Berlin – Es gab einmal eine Zeit, da galt die Linke in Berlin (damals: PDS) als gemäßigt und pragmatisch. Sie war Juniorpartner der SPD unter dem charismatischen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und dem sparsamen Finanzsenator Thilo Sarrazin.

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Heute ist die SPD selbst Juniorpartner und nicht mehr sparsam und schon gar nicht charismatisch. Und die Linke ist weder gemäßigt noch pragmatisch, sondern radikal und populistisch.

Mit ihrer Gallionsfigur Heidi Reichinnek predigt sie den neuen Sozialismus. Und auch in Berlin ist jetzt eine Politikerin als Spitzenkandidatin für den Wahlkampf 2026 erschienen, die ganz links außen steht: Elif Eralp aus Friedrichshain. Sie will Regierende Bürgermeisterin werden. Das könnte sie auch schaffen, in drei Schritten, den ersten hat sie am Freitag schon getan.

So sehen die drei Schritte aus:

Erster Schritt: Am Freitag stellte Elif Eralp ihr Konzept in groben Zügen vor. Dabei öffnete sie die sozialistische Mottenkiste, Motto: „Krieg den Palästen!“ Sie möchte den „Villenbesitzern“ eine Luxussteuer abnehmen, die Grundsteuer allgemein erhöhen und eine Vermögenssteuer einführen. Sie will 220.000 Wohnungen enteignen, die jetzt in Privateigentum sind.

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Private Eigentümer, die ihre Wohnungen behalten dürfen, will sie zwingen, jede dritte Wohnung an Menschen mit kleinem Einkommen zu vergeben. Das ist eine Wohnraumzuteilung.

Zweiter Schritt: Frau Eralp wird im Wahlkampf 2026 die Wähler türkischer und arabischer Herkunft mobilisieren, so wie es ihr Parteikollege Feret Kocak im Bundestagswahlkampf erfolgreich getan hat. Er holte in seinem Wahlkreis Neukölln 30 Prozent der Erststimmen und errang das Direktmandat. Dabei scheute er sich nicht, die Ressentiments gegen Israel zu nutzen, um die Reihen zu schließen. Hasserfüllte Demonstrationen gegen den Staat der Juden trug er mit.

Gemeinsam mit Kocak gründete Elif Eralp den parteiinternen Zusammenschluss „Links*Kanax“, der sich für Migranten einsetzt. Diese Karte will sie ausspielen.

Dritter Schritt: Aus den Landtagswahlen am 6. September 2026 in Sachsen-Anhalt wird die AfD als großer Wahlsieger hervorgehen. Dann wird die Linke in Berlin zum „Kampf gegen rechts“ aufrufen. Dieser Kampf liegt Eralp sehr, die 2017 nur deshalb der Linken beitrat, weil die AfD in den Bundestag einzog. 

Mit der Agitation gegen rechts könnte die Linke noch ein paar Punkte gewinnen und in Berlin bei den Wahlen am 20. September 2026 stärkste Kraft oder zumindest stärkste Partei auf der linken Seite werden und eine Koalition mit SPD und Grünen anführen.

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Frau Eralp gibt an, sie wolle „für ein Berlin für alle kämpfen“. In Wahrheit spaltet sie die Stadt. Sie mobilisiert Arm gegen Reich und Migranten gegen Deutsche. Das ist ein gefährliches Spiel.

Sie verspricht den Mietern das Blaue vom Himmel herunter. Das ist linker Populismus, der aber nicht so genannt wird, denn als Populisten werden immer nur die Rechten bezeichnet. Sie verspricht Enteignung, obwohl dadurch kein neuer Wohnraum entsteht. Das ist etwas für Dumme.

Die Reichinnek-Eralp-Linke hat die Vernunft hinter sich gelassen und lebt von Stimmungen, die sie selbst erzeugt: gegen die vermeintlich Reichen, gegen Israel, gegen den Westen. Unheimlich ist das.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de