The Duc Ngos Projekt Le Duc Salon in Charlottenburg fungiert als Rückzugsort und Denkfabrik – als Zwischenstopp auf dem Weg in andere Sphären. Seit drei Jahren ist er Laboratorium und Bühne zugleich: Hier entstehen Ideen, werden Visionen sortiert und zu neuen kulinarischen Erlebnissen geformt.
Über den Hinterhof führt eine schmale Treppe hinauf – fast konspirativ wirkt der Weg. Unten ahnt kaum jemand, was hier oben geschieht. Ein Glas Champagner Tarlant Zero Brut Nature stimmt auf den Abend ein. „Wir wollen hier Fine Dining servieren, so wie ich es mir wünsche“, sagt Duc, bevor sich die meterhohen Flügeltüren öffnen: Dahinter liegt ein Raum, der wie ein Bühnenbild wirkt. Eine lange Marmortafel füllt den Altbau fast vollständig, Lichtreflexe tanzen auf Glas und Silber – draußen die belebte Kantstraße.
Hinter einer weiteren Tür: das Herzstück des Salons. In der offenen Küche liegen Thunfisch, Oktopus, Kräuter und Gemüse wie Kunstobjekte bereit. Gäste dürfen den Köchen zusehen, wie sie parieren, deglacieren, anrichten – ein Einblick, der selten so unmittelbar möglich ist. Der Tresen, entworfen von Sseri Hyunjung Kim, steht sinnbildlich für den Ort selbst: klar, funktional, offen.
Der Le Duc Salon ist kein klassisches Restaurant, sondern ein kulinarischer Salon – geschaffen für Austausch, Beobachtung und Genuss. Das Omakase-Menü beginnt mit kleinen Kostbarkeiten: Krupuk mit Seeigel, Orange und Foie gras, ein einziger, verschwenderischer Happen, gefolgt von einer bretonischen Auster mit Umeboshi und Nussbutter – salzig, säuerlich, nussig, ein Gedicht in Löffelform.
In den folgenden Gängen zeigt Duc, was ihn ausmacht: japanisch inspirierte Gerichte, fein ausbalanciert und voller Persönlichkeit. Hamachi mit Mandarine, Yuzu und Estragon gleicht einem kleinen Kunstwerk, begleitet von einem 2018er Berg Rottland Riesling von Georg Breuer – aus der Magnum, versteht sich. Es folgt leicht angeflämmter Otoro, dessen buttrige Fülle von Karamelljus, Zwiebel und Knoblauch getragen wird – ein Gang, der lange nachhallt.
Auch der vegetarische Teller mit Lauchcreme, Brunnenkresse, Ponzu, Wasabi und Leinsamenchip überzeugt in seiner Präzision, begleitet von einem Mateteeaufguss mit Passionsfrucht, Schokolade und Muskatblüte. Das Hauptgericht, ein angeräuchertes Perlhuhn mit Apfel-Zwiebel-Püree, Herzmuscheln und Senfkörnern, vereint Süße, Säure, Umami und Rauch zu einem perfekten Spannungsbogen.
Zum Finale werden die Desserts mit Feingefühl serviert: Birnensorbet mit weißer Schokolade und Yuzu, danach Pflaumen- und Sesameis mit filigranem Sesamchip und samtiger Pflaumensauce – leicht, duftend, elegant. Dann schließt Duc die Flügeltüren zur Küche. Gläser klirren, leises Murmeln erfüllt den Raum. Man lehnt sich zurück, erfüllt von einem Abend, der mehr war als ein Menü – ein Erlebnis zwischen Präzision, Poesie und Persönlichkeit.
