Dynamo Dresden hat sich das Image als Fahrstuhl-Mannschaft zwischen der 2. und 3. Liga aufgebaut. Überraschend ist dagegen, wie viele Ex-Dresdner mittlerweile in Spitzenposten der Bundesliga und ihrem Unterhaus unterwegs sind. BILD fasst zusammen.

Während aktuell eine Wahnsinnswelle Ex-Dynamos in die Chefetagen spült, gibt es auch solche, die schon lange heimlich eine Top-Position haben.

Fakt: Mit Ralf Becker (55) als Sportdirektor bei Hannover 96 begann es. Anschließend wurden Markus Anfang (51) bei Fortuna Düsseldorf und Uwe Rösler (56) beim VfL Bochum Trainer bei der direkten Zweitliga-Konkurrenz in der unteren Tabellenhälfte.

Dynamos Ex-Bundesliga-Profi Uwe Rösler (re.) ist jetzt Trainer beim VfL Bochum.

Dynamos Ex-Bundesliga-Profi Uwe Rösler (re.) ist jetzt Trainer beim VfL Bochum.

Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto

Aber das Ende der Fahnenstange ist damit nicht erreicht. In Bochum wird mit Maximilian Hahn (29) – man höre und staune – ein Jungspund mit Dresdner Wurzeln als Sportchef gehandelt. Hahn war zwischen Juli 2019 und September 2020 unter Cristian Fiel und Markus Kauczinski Videoanalyst bei Dynamo und ist sogar gebürtiger Dresdner.

Bei Darmstadt 98 wurde er schließlich Koordinator Sport-Technologien, diesen Posten hatte er später auch bei Werder Bremen. Vor eineinhalb Jahren schlug er plötzlich als Leiter der Scouting-Abteilung von West Ham United in der Premier League auf. Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch, die ihn nun als großen Boss in Bochum interessant macht.

Zwei Ex-Dynamos treffen sich beim VfB Stuttgart

Aber auch Kristian Walter (41), der bei der SGD elf Jahre Chefscout – später auch interimsweise Sportdirektor war – hat einen neuen Job. Er ist nun beim VfB Stuttgart Scout, soll dort Talente sichten.

Spannend ist, wie Walter zu den Schwaben kam. Denn beim Europa-League-Teilnehmer ist mit Thomas Henning (40) ebenfalls ein Dresdner Urgestein Leiter der Scouting-Abteilung. Henning und Walter kennen sich bestens, arbeiteten bei Dynamo sieben Jahre zusammen und gelten als befreundet. Da lag es nahe, dass Henning Walter an seine Seite holte.

Thomas Henning (li.) mit den VfB-Bossen Alexander Wehrle (Mitte) und Fabian Wohlgemuth.

Thomas Henning (li.) mit den VfB-Bossen Alexander Wehrle (Mitte) und Fabian Wohlgemuth.

Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann

Wer aber ist eigentlich dieser Thomas Henning? Von 2013 bis 2020 war er als Talentescout u.a. unter Trainer Uwe Neuhaus bei den Sachsen tätig, wurde unter Walter interimsweise sogar Chefscout. Der heutige VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth (46) nahm Henning damals als Leiter der Scoutingabteilung beim SC Paderborn unter seine Fittiche. Nur ein halbes Jahr nach Wohlgemuths Wechsel von den Ostwestfalen nach Stuttgart, tauchte auch Henning bei den Schwaben auf.

Was alle Personalien auf jeden Fall zeigen, ist, dass bei Dynamo Dresden im Verein oftmals genug Expertise vorhanden war. Auch aktuell gibt es mit Paul Wagner (26) einen jungen Leiter Scouting und Kaderplanung, dem viele im Bereich der Daten- und Videoanalyse ein hohes Know-how zuschreiben.

Auch Sportchef Thomas Brendel hält große stücke auf ihn. Wagner stand nach BILD-Informationen bereits bei Werder Bremen auf dem Zettel, konnte nur mit der Beförderung im Frühjahr 2024 gehalten werden.

Woran es bei Dynamo Dresden hapert

Warum aber haben sich die offensichtlich vorhandenen Fähigkeiten in den letzten Jahren nicht nachhaltig auf die sportliche Entwicklung von Dynamo Dresden ausgewirkt?

Pauschal lässt sich so etwas nicht hundertprozentig beantworten. Offensichtlich fehlt es – beispielsweise im Aufsichtsrat – an Expertise, einer gewissen Gelassenheit und an Vertrauen, die handelnden Personen längerfristig und in Ruhe arbeiten zu lassen.

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Und es drängt sich der Verdacht auf, dass der Ostklub strukturelle Defizite hat. Sprich: Es fehlt ein Kopf in der Vereinsführung, welcher die Stärken des vorhandenen Personals erkennt und sie auf den richtigen Positionen einsetzt.

So kann es passieren, dass trotz guter Mitarbeiter ausgerechnet die immer auch vorhandenen Schwächen ihrer Persönlichkeit im Alltag mehr zum Tragen kommen.

Sportmanagement ist vielfältig, braucht Scouting, Netzwerke, Menschenführung, Begeisterungsfähigkeit, Verhandlungsgeschick und Vertrauen, um starke Neuzugänge an Land zu ziehen. Nur im Zusammenspiel dieser Komponenten durch meist mehrere Personen kommt Erfolg raus. Und da ist bei Dynamo eben deutlich mehr drin…