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Eine monatelange Odyssee nimmt für die Mitarbeiter eines deutschen Maschinenbauers ein trauriges Ende. Im Januar 2026 ist wohl endgültig Schluss.
Mosbach – Beim Maschinenbauer Hüller Hille in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Württemberg) gehen die Lichter bald wohl endgültig aus. Vorangegangen ist dieser schon fast erwartbaren Entwicklung eine Odyssee an Ereignissen, die vor allem die Belegschaft belasteten. Zu Jahresbeginn mussten rund 100 Mitarbeiter des sich seit 2019 in chinesischer Hand befindenden Werkzeugmaschinenbauers den Gang zum Amtsgericht Mannheim antreten, um sich zum Gehalt zu klagen. Nachdem die IG Metall bereits eine Insolvenzanmeldung gefordert hatte, übernahm Ende August ein Insolvenzverwalter das Schicksal des Betriebs.
Beim Maschinenbauer Hüller Hille in Mosbach-Diedesheim gehen die Lichter Ende Januar 2026 ganz aus. © AlterVista/Wikipedia/CC BY-SA 2.0.de
Die finanzielle Notlage von Hüller Hille liegt zum einen in der ohnehin massiv angespannten Wirtschaftslage, und zum anderen auch an der wechselhaften Geschichte des Unternehmens. Der heutige Betrieb geht auf die 1923 in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) gegründete Karl Hüller GmbH und die 1947 entstandene Maschinenfabrik Diedesheim im gleichnamigen Mosbacher Stadtteil zurück, die 1994 unter dem Thyssen-Konzern zusammengeführt wurden. 31 Jahre später, beziehungsweise mehr als 100 Jahre nach der Gründung des Ursprungsunternehmens, steht Hüller Hille vor dem Aus.
Hüller Hille stellt Ende Januar Betrieb ein – Großteil der Belegschaft freigestellt
Wie die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ), die die Entwicklung von Hüller Hiller seit Jahresbeginn begleitet hat, vom Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann von Brinkmann & Partner erfahren hat, werden alle verbleibenden Mitarbeiter fristgerecht bis spätestens 31. Januar gekündigt. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation bei der Hüller Hille GmbH, nicht zuletzt aufgrund der vielmonatigen Lohnrückstände, ist es unumgänglich geworden, die Arbeitsverträge wegen Betriebsstilllegung zu kündigen“, erklärte er. Die verbleibenden 76 Mitarbeiter des Maschinenbauers wurden am Dienstag (7. Oktober) über diese Entscheidung informiert.
Wie Spiekermann weiter erklärte, wird ein Großteil der Belegschaft von Hüller Hille sogar umgehend freigestellt, da die Insolvenzmasse für die Bezahlung der Löhne nicht ausreicht. Lediglich neun Angestellte sollen demnach bis Ende Januar die Ausproduktion im Service und im Maschinenbau begleiten. Weil der Maschinenbauer auch die laufenden Verfahrenskosten nicht bezahlen kann, werden die Mitarbeiter unbezahlt freigestellt, was der Insolvenzverwalter laut RNZ beim Amtsgericht Mosbach anzeigen will. Es besteht aber die Möglichkeit, bei der Agentur für Arbeit eine Lohnersatzzahlung zu beantragen.
Diese 12 bekannten Unternehmen aus Baden-Württemberg gibt es nicht mehrFotostrecke ansehenIG Metall geht nicht davon aus, dass rückständige Löhne noch bezahlt werden
Da die Kündigungen fristgerecht zum 31. Januar 2026 ausgesprochen wurden, können die freigestellten Mitarbeiter unter Umständen bis dahin aber jederzeit zurück in den Betrieb beordert werden. „Die Beschäftigten sind ganz klar die Verlierer in der Situation“, betonte der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Heidelberg, Thomas Bohlender, laut RNZ. Der Gewerkschafter glaubt zudem nicht daran, dass die rückständigen Gehälter noch ausgezahlt werden. „Die Chance ist minus eins, dass da noch irgendein Geld fließen wird.“
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass auch ein über 130 Jahre altes Unternehmen aus Baden-Württemberg im Zuge der Insolvenz Ende des Jahres den Betrieb einstellen muss.