Eine Frau stellt an einem Thermostaten die Temperatur von einem Heizkörper ein.

Stand: 14.10.2025 08:00 Uhr

In den vergangenen Jahren ist Heizen im Schnitt um 82 Prozent teurer geworden, so der Heizatlas der Firma Techem. Dennoch haben viele Deutsche zuletzt sogar wieder stärker die Heizung aufgedreht.


Ingo Nathusius

Private Wohnungen und Häuser zu heizen, ist teuer geworden und wird auf Sicht nicht wieder billiger. Von 2021 bis 2024 stiegen die privaten Heizkosten im Schnitt um 82 Prozent. Das zeigen Daten der Firma Techem aus Eschborn bei Frankfurt am Main. Techem registriert den Energieverbrauch in Mietwohnungen und wertet seine millionenfachen Daten regelmäßig systematisch aus.    

Die neusten amtlichen Zahlen zu Heizarten sind drei Jahre alt. 2022 wurden demnach mehr als die Hälfte der deutschen Wohngebäude mit Gas erwärmt und ein Viertel mit Heizöl. Fernwärme heizte sieben Prozent der Wohnhäuser. Andere Energieträger hatten geringere Marktanteile.

Fernwärme am teuersten

Techem hat Zugriff auf Daten von 100.000 Häusern mit mehr als einer Millionen Wohnungen. Sie zeigen: Aktuell ist Fernwärme am teuersten. Wer mit Holz oder Strom heizt, kommt am billigsten davon. Gas und Heizöl liegen in der Mitte.  

Üblicherweise führten Preiserhöhungen von vier Prozent dazu, dass ein Prozent weniger geheizt wird, schreibt Techem. Nach Beginn des heißen Kriegs in der Ukraine Anfang 2022 wurde Energie rapide teurer, weil die Gasversorgung umgestellt werden musste. Deutsche Haushalte reagierten mit weit überdurchschnittlichem Energiesparen. Seitdem tut sich bei Verbraucherinnen und Verbrauchern wenig.  

Energiesparen nicht mehr angesagt

Techem hat Daten zum Energieverbrauch für privates Wohnen so bereinigt, dass besondere Kälte- und Wärmephasen ausgeglichen wurden. Trotz weiter gestiegener Preise sei der Energieverbrauch im vergangenen Jahr gleichgeblieben. Im letzten Winter wurden gar steigende Heiztemperaturen gemessen „und ein deutlich nachlassendes Sparverhalten“.

Dieses Jahr dürfte der Verbrauch wieder steigen, „sodass weiterhin mit sehr hohen bzw. nochmals ansteigenden Kosten gerechnet werden muss“, heißt es in dem Datenreport. 

Nachträgliche Wärmedämmung spart weniger

„In der Regel überschätzt“ fasst der Techem- Datenreport die Wirkung von nachträglichen Gebäudedämmungen zusammen. Bei gedämmten Altbauten müsse deutlich mehr geheizt werden, als zuvor errechnet.

Dagegen brauchen neue Häuser, die nach den Regeln von 2014 gebaut wurden, viel weniger Heizenergie als kalkuliert war. Es kommt erkennbar auf moderne, energiesparende Gesamtkonstruktion an.  

Modernes Lüften

Für ein technisches Serviceunternehmen liegt es nahe, für technische Lösungen zu werben. Um den Energieeinsatz und damit Heizkosten und CO2- Belastung zu senken, empfiehlt Techem moderne Technik. „Ein erheblicher Anteil der Raumheizwärme geht durch unkontrolliertes Lüften verloren“, heißt es im Datenreport.

In Mehrfamilienhäusern würden typischerweise 40 bis 60 Prozent der Heizwärme weggelüftet. Techem schwebt vor, nicht mehr übers Fenster zu lüften, sondern durch ausgefuchste Systeme, die alten Mief absaugen und mit seiner Wärme frische Luft vorwärmen.   

Klimavorgaben laut Techem erreicht

Wärmepumpen werden als sehr gute Lösung für Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit geschildert. In Deutschland könne die Hälfte der Wohnungen ohne weiteres an eine Wärmepumpe angeschlossen werden. In weiteren 40 Prozent des Wohnungsbestandes seien Wärmepumpen möglich, wenn zuvor neue Heizkörper eingebaut werden. Denn alte Heizkörper könnten mit den niedrigeren Temperaturen der Wärmepumpen nicht ausreichend Wärme abgeben.  

Für den Weg zu klimaneutralem Leben wurden für die verschiedenen Kohlendioxidproduzenten Werte festgelegt, die nach und nach sinken. Für Gebäude werden die für vergangenes Jahr gültigen Zielwerte bereits unterschritten – zumindest, wenn die Techem-Daten für Mietwohnungen betrachtet werden.   

Zwar gilt es, den Klimawandel auch durch neue nachhaltige Heizungen in den Griff zu bekommen. Das ist fast schon ein wenig ironisch: Denn der Klimawandel hilft umgekehrt beim Energiesparen. „Durch den klimawandelbedingten Temperaturanstieg sinken die tatsächlich Raumheizwärme und Heizenergie im Durchschnitt pro Jahr um 0,6 Prozent“, schreibt Techem.