Zum 26. Mal wurden am Sonntag die Preise der Enno und Christa Springmann-Stiftung verliehen. Im Rahmen einer Feierstunde bekamen Björn Krüger, Igor Parfenov, Robert Sturm und das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater die jeweils mit 15 000 Euro dotierten Urkunden überreicht. Im Mahler-Saal der Historischen Stadthalle hatten sich Familien, Freunde und Wegbegleiter der Preisträger sowie die Mitglieder des Stiftungsvorstands eingefunden.
Bisher wurden mehr als 100
Preisträger ausgezeichnet
Die Förderpreise wurden 1998 vom Ehepaar Christa und Enno Springmann initiiert, um durch die Preisgelder die Kultur in Wuppertal zu fördern. Das Stifterehepaar wurde 2017 ermordet, ihre Stiftung unterstützt weiterhin Künstler in allen Kulturbereichen, die in Wuppertal leben und mit ihrer Arbeit in der Stadt präsent sind. Die Liste der bisher mehr als 100 Preisträger liest sich wie das „Who is who“ der Wuppertaler Kultur. „Die Stiftung wird an Bedeutung und Wirksamkeit zunehmen“, kündigte Lothar Leuschen als Vorsitzender der Stiftung an. Das Vermögen des Ehepaars Springmann sei an die Stiftung geflossen, da der Enkel, als Mörder seiner Großeltern, nicht erbberechtigt ist. „Kultur und Kulturförderung ist zunehmend notwendig und die Springmann-Stiftung sieht dies als ihre Pflicht an“, sagte Leuschen. Nach einem Grußwort von Stadtdirektor Matthias Nocke betrat Björn Krüger als erster der Preisträger die Bühne. Krüger wurde 1972 in Wuppertal geboren, ist Schlagzeuger der Band Uncle Ho, war viele Jahre freiberuflich als Musiker unterwegs und ist stellvertretender und künstlerischer Leiter des KulturKinderGartens Wuppertal. Die ausführliche Laudatio auf den Komponisten, Mitbegründer des „Kulturcampus Wuppertal“, Musikpädagogen und Initiator zahlreicher Projekte hielten Dörte Bald und Julian Hanebeck. „Björn macht die Dinge aus vollem Herzen und am liebsten zusammen mit anderen“, lobte Dörte Bald, die vor drei Jahren selbst einen Springmannpreis bekam. „Als Schlagzeuger war er ein absolutes Wunderkind – dabei hat er nie geübt“, erzählte Julian Hanebeck als Sänger der Band „Uncle Ho“. „Als Wuppertaler Junge bin ich glücklich, dass ich Ideengeber in dieser Stadt sein konnte“, sagte Krüger und dankte der Stiftung für die Wertschätzung seiner Ideen. Zum Programm des Festaktes steuerte er ein Lied bei, das er für einen Jungen im Kindergarten geschrieben hatte. Beim Refrain brachte er alle Anwesenden im Saal dazu, klangstark „Du bist der Björn, yeah, yeah, yeah!“ zu singen.
Als Laudatorin für den Preisträger Robert Sturm war die Schauspielerin Ingeborg Wolff eigens aus Leipzig angereist. Sie beschrieb dessen Kindheit, die er im Theater Gera verbrachte: Seine Mutter war Tänzerin, der Sohn lag unter dem Flügel und schaute zu. „Damals wusste er nichts von seiner Zukunft bei der berühmten Choreografin Pina Bausch“. Robert Sturm, der 1965 in Dresden geboren wurde, kam 1999 zum Tanztheater Pina Bausch nach Wuppertal. Er war Bauschs künstlerischer Assistent und übernahm nach ihrem Tod 2009 die erste künstlerische Leitung zusammen mit Dominique Mercy. Seit 2019 ist er künstlerischer Betriebsdirektor. Als Regisseur inszenierte er mehrere spartenübergreifende Projekte. „Ich hoffe und wünsche uns allen, dass wir noch viele Inszenierungen von Robert Sturm sehen werden“, beendete Ingeborg Wolff die Laudatio. Der rumänische Violinist Alexander Bălănescu spielte ein Stück, das er für Robert Sturms Inszenierung von „Moby Dick“ geschrieben hat. Wabernde Klänge mischten sich in die elektronisch verstärkte, minimalistische Musik seiner Geige. „Weniger Worte, mehr Spiel, weil man sein Klavierspiel nicht mit Worten beschreiben kann“, kündigte Ursula Niemeyer-Slawig an. Die Dozentin der Bergischen Musikschule hielt die Laudatio auf den Pianisten Igor Parfenov und beschrieb sein Spiel als „die perfekte Symbiose aus russischer Seele und gutem europäischem Stil“. Parfenov wurde 1990 in St. Petersburg geboren, studierte dort am Konservatorium und setzte sein Studium in Wuppertal fort. Er gewann Preise bei internationalen Wettbewerben, ist ein hervorragender Liedbegleiter und arbeitet seit sieben Jahren an der Bergischen Musikschule. „Igor ist ein fantastischer Pianist, sein Spiel ist von besonderer Exzellenz und Tiefe“, sagte die Laudatorin. Davon konnten sich die Gäste überzeugen, denn mit vier kurzen Werken von Bach, Ligeti, Glass und Chopin zeigte Parfenov beeindruckende Beispiele seines exzellenten Spiels.
„Kultur ist
kein Luxus“
„In 54 Jahren hat es fast 10000 Vorstellungen auf die Bühne gebracht – das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater hat den Springmannpreis wirklich verdient“, begann Stefan Kühn seine Laudatio. Wollte aber gar nicht über Zahlen reden, sondern lobte die große Kreativität des Theaters, das 1971 als Wanderbühne begann. „Kultur ist kein Luxus, sondern ein Grundnahrungsmittel“, zitierte Kühn abschließend Johannes Rau. Dann eroberten Mitglieder der Theatergruppe die Bühne. Als lustige Tiere in farbenfrohen Kostümen gingen sie auf die Suche nach einem richtigen Weg. Zum Abschluss nahm die Gruppe zusammen mit Dagmar Beilmann, der Geschäftsführerin des Kinder- und Jugendtheaters, mit großem Jubel die Urkunde entgegen.