Jubel brandete auf, als Hasan Altunbas (35), Kapitän von Borussia Dortmund, die Meisterschale in die Höhe reckte. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte wurde der BVB Deutscher Meister der Blindenfußball-Bundesliga. Es war der Höhepunkt der Fußball-Inklusionstage der DFB-Stiftung Sepp Herberger auf dem Nürnberger Hauptmarkt.
Der BVB gewann das entscheidende Spiel am letzten Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga gegen SF BG Blista Marburg mit 2:0. Beide Tore erzielte Top-Stürmer Jonathan Tönsing (26). Nach dem Spiel sagt der zu SPORT BILD: „Einfach geil, macht richtig Bock. Ich freue mich für das gesamte Team, es fühlt sich unfassbar gut an.“
Seit zwei Jahren trainiert Chefcoach Enrico Göbel (43) die Dortmunder. Als er die Mannschaft übernahm, war der Traum von der Meisterschaft noch weit entfernt. Nach dem Schlusspfiff erklärt er: „Eine Spielidee und Prinzipien zu etablieren kostet Zeit. Umso stolzer bin ich, dass sich meine Spielerinnen und Spieler schon heute für die harte Arbeit der letzten beiden Jahre belohnt haben.“
Der 2:0-Sieg gegen Marburg war die Krönung einer dominanten Saison. Sieben Siege aus acht Spielen – dazu klare Erfolge gegen die stärksten Konkurrenten der Liga: 5:0 gegen St. Pauli, 7:3 gegen Stuttgart.
Der Nürnberger Hauptmarkt wurde am vergangenen Wochenende zu einem kleinen Stadion umgebaut – Kunstrasen, Banden, Tribünen. Rundherum: Mitmachstände, Kinder mit Augenbinden, neugierige Passanten, die Blindenfußball zum ersten Mal live sahen.
Die besondere Atmosphäre machte auch vor dem Spielgeschehen nicht halt. Da die Spieler auf akustische Signale angewiesen sind, muss während der Partien absolute Ruhe herrschen. Mehrmals wurde das Spiel kurz unterbrochen – immer dann, wenn die Kirchenglocken des Hauptmarkts läuteten. Während des Finalspiels fand eine Hochzeit statt, dort sorgten die Hochzeitsglocken für eine längere Unterbrechung.
Tönsing brachte den BVB mit einem platzierten Freistoß in Führung, später erhöhte er mit einer feinen Einzelleistung auf 2:0. Der BVB-Mann war nicht nur der Matchwinner, sondern auch der überragende Spieler der Saison: 24 Tore, Torschützenkönig und bester Spieler der Liga.
Nach dem Abpfiff war auch Rudi Völler (65) beeindruckt. Der DFB-Sportdirektor war extra nach dem Länderspiel der A-Nationalmannschaft aus Sinsheim angereist und lobte: „Ich habe schon Ende der 80er in Rom Blindenfußball gesehen. Aber was hier heute geboten wurde, ist technisch und kämpferisch beeindruckend. Hier gibt es keine Jammerei. Natürlich geht es hier auch mal ein bisschen rustikaler zu Werke, aber hier hat man sofort gemerkt: Hier bleibt keiner liegen, hier wird auf die Zähne gebissen – und es geht weiter. Da können sich die Profis mal eine Scheibe abschneiden.“
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Völler überreichte mit DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig (62), Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert (69) und Stiftungskuratorin Monica Lierhaus (55) die Meisterplakette. Als besonderes Geschenk erhielt die BVB-Mannschaft von Völler ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft sowie den Spielball des Länderspiels Deutschland – Luxemburg vom Vortag.
Schirmherr Wotan Wilke Möhring (58) konnte nicht persönlich anwesend sein, schickte aber vorab eine Videobotschaft an die Teams: „Ich habe diese Schirmherrschaft sehr gerne übernommen, weil sie zwei Dinge verbindet, die mir besonders wichtig sind: Fußball und Inklusion. Diese Veranstaltung bringt Inklusion dahin, wo sie hingehört – in die Mitte der Gesellschaft.“
Dann zog sich der BVB-Fan in seiner Video-Botschaft einen schwarz-gelben Schal über die Schultern und sagte: „Der Blindenmannschaft des BVB drücke ich natürlich ganz besonders die Daumen.“ Wenige Stunden später hatte sich dieser Wunsch erfüllt.
Am Abend lud die Sepp-Herberger-Stiftung zur Players’ Night ins Nürnberger Rathaus. Spieler, Trainer, Sponsoren – alle feierten den Abschluss einer unvergesslichen Saison. BVB-Trainer Göbel hob sein Glas und sagte: „Wie wir Deutscher Meister wurden, ist ganz einfach – weil wir eine tolle Mannschaft haben.“