Hamburg – Die Stadt Hamburg soll nach dem Willen vieler Bürger schon bis 2040 klimaneutral werden (statt bisher 2045)! Der erfolgreiche Volksentscheid muss nun vom Senat umgesetzt werden und könnte für die Stadt und ihre Bewohner voll nach hinten losgehen.
Experten warnen: Der verschärfte Klimaschutz wird für die Bürger teuer, Firmen aus der Stadt treiben und Wohlstand kosten – aber am Klima überhaupt nichts ändern.
Hamburgs Industrie-Präsident Andreas Pfannenberg zu BILD: „Dem Weltklima hilft die Entscheidung herzlich wenig. Sollte die Folge sein, dass beispielsweise die Produktion von Stahl und Kupfer ins Ausland abwandert, wird woanders deutlich mehr CO₂‑Ausstoß erfolgen als bei uns in Hamburg. Das ist Augenwischerei!“ Für ihn ist das „Arbeitsplatzabbau mit Ansage“.
Prof. Wilfried Rickels, Forschungsdirektor am Kiel Institut für Weltwirtschaft: „Wenn einzelne Städte oder Regionen vorpreschen, hat das natürlich Signalwirkung, aber der Nutzen eines geänderten Zieljahres ist erst mal gering.“
Sein Vorwurf: Niemand spreche über die hohen Kosten, die die vorzeitige Klimaneutralität verursacht. „Wer nicht sagt, wie Klimaneutralität in den einzelnen Branchen technisch und finanzierbar erreicht werden kann, braucht auch nicht über Jahreszahlen zu fantasieren“, so Rickels.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (59, SPD) und Umweltsenatorin Katharina Fegebank (48, Grüne) Montagmittag im Rathaus
Foto: Marcus Brandt/dpa
Es drohen massenhaft Firmenabwanderungen, sagt der Experte. Das führe nicht zu mehr Klimaschutz, sondern nur zu einer Verlagerung von Emissionen.
► Prof. Michael Berlemann, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), warnt vor vielen Einschränkungen für die Bürger: „Wenn die verbindlichen Zwischenziele nicht erreicht werden, müssen verpflichtend Sofortprogramme (wie Fahrverbote) ergriffen werden, die das Leben und Wirtschaften in Hamburg erratisch beeinflussen.“
Klimawandel als globales Problem benötige eine global abgestimmte Vorgehensweise und sollte zumindest national abgestimmt sein. „Diese Initiative ist das exakte Gegenteil und erzeugt für die Hamburger keine Vorteile, sondern wird vor allem mit spürbaren Kosten einhergehen“, so Berlemann.