„Tilda ist ein Montagshund“, sagt Frauchen Vera Brezel und streichelt ihrer Labradorhündin über das Fell. „Wenn sie sitzt, schaut das aus wie ein Frosch, mit nach außen gedrehten Hinterbeinen, außerdem leidet sie unter Allergien und hat Gelenkentzündungen nach einem Zeckenbiss.“ Bis Brezel Nadine Dapra kennenlernte, litt ihre Hündin und starken Schmerzen. Jetzt ist das Tier wieder quietschfidel und springt aufgeregt durch die Wohnung. Was sich ein wenig nach Wunderheilung anhört, ist offensichtlich das Ergebnis von intensiven Behandlungen durch die Tierosteopathin. Aber nicht alle Wünsche von Tierbesitzern kann die Therapeutin aus Pfersee erfüllen.

Als Tierosteopathin behandelt Nadine Dapra vor allem Hunde und Katzen, gelegentlich auch mal einen kleinen Patienten wie ein Meerschweinchen. Sie ist auch für Pferde ausgebildet, doch bleibt lieber bei den kleineren Tieren. Dafür nimmt sie auch die hoffnungslosen Fälle, die vom Tierarzt auskuriert und von ihren Kollegen abgelehnt wurden. Sie ist Tierheilpraktikerin, weil sie auch Diagnosen stellen muss, was ohne diese Ausbildung nicht möglich ist. „Aber ich verschreibe keine Globuli – ich muss hinlangen und mit den Händen arbeiten“, sagt sie. Um optimal mit ihren vierbeinigen Kunden umgehen zu können, hat sie auch noch die Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht. „Es reicht nicht zu wissen, wie man die Tiere behandelt – man muss auch mit ihnen umgehen können, sonst funktioniert das nicht“, ist sie überzeugt.

Die Osteopathin sucht nach Gesundheit im Körper

Tilda liegt vor Dapra und hat die Augen genussvoll geschlossen. Es sieht wie eine Wellness-Behandlung aus, wie die Osteopathin ins Fell greift, nach außen streicht und das Gewebe auseinanderzieht. Dann nimmt sie ein Vorderbein der Hündin und zieht es vorsichtig nach hinten, arbeitet am Gelenk. „Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilform, wie beispielsweise auch die traditionelle chinesische Medizin“, erklärt Dapra. Die Tiere würden „von der Nasen- bis zur Schwanzspitze“ behandelt. „Dabei suche ich nach Gesundheit, nicht nach Krankheit im Körper.“ Mit ihren Händen ertastet sie Blockaden im Körper und findet Stresspunkte, die sie auflöst. „Wenn sich diese Stresspunkte lösen, löst sich alles andere im Körper ebenfalls“, erklärt die Therapeutin.

Oft wird sie gerufen, wenn der Tierarzt nur noch Schmerzmittel verschreiben kann, das Tier bereits als auskuriert gilt. „Gerade in der Schmerztherapie ist Osteopathie enorm wirkungsvoll, oft reichen wenige Behandlungen, um dem Tier wieder ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen“, erklärt sie. Doch auch bei Durchfall, Stresssymptomen, Humpeln oder Epilepsie könne sie helfen. „Am liebsten sind mir allerdings gesunde Tiere, deren Besitzer Wert darauf legen, dass das auch so bleibt“, sagt die Therapeutin. Viele Kunden brächten bereits ihre Welpen zur Behandlung, damit sich diese optimal entwickeln könnten. Zu ihren regelmäßigen Patienten gehörten aber auch Therapiehunde, Tiere der Rettungsstaffel und der Wasserwacht, und ein Drogenhund der Justiz. „Manche Kunden wünschen sich auch eine Verhaltensänderung ihrer Tiere – aber gegen schlechte Erziehung kann ich leider nichts machen“, sagt Dapra.

Nadine Dapra behandelt ihre Patienten grundsätzlich in deren natürlichen Umfeld, das heißt, sie kommt zu ihren Klienten nach Hause. Das kostet rund 80 Euro pro Stunde – die Anfahrt wird extra abgerechnet. Die Besitzer der Tiere werden in die Therapie mit einbezogen – um das Tier zu beruhigen oder auch einmal mit Leckerlis zu bestechen.

40 Prozent ihrer Patienten sind Katzen

Rund 40 Prozent ihrer Patienten sind mittlerweile Katzen. Der Trend beim Haustier gehe stark zu Katzen, die nicht Gassi gehen müssten und auch sonst weniger Arbeit machten. Und der Großteil der Katzen in Augsburg würde in der Wohnung gehalten und käme niemals an die frische Luft. „Die Behandlung von Katzen ist um ein Vielfaches schwieriger als bei Hunden“, weiß Dapra. Denn die Tiere würden sich nicht einfach zur Behandlung hinlegen, sondern wehrten sich zumeist nach Kräften. „Katzen sind gefährlich, Bisse und Kratzer bei der Behandlung kommen regelmäßig vor“, berichtet die Therapeutin. Wegen der hohen Infektionsgefahr bei Katzenbissen bedeutet das zumeist eine Fahrt in die Notaufnahme. Viele Kollegen und Kolleginnen würden nur Tiere behandeln, die brav sind. „Was natürlich niemand garantieren kann.“ Sie nehme jedes Tier. „Ich stelle mich auf das jeweilige Tier ein und behandle, was möglich ist“, erklärt sie. „Wenn der Besitzer mitmacht, kommen wir zurecht“, sagt Dapra und lacht.

  • Fridtjof Atterdal

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