsammlung! Mit der Eröffnung der Schau „20 Jahre Frischzelle“ am vergangenen Freitag bot man das dritte Jubiläum auf, am Samstag und Sonntag schien es mitunter so, als werde das Kunstmuseum tatsächlich gerade neu eröffnet.

Letztmals bei dem wesentlich durch die Landesbank Baden-Württemberg ermöglichten freien Eintritt kamen Tausende, um noch einmal die Jubiläumsausstellung „Doppelkäseplatte“ zu sehen, die neue Sonderschau zur Ausnahmekünstlerin Romane Holderried Kaesdorf, den neuen „Frischzelle“-Querschnitt, vor allem aber die zum Jubiläumsjahr neu geordnete Sammlung. Gelöste Stimmung in allen Räumen – und dem Hinweis am Empfangstresen „einfach reingehen und staunen“ folgten die Vielen nur zu gerne. „Bevor die ,Doppelkäseplatte‘ wieder abgeräumt wird, drehen wir nochmal auf“, hatte Kunstmuseums-Direktorin Ulrike Groos vorab versprochen – und das gesamte Team hielt Wort.

Kunstmuseumsdirektorin Ulrike Groos: Erfolgreich mit einem „tollen Team“ Foto: Gerald Ulmann

Immer wieder konnte das Publikum am Samstag und Sonntag „abbiegen“, hier etwas lernen, dort hinter die Kulissen schauen – und oft genug einfach mal eben mitmachen. Bis hin zu einer öffentlichen Kunstbegutachtung, bei der von Besucherinnen und Besuchern mitgebrachte Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Kleinplastiken auf ihre Autorschaft, ihren künstlerischen Rang und ihren Erhaltungszustand hin angesehen wurden. Auffällig erneut: Die große Zahl von Besucherinnen und Besuchern, die freimütig sagten, sei seien das erste Mal im Kunstmuseum Stuttgart. Auffällig zudem: die hohe Zahl an jüngeren Besucherinnen und Besucher. Vor allem der Sonntag geriet zum Flaniertag für junge Paare – mit überraschend intensivem Interesse an den so unterschiedlichen Werken.

Kunstmuseum Stuttgart plant nächste große Eröffnung

Und nun? Wird die „Doppelkäseplatte“ tatsächlich wieder „abgeräumt“, werden die drei Stockwerke im Kubus am Schlossplatz zum Arbeitsfeld für Abbau und Aufbau – eröffnet man doch am 7. November die nächste große Sonderausstellung: „Prägungen und Entfaltungen“ – eine Themenschau zur Frage, „welche formalen Strategien Künstlerinnen und Künstler verschiedener Generationen entwickeln, wenn sie sich zwischen unterschiedlichen Kulturen bewegen“ (Ulrike Groos). Was bleibt, ist ein ungemein frisches Kunstszenario in den Sammlungsräumen, ist die Verzahnung des „Frischzelle“-Panoramas mit der durchaus auf das Risiko des Scheiterns verweisenden Sammlungspräsentation. Gegenseitiges Befragen statt heroischer Auftritt – diese Mischung kommt nicht nur an, sie überzeugt auch.

Kunstmuseum Stuttgart wird im April 2026 geschlossen

Beste Voraussetzungen also, dass das Kunstmuseum nach dem Dreifachjubiläum 20 Jahre Kunstmuseum Stuttgart, 100 Jahre Städtische Kunstsammlung und 20 Jahre die wesentlich von KPMG geförderte Reihe „Frischzelle“ auch die nächste große Herausforderung meistert: Von April 2026 an nicht nur sichtbar, sondern wirklich erlebbar zu bleiben, wenn das 2005 eröffnete Gebäude am Schlossplatz für eine umfassende Sanierung für mehrere Monate geschlossen wird. Nach diesem langen Feier- und Freudenwochenende scheint nichts mehr unmöglich. Und warum nicht den geplanten Auftritt im Kunstgebäude am Schlossplatz im Frühjahr 2025 als Einzug mit Pauken und Trompeten feiern! Stuttgart stünde nach diesem Wochenende sicher feiernd Spalier.