Kiel. Der junge Mann mit Schnauzer und in schwarzer Kluft steht auf dem Vordach des Max Nachttheaters und sprüht kunstvoll die letzten Feinheiten auf die eingerüstete Wand über dem Eingangsbereich des Kieler Clubs. Hier kann Linus Wimmer nicht ganz so großflächig arbeiten wie sonst, wegen der Fenster. Doch nun ist der 29-Jährige zufrieden mit seinem Werk, einer grellbunten Partyszene mit DJ und Lightshow. Da weiß jeder Gast, was ihn oder sie hier erwartet: Party.
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Auch im Inneren des Max soll sich einiges verändern, und dabei wird Graffiti eine wichtige Rolle spielen. Statt der üblichen Spraydosen, wie Wimmer sie draußen einsetzt, wird hier ein besonderer Typ zum Einsatz kommen: Schwarzlicht-Farbe. Sie enthält fluoreszierende Pigmente, die leuchten, wenn man sie mit Schwarzlicht anstrahlt.
Schwarzlicht-Graffiti: Strahlender Effekt für Club-Räume
Der Neon-Effekt in dunklen Club-Räumen ist beeindruckend: Durch die unterschiedlich starke Leuchtkraft der Farben lassen sich spektakuläre Effekte erzielen. Das intensive Leuchten katapultiert Schwarzlicht-Graffiti ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Zudem bekommt das Kunstwerk eine erstaunliche Räumlichkeit.
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Das Max ist nicht der erste Kieler Club, den Linus Wimmer strahlen lässt, und es wird nicht der Letzte sein. Im Tucholsky hat der Künstler bereits Innenwände mit der beachtlichen Gesamtfläche von fast 200 Quadratmetern zum Leuchten gebracht. „Das Publikum ist begeistert“, sagt Idris Is, Geschäftsführer der Kieler Agentur Metropolwerbung & Media.
Der Einsatz fluoreszierender Farbe macht mir besonders viel Spaß, weil die Wirkung so kräftig und oft auch überraschend ist.
Linus Wimmer
Street-Art-Künstler
Das Unternehmen mit Sitz in Wellsee ist spezialisiert auf Leuchtbuchstaben, Leuchtkästen und Folierungen, sieht aber in Graffiti ein besonders kreatives und lange unterschätztes Marketing-Instrument. Nach der Gründung 2018 hatte sich die junge Truppe von sechs Leuten vor allem auf ausländische Kundschaft spezialisiert, etwa Döner- oder Barbershops. Nach und nach wurde die Kundenbasis erweitert. Seit Anfang 2025 verhilft Metropol nun einem bedeutenden Teil der Kieler Clubszene zu einem frischeren Erscheinungsbild.
Im Tucholsky sorgen Schwarzlicht-Graffiti bereits für Stimmung
Der Club Tucholsky in der Bergstraße, der demnächst eine Zwangsversteigerung überstehen muss, ist fast fertig, einschließlich neuer Leuchtbuchstaben am Eingang. Max (Eichhofstraße), Anna (Kaistraße) und Atrium in Schwentinental sollen in den kommenden Monaten zum Leuchten gebracht werden – nicht allein, doch vor allem mit Schwarzlicht-Graffiti.
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„Ich denke, die Kieler Clubszene kann schon eine optische Auffrischung vertragen“, sagt Christian Streck, der sich von den einstigen Positionen Barkeeper, Schichtleiter und Veranstaltungschef zum Geschäftsführer des Max hochgearbeitet hat. Streck hat 1000 Ideen für die Zukunft des Clubs und der traditionsreichen Konzertlocation.
Anders als im Tucholsky sollen emotionalisierende und fantasieanregende Schwarzlicht-Graffiti allerdings eher kleinflächig zum Einsatz kommen – als leuchtende Akzente, die zum Hinschauen verführen und die Atmosphäre insgesamt prickelnder machen. „Wir wollen nichts kopieren, sondern unseren eigenen Weg gehen“, sagt Streck.
Ob Wände gestalten oder – als Tätowierer – menschliche Haut: Der in der Schweiz geborene Wimmer liebt das Gestalten mit Farbe, will sich auch als Street-Art-Künstler selbständig machen. So richtig Platz zum Austoben bekommt er demnächst im Atrium, wenn es darum geht, eine rund 600 Quadratmeter große Innenwand des Tanzclubs in ein riesiges Schwarzlichtgemälde zu verwandeln. Wimmer: „Der Einsatz fluoreszierender Farbe macht mir besonders viel Spaß, weil die Wirkung so kräftig und oft auch überraschend ist.“
Allerdings bedeutet diese Technik auch eine Einschränkung. Die Farbauswahl ist deutlich geringer als bei klassischen Graffiti-Sprays. Grund: Besonders haltbare und wirkungsvolle Pigmente existieren für Neonvarianten von Gelb, Orange, Pink und Grün, nicht aber für Töne wie Blau, Rot oder Schwarz. Doch damit kann Linus Wimmer gut leben.
KN