Rund 50 neue Mitarbeiter will das Augsburger Luft- und Raumfahrtunternehmen MT Aerospace bis Ende des Jahres noch einstellen. Um genug Bewerber zu finden, organisiert die Firma am 25. Oktober gemeinsam mit der Rocket Factory einen Karrieretag. Wird das Ziel erreicht, würden danach etwa 600 Menschen für MT Aerospace arbeiten; bis 2028 sollen es sogar um die 730 Beschäftigte sein. Das Unternehmen ist nach einer Durststrecke wieder im Aufwind. Und das gegen den allgemeinen Trend – denn die Wirtschaftsflaute belastet derzeit viele Unternehmen in der Region; die Zahl der Arbeitslosen ist so hoch wie lange nicht mehr. Es gibt allerdings auch Firmen wie MT Aerospace, bei denen es gut läuft. Darunter sind große Namen, aber auch weniger bekanntere Akteure.

MT Aerospace: Die Geschäfte mit Raumfahrt und Verteidigung laufen gut

Zeitweilig sah es bei MT Aerospace nicht besonders rosig aus. Das Unternehmen war stark auf die Zulieferung für die Ariane-5-Rakete fokussiert. Als dieses Programm ausgelaufen war und sich die Nachfolgerin Ariane 6 deutlich verzögerte, geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten. Es wurden Arbeitsplätze abgebaut. Jetzt geht es in die andere Richtung. Die Augsburger haben einen Millionenauftrag für die Rakete Ariane 6 bekommen – es geht um die Serienproduktion zentraler Strukturbauteile und Tanks. Doch damit nicht genug: „Wir haben gesehen, dass wir unsere Abhängigkeit von Ariane-Projekten verringern und unser Portfolio erweitern und diversifizieren müssen“, sagt Vorstandsmitglied Bernd Beschorner. Man sei tiefer in den Wachstumsmarkt Raumfahrt und Verteidigung eingestiegen. Unter anderem sei man in der US-Raumfahrt aktiv. „Hier gibt es ein enormes Wachstumspotenzial. Manche Unternehmen planen mehrere 100 Flüge pro Jahr“, so Beschorner. Mittlerweile sei man Weltmarktführer für die Herstellung von sogenannten Dömen für Trägerraketen. „Ohne diese Bauteile hebt keine der Raketen ab.“

Ein Mitarbeiter steht in einer Produktionshalle des Raumfahrtunternehmens MT Aerospace: Die Geschäfte laufen gut.

Icon vergrößern

Ein Mitarbeiter steht in einer Produktionshalle des Raumfahrtunternehmens MT Aerospace: Die Geschäfte laufen gut.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)

Schließen

Icon Schließen

Icon vergrößern

Icon verkleinern

Icon Pfeil bewegen

Ein Mitarbeiter steht in einer Produktionshalle des Raumfahrtunternehmens MT Aerospace: Die Geschäfte laufen gut.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)

Dazu wachse der Bedarf an Satelliten. Auch regelmäßige Missionen zu Mond und Mars werde es geben, ist der Experte überzeugt. Auch hier habe man bereits einen Fuß in der Tür: „Wir haben unter anderem eine Vorstudie für eine Weltraumtankstelle gemacht und Aufträge für eine Mondstation ausgeführt.“ Ein weiterer Boom-Markt sei die Verteidigung. MT Aerospace liefert unter anderem Bauteile für die Raketenabwehr oder Teile des Antriebsstrangs für Boote. Hier sei die Nachfrage „krass gestiegen“, ordnet Beschorner ein. Insgesamt habe man mit dem Einstieg in Zukunftsmärkte auf die richtige Strategie gesetzt. Für dieses Jahr werde der zweithöchste Umsatz seit 2005 erwartet, Personal aufgebaut und im zweistelligen Millionenbetrag investiert.

Everllence: Der Konzern setzt auf Zukunftstechnologien

Personal baut auch Everllence auf. Allein am Standort Augsburg, wo über 4000 Menschen arbeiten, sind rund 100 Stellen ausgeschrieben – mit Schwerpunkt auf den Bereichen technische Entwicklung und Produktion. 2024 verzeichnete das Traditionsunternehmen, das zuvor unter MAN Energy Solutions firmierte, erneut ein Rekordergebnis mit einem Auftragseingang von 5,3 Milliarden Euro, so eine Unternehmenssprecherin. Der Erfolg basiere auf zwei Säulen: Zum einen habe man, auch dank des Engagements der Belegschaft, die Kosten reduzieren und die Effizienz deutlich steigern könne. Dazu sei eine Wachstumsstrategie aufgelegt worden, die auf Zukunftstechnologien setzt. Es geht um die Dekarbonisierung von weltweiten Schlüsselindustrien, also um das Vermeiden von CO₂-Ausstoß. Everllence entwickelt unter anderem Technologien für die CO₂-Abscheidung und -Speicherung, Großwärmepumpen sowie Elektrolyseure.

Aus MAN Energy Solutions wurde Everllence. Das Unternehmen setzt unter anderem auf die Dekarbonisierung von weltweiten Schlüsseltechnologien.

Icon vergrößern

Aus MAN Energy Solutions wurde Everllence. Das Unternehmen setzt unter anderem auf die Dekarbonisierung von weltweiten Schlüsseltechnologien.
Foto: Marcus Merk

Schließen

Icon Schließen

Icon vergrößern

Icon verkleinern

Icon Pfeil bewegen

Aus MAN Energy Solutions wurde Everllence. Das Unternehmen setzt unter anderem auf die Dekarbonisierung von weltweiten Schlüsseltechnologien.
Foto: Marcus Merk

Hier könne man bereits auf Erfolge im Markt verweisen, teilt das Unternehmen mit: „In Esbjerg in Dänemark konnten wir mit 70 Megawatt die weltweit größte Meerwasser-Großwärmepumpe erfolgreich in Betrieb nehmen.“ Sie decke seither ein Drittel des Wärmebedarfs der Stadt Esbjerg und versorge rund 25.000 Haushalte mit klimaneutraler Wärme. Als weltweiter Marktführer für Hochseeschiffsantriebe treibe man auch hier die Energiewende voran. So seien Mehrstoff-Motoren in der Lage, mit einer Vielzahl von klimafreundlichen, alternativen Kraftstoffen wie synthetischem Methanol, synthetischem Methan oder Ammoniak betrieben zu werden.

Solukon: Sie können, was sonst fast keiner kann

Der Erfolg des Augsburger Unternehmens Solukon im Lechhauser Industriegebiet hat dagegen andere Gründe. Das Unternehmen kann etwas, was wenig andere können: Es baut Maschinen zur Entpulverung – dabei geht es um die Entfernung von überschüssigem Pulver aus Bauteilen, die mit dem 3D-Drucker hergestellt werden. Diese Art der Produktion sei stark ausgebaut worden und wird weiter wachsen, ist Firmenchef Andreas Hartmann überzeugt. Es entstehen auf diese Weise Komponenten für Raketenantriebe, für Gasturbinen oder auch Medizinprodukte. „Sie alle funktionieren nur reibungslos, wenn sie absolut frei von Pulvern sind, die nach der Produktion zurückbleiben“, erklärt Hartmann.

Die Firma Solukon aus Augsburg baut Maschinen zur Entpulverung von Bauteilen, die mit dem 3-D-Drucker produziert werden. Andreas Hartmann ist der Geschäftsführer.

Icon vergrößern

Die Firma Solukon aus Augsburg baut Maschinen zur Entpulverung von Bauteilen, die mit dem 3-D-Drucker produziert werden. Andreas Hartmann ist der Geschäftsführer.
Foto: Bernhard Weizenegger

Schließen

Icon Schließen

Icon vergrößern

Icon verkleinern

Icon Pfeil bewegen

Die Firma Solukon aus Augsburg baut Maschinen zur Entpulverung von Bauteilen, die mit dem 3-D-Drucker produziert werden. Andreas Hartmann ist der Geschäftsführer.
Foto: Bernhard Weizenegger

Man habe hier aus Augsburg heraus einen Markt geschaffen, auf dem es zwar den ein oder anderen Nachahmer gebe, man aber weiter als Technologieführer überzeugen könne. Vor allem der enge Austausch mit Kunden und mit den Herstellern der 3-D-Drucker sei Teil des Erfolgs. „Wir begleiten die Entwicklungen so eng, dass wir immer schon eine Lösung haben, bevor der Druck entsteht, eine zu finden.“ Zuletzt sei man um die zehn Prozent gewachsen und stehe gut da. Dabei seien Märkte wie China oder Indien noch bewusst ausgelassen worden. „Wir haben also noch Potenzial und wollen organisch wachsen.“

Ambu: Erfolgreich mit neuen Erfindungen

Bei Medizintechnik-Hersteller Ambu heißt das Erfolgsprodukt „Einmal-Endoskop“. Der dänische Konzern hat in Augsburg einen Forschungs- und Entwicklungsstandort im Innovationspark. Ihn leitet Marc Henzler. Er sagt: „Die Nachfrage nach solchen Einmal-Endoskopen steigt stetig. Das Umsatzwachstum lag zuletzt bei 16 Prozent, bei überdurchschnittlicher Gewinnmarge.“ Und er kennt den Grund. Einmal-Endoskope müssten nach dem Einsatz nicht aufwendig gereinigt werden. Das spare Kosten und Personalstunden. „Damit bedienen wir genau die Thematiken, die viele Krankenhäuser umtreiben“, so Henzler. Weil Einmal-Endoskope nicht gewartet oder repariert werden müssten, seien sie zudem stets verfügbar. Aus Umweltgründen setzt Ambu auf Bio-Plastik und ein eigenes Recycling-Programm.

Marc Henzler leitet den Forschungs- und Entwicklungsstandort des Medizintechnik-Unternehmens Ambu im Augsburger Innovationspark.

Icon vergrößern

Marc Henzler leitet den Forschungs- und Entwicklungsstandort des Medizintechnik-Unternehmens Ambu im Augsburger Innovationspark.
Foto: Annette Zoepf

Schließen

Icon Schließen

Icon vergrößern

Icon verkleinern

Icon Pfeil bewegen

Marc Henzler leitet den Forschungs- und Entwicklungsstandort des Medizintechnik-Unternehmens Ambu im Augsburger Innovationspark.
Foto: Annette Zoepf

Die Medizintechnik sei ein Wachstumsmarkt, von dem nicht alle Mitspieler in gleichem Maße profitieren könnten. Es bedarf einer gewissen Innovationskraft, um erfolgreich zu sein, so Henzler. Ambu habe in seiner Geschichte viele mutige Entscheidungen getroffen, die belohnt worden seien. Dies erlaube nun die nötigen Investitionen. Unter anderem sei die kundenzentrierte Entwicklungsarbeit Teil des Erfolgs. Das Augsburger Team von derzeit rund 80 Beschäftigten soll daher deutlich wachsen, unter anderem um Ingenieure und KI-Experten. Dazu werde weiter in die IT sowie den Auf- und Ausbau der Labore investiert. Am Firmensitz im Weitblick-Gebäude habe man sich bereits weitere Räume gesichert.

  • Andrea Wenzel

    Icon Haken im Kreis gesetzt

    Icon Plus im Kreis

  • Augsburg

    Icon Haken im Kreis gesetzt

    Icon Plus im Kreis

  • MT Aerospace

    Icon Haken im Kreis gesetzt

    Icon Plus im Kreis