Frankfurt am Main/Dresden. Zügellose Euphorie eines Teils seiner Anhänger beim Aufstiegsspiel am 10. Mai in Mannheim kommt Dynamo Dresden womöglich teuer zu stehen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verurteilte den Zweitligisten am Montag zu einer hohen Geldstrafe, weil Dresdner Fans beim 0:1 der Schwarz-Gelben im Carl-Benz-Stadion mit einem Platzsturm für eine Spielunterbrechung gesorgt hatten, als sich herauskristallisierte, dass der damalige Drittligist trotz der sich abzeichnenden Niederlage beim SV Waldhof aufsteigen würde. 100.350 Euro als Buße sollen die Dresdner auch deshalb zahlen, weil nach dem Abpfiff etliche Fans erneut in den Innenraum des Stadions gelangt waren und reichlich Pyrotechnik gezündet hatten.
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Platzsturm sorgt für Aufregung
Vom DFB-Sportgericht wird Dynamo im Detail zur Last gelegt, dass hunderte SGD-Fans ab der 78. Minute in den Innenraum vorgedrungen waren und so ab der 85. Minute eine zehnminütige Spielunterbrechung herbeigeführt hatten. In der konnten Ordnerketten das Aufeinandertreffen der Gästefans mit ebenfalls in den Innenraum gekletterten Mannheimer Anhängern verhindern, eine Massenschlägerei unterbinden. Nachdem Schiedsrichter Lukas Benen noch einmal angepfiffen und die hitzige Partie schließlich zu Ende gebracht hatte, konnten die Sicherheitskräfte aber nicht viel dagegen ausrichten, dass jubelnde Dresdner Fans mit Pyrotechnik wieder auf den Rasen liefen. Sie wollten mit der Mannschaft den fünften Aufstieg des Vereins in die 2. Bundesliga feiern.
Ein Rauchkörper wurde in Richtung eines Polizisten geworfen, zudem schossen Dresdener Anhänger mindestens zehn Raketen in Richtung von Mannheimer Anhängern und Einsatzkräften der Polizei sowie des Ordnungsdienstes.
Aus der Urteilsbegründung des DFB-Sportgerichts
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„Hierbei zündeten die Anhänger mindestens 42 Bengalische Fackeln und sechs Rauchkörper. Ein Rauchkörper wurde in Richtung eines Polizisten geworfen, zudem schossen Dresdener Anhänger mindestens zehn Raketen in Richtung von Mannheimer Anhängern und Einsatzkräften der Polizei sowie des Ordnungsdienstes“, heißt es in einer Mitteilung des DFB vom Montag. Das Sportgericht hat neben dem Sonderbericht des Schiedsrichters auch die TV-Bilder der live übertragenen Partie gründlich ausgewertet, die berittene Polizisten und Hundeführer inmitten von dichten Rauchschwaden und umherlaufenden Fans zeigen.
Dynamo will das Urteil nicht akzeptieren und hat gegen das Urteil Einspruch eingelegt. Eine Stellungnahme zu dieser Entscheidung lehnte der Verein mit dem Verweis ab, man wolle sich nicht zu einem laufenden Verfahren äußern.
700 Beamte im Einsatz
Das Sportgericht bewertete übrigens nur das Geschehen im Stadion, die Vorgänge rund um die Mannheimer Spielstätte hatten auf das Strafmaß keinen Einfluss. Doch auch nach Ende der Partie, in der der SV Waldhof den Klassenerhalt in der 3. Liga sicherte, hatte es noch unschöne Szenen gegeben. Die Polizei meldete damals: „Nach der Begegnung des Spieles kam es im Bereich der Gästetribüne zu mutwilligen Beschädigungen der dortigen Toilettenanlagen. Im Bereich der Theodor-Heuss-Anlage kam es wiederholt zu wechselseitigen Angriffsversuchen der beiden Fanlager, welche durch eine Vielzahl von Einsatzkräften und das niederschwellige Intervenieren verhindert werden konnte.“ Es habe Festnahmen gegeben, 32 Personen seien in medizinische Behandlung gebracht worden. 700 Beamte hätten das Risikospiel abgesichert, Schlimmeres verhindert.
Kann Dynamo das hohe Strafmaß in der Berufung nicht abwenden, dann kann der Verein von den 100.350 Euro zumindest 33.450 Euro für gewaltpräventive Maßnahmen verwenden oder davon Sicherheitstechnik kaufen. Die Mittelverwendung ist bis März 2026 beim DFB nachzuweisen.
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Ärger gab es schon zuvor in Rostock
Für Dynamo ist die Nachricht aus Frankfurt/Main die nächste bittere Pille, nachdem das DFB-Sportgericht den Verein „wegen drei Fällen eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger“ bereits am 16. September zu 113.450 Euro Geldstrafe verurteilt hatte. Anlass waren damals die Vorgänge beim Drittliga-Auswärtsspiel am 22. Februar in Rostock.
Beim FC Hansa hatten Dresdner Schlachtenbummler insgesamt 22 pyrotechnische Gegenstände gezündet und zudem einen Leuchtkörper abgeschossen. In der Halbzeitpause wurden zudem zwei Sicherheitsscheiben an der Grenze zu einem Pufferblock zerstört. Die daraufhin in den Pufferblock entsandten Polizeibeamten wurden aus dem Dresdner Block heraus mit Bengalischen Fackeln beworfen. Es wurden mehrere Polizisten verletzt. Insgesamt wurden 20 Bengalische Fackeln abgebrannt sowie 20 Knallkörper gezündet. Zeitgleich beschossen sich Rostocker und Dresdner Zuschauer mit Signalstiftmunition, wobei die Mehrzahl der Geschosse von Rostocker Anhängern gezündet wurde und der größte Teil der Geschosse im Sicherungsnetz hängen blieb. Der Beginn der zweiten Halbzeit verzögerte sich um 27 Minuten. Darüber hinaus überfielen Dresdner Zuschauer in der Halbzeitpause einen Versorgungsstand im Umlauf, beschossen diesen mit Signalmunition und zerstörten Sicherungsgitter. Das Personal blieb unverletzt. Weiterhin wurden ein Drehkreuz, zwei Toilettenbecken und ein Hydrant beschädigt.
Dynamo akzeptierte auch dieses Urteil nicht, legte Einspruch ein. Die mündliche Verhandlung findet an diesem Dienstag statt. Dass die Strafe deutlich abgemildert wird, ist unwahrscheinlich, wenngleich die Aggressionen wohl zuerst von Rostocker Chaoten ausgegangen waren, als diese sogar Dresdner Spieler beim Aufwärmen mit Pyrotechnik beschossen.
DNN