Der Blick, den Holger Ritzenhofen aus seiner Fensterfront über Augsburg hat, ist spektakulär. Von so weit oben, hier im siebten Stock, wirkt die Innenstadt noch einmal anders; das Rathaus, der eingerüstete Perlachturm, die Kirchen. Manchmal, an guten Tagen, „sieht man die Alpen“, sagt Ritzenhofen. Seit fast einem Jahr lebt der 54-Jährige hier in einer Penthousewohnung am Schmiedberg – in dem Gebäude, das früher als „Geisterhaus“ verschrien war und das der jetzige Eigentümer „Leonsheart“ getauft hat. Hinter der Immobilie steht eine bewegte Geschichte, abgeschlossen ist sie noch nicht.

Die Immobilie im Zentrum wirkt von außen enorm wuchtig, auch durch die exponierte Lage an einer Hangkante in einem wichtigen und viel befahrenen Straßenzug. Es ist ja auch ein großes Objekt: 80 Wohnungen sind in den vergangenen Jahren in dem Gebäude entstanden, das aufgrund einer jahrzehntelangen Leerstandsgeschichte in Augsburg berüchtigt war. Einmal brachen Fensterscheiben der Bauruine bei starkem Wind heraus, die Glasteile fielen auf die Straße und beschädigten zwei Autos. Das Gebäude rottete vor sich, trotz mancher Sanierungsbemühungen des damaligen Eigentümers, bei dem es sich um einen international tätigen Geschäftsmann handelte, ein gebürtiger Chinese mit Verbindungen nach Dubai.

Manfred Ritzenhofen lebt im ehemaligen „Geisterhaus“ – und hat einen spektakulären Blick auf die Stadt.

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Manfred Ritzenhofen lebt im ehemaligen „Geisterhaus“ – und hat einen spektakulären Blick auf die Stadt.
Foto: Marcus Merk

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Manfred Ritzenhofen lebt im ehemaligen „Geisterhaus“ – und hat einen spektakulären Blick auf die Stadt.
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Für Stirnrunzeln und Fragezeichen sorgte nicht nur, dass bei den Arbeiten jahrelang quasi nichts voranging und das ortsprägende Gebäude vor sich hinmoderte. Sondern etwa auch, dass der Geschäftsmann manche seiner Firmen in der Adresse des damaligen Rohbaus ohne Briefkasten angemeldet hatte, darunter einen angeblichen „multinationalen Energiekonzern“ mit einer Bilanzsumme von zeitweise 70 Millionen Euro.

Hamburger Projektentwickler sanierte heruntergekommene Immobilie in Augsburg

Aber das ist Vergangenheit, 2022 kaufte die Hamburger „Köse Group“ die Immobilie und sanierte sie. Seither läuft es besser, wenn es auch Probleme und Verzögerungen gab und die Vermietung schleppend anlief.

Holger Ritzenhofen sagt, er sei einer der ersten Mieter gewesen, noch 2024. Ritzenhofen, der in leitender Funktion bei Kärcher arbeitet, wohnt im „Leonsheart“ auf über 100 Quadratmetern; helle Räume, modern gedämmt und eingerichtet, Parkett und Fußbodenheizung, eine riesige Dachterrasse. Laut ist es nicht, auch wenn draußen die Autos auf der zweispurigen Straße des Leonhardsbergs vorbeirauschen. „Wenn die Fenster zu sind, hört man nichts“, sagt Ritzenhofen. Ihm gefällt es in der Stadt – und in dem Gebäude. Die Lage sei gut, mitten in der Stadt. Und das Miteinander unter den Nachbarn auch in Ordnung, die anderen Bewohner seien mal Ärzte, mal Studenten.

Die Penthäuser im Gebäude am Schmiedberg haben großzügige Dachterrassen.

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Die Penthäuser im Gebäude am Schmiedberg haben großzügige Dachterrassen.
Foto: Marcus Merk

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Die Penthäuser im Gebäude am Schmiedberg haben großzügige Dachterrassen.
Foto: Marcus Merk

Es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass weite Teile der Immobilie weiterhin leer stehen. Draußen an der Fassade sind die Klingelschilder befestigt, in 18 Fällen stehen Namen dran. Bei etwas über 80 Wohneinheiten mit einem bis drei Zimmern ist das nicht viel. Wenn man durch das aufgeräumte Treppenhaus über die Steinstufen stapft oder den Aufzug nimmt, ist die Chance recht hoch, dass man niemanden trifft. Möglich, dass der verhältnismäßig hohe Mietpreis eine Rolle spielt: Die einzelnen Wohnungen kosten pro Quadratmeter 20 bis 30 Euro.

„Leonsheart“ am Schmiedberg: Weiterhin gibt es keinen Gewerbe-Mieter im Erdgeschoss

Künftig soll im Haus mehr Leben einziehen: Wie Projektleiter Cihat Nazirli von der Köse Group auf Anfrage mitteilt, seien inzwischen gut 30 der Wohnungen vermietet, teils liege der Mietstart aber in der Zukunft. Offen ist bislang die Frage, wer in das Erdgeschoss einzieht: Dort soll eigentlich Platz für Gewerbe sein, ein Restaurant etwa, ein Geschäft, ein Café. Auch Monate nach Vermietungsstart sieht man an der Stelle indes durch die Glasscheiben weiterhin Baumaterial und blanken Beton, es wirkt wenig attraktiv; die Einheiten sollen erst fertiggestellt werden, wenn klar ist, welche Art von Pächter reinkommt. Für die Gegend ist die Frage von nicht geringer Bedeutung, veränderte sich durch prägnante Geschäfte doch möglicherweise auch ein wenig der Charakter des Ortes. Nazirli sagt, es liefen „spannende Gespräche“, es sei aber noch nichts spruchreif. Möglich, dass es in Richtung Gastronomie gehe, möglich, dass ein Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich einen Teil der Fläche übernehme.

Offenbar dauert es auch noch eine Weile, ehe die Tiefgarage im Haus von den Bewohnern genutzt werden kann. Derzeit dient sie noch als Lager für Geräte, die zum geplanten Umbau der Gewerbeflächen genutzt werden sollen.

  • Jan Kandzora

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